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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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auch. Sie trieben ein gefährliches Spiel. Es war aufregend und machte Spaß, und Lily hatte sich seit sehr langer Zeit nicht mehr so lebendig gefühlt. Aber sie war eine Ehefrau und zweifache Mutter, und Clooney gehörte zu den Männern, die ins Leben einer Frau traten, ihr eine Weile das Gefühl gaben, etwas ganz Besonderes zu sein, und dann wieder verschwanden. Er hatte nie etwas anderes behauptet. Es lag ihm nicht zu lügen – genau wie seine Schwester schoss er direkt aus der Hüfte. Er gab keine Versprechen, die er nicht halten konnte. Sie sprachen über seine Zukunft, was er tun und wohin er gehen würde, nachdem Eve wieder völlig genesen war, und er sagte kein einziges Mal, dass er bleiben würde, und Lily machte auch keine Andeutung, dass sie sich das von ihm wünschen würde. Jeden Tag, an dem es irgendwie möglich war, saßen sie zusammen, sogen einander in sich auf und lebten von jenen Blicken und winzigen Berührungen, die so viel zu bedeuten haben, wenn man sich bis über beide Ohren verliebt. Sie lebten genauso im Augenblick, wie Eve und Ben es getan hatten, weil es im Augenblick weder Ehemann noch Kinder gab, keine Schuldgefühle und keinen Lockruf ferner Länder – es gab nur Lily und Clooney, voller Energie und Funken sprühend.
    Eve hätte blind oder ein emotionaler Vollkrüppel sein müssen, um nichts zu bemerken, doch sie sagte nichts. Sie würde sich nicht einmischen. Das hatte sie bereits einmal getan, und der Preis dafür war zu hoch gewesen.
     
    Der August verging schnell, und Eves Genesung machte gute Fortschritte. Lily machte sich Sorgen über eine Zukunft, in der sie sich nicht mehr um Eve kümmern würde und auch keine Zeit mehr mit Clooney verbringen könnte. Es war unvorstellbar für sie, in ihr altes Leben zurückzukehren. Ich war so lange unglücklich . Wenn Lily sich nicht in Clooney verlor, wenn sie in die reale Welt zurückkehrte, waren ihre Schuldgefühle so immens, dass sie daran zu ersticken drohte. Sie war auf ein absurd niedriges Gewicht abgemagert. Sie litt unter Stresskopfschmerzen und einer Nierenentzündung, die sie nicht in den Griff bekam. Obwohl sie dank der Tabletten inzwischen schlief, hatte sie häufig Schwindelanfälle, und ihr war klar, dass sie nicht mehr lange so weitermachen konnte. Sie grübelte Tag und Nacht darüber nach, welche Konsequenzen eine Trennung für die Kinder hätte. Ihr gesamtes Erwachsenenleben lang war es immer um die Kinder gegangen. Sie hatte sich ihren Kindern gewidmet und ihre Jugend daran verloren, sie großzuziehen. Lily bereute es jedoch keine Sekunde, auch wenn alles, was sie tat, als selbstverständlich hingenommen wurde und sie sich in ihrem eigenen Haus als Mensch zweiter Klasse behandeln ließ. Mutter zu sein war ihre größte Freude und ihre größte Errungenschaft. Doch sie erstickte an ihrem Leben, starb seit vielen Jahren einen schleichenden Tod und war so lange so unglücklich gewesen, dass es keine Rolle gespielt hatte. Auf einmal sah sie Licht und Hoffnung vor sich und die Möglichkeit einer besseren Zukunft. Lily wusste, dass Clooney nicht die Lösung war – sie wusste, dass er niemals bleiben würde –, doch das Gefühl, das er ihr gab, hatte in ihr den Mut entfacht, für ein besseres Leben zu kämpfen. Ich habe etwas Besseres verdient .
    Eines Nachmittags spazierte sie mit Eve und Clooney durch den Park. Eve saß zwar die meiste Zeit noch im Rollstuhl, war aber fest entschlossen, die Krücken zu benutzen, und so gingen Lily und Clooney rechts und links von ihr, während sie fluchend vorwärtstorkelte. Declan hatte eine lange OP auf dem Plan, sodass Lily nicht besonders vorsichtig sein musste. Sie genoss einfach nur einen sonnigen Augusttag mit alten Freunden. Es war völlig harmlos, und sie war glücklich. Sie hatte eine Stunde Mittagspause und verbrachte eine halbe Stunde damit, mit Eve spazieren zu gehen. Als diese erschöpft, aber trotzdem entschlossen war, mit den Krücken auf dem Schoß allein im Rollstuhl in ihr Zimmer zurückzufahren, entschieden die beiden, dass Eve durchaus in der Lage war, mit einem elektrischen Rollstuhl zurechtzukommen. Sie machten es sich auf dem Rasen in der heißen Mittagssonne bequem. Lily fühlte sich bereits den ganzen Tag lang unwohl. Normalerweise erledigte sie ihr Pensum, egal wie schlecht es ihr ging, doch ihr Rücken brachte sie fast um, die Antibiotika, die sie gegen die Nierenentzündung nahm, schlugen nicht an, und sie musste mit Wellen der Übelkeit kämpfen, auch wenn ihr

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