Niemand kennt mich so wie du
Magen so gut wie nichts herzugeben hatte. Clooney breitete sich die Jacke über den Schoß, und sie legte sich hin, während er ihr sanft mit den Händen durch die Haare kämmte. Sie sprachen von früher und dachten an Danny. Lily hatte ihn so sehr geliebt, dass ihr bei der Erinnerung die Tränen in die Augen traten, und Clooney wischte sie zärtlich weg.
«Er hat dich auch geliebt», sagte er.
Als die Stunde vorüber war, stand sie eilig auf, ein bisschen zu schnell, denn ihr wurde schwarz vor Augen. Clooney fing sie gerade noch auf, und sie kam in seinen Armen wieder zu sich.
«Du musst zum Arzt», sagte er.
«Praktisch, dass ich ausgerechnet hier arbeite», antwortete sie lächelnd.
«Du musst auf dich aufpassen», sagte er.
«Mache ich», log sie.
Er nahm sie in den Arm, und sie hielt sich so lange an ihm fest, wie sie sich traute.
«Du kannst so nicht weitermachen», flüsterte er ihr ins Ohr. «Wir können so nicht weitermachen.»
Sobald er sich sicher war, dass es ihr gut ging und sie wieder sicher auf den Beinen stand, rang er ihr das Versprechen ab, sich besser um sich selbst zu kümmern. Sie lächelte ihm zu, verabschiedete sich und ließ ihn allein im Gras sitzen, um darüber nachzudenken, mit welchem Feuer sie spielten.
Clooney sah den Mann mit der Kamera nicht, der sie auf Schritt und Tritt fotografierte. Er hatte ihn weder an diesem Tag noch an irgendeinem anderen Tag des vergangenen Monats bemerkt. Er war es gewohnt, Tag für Tag denselben Gesichtern zu begegnen, sie bildeten lediglich den unscharfen Hintergrund seines Alltags. Er blieb noch ein paar Minuten im Garten sitzen, ehe er zurück zu seiner Schwester ging. Als er an dem Typen vorbeiging, der auf einer Bank saß und den Brunnen fotografierte, machte er eine Bemerkung über die tolle Kamera. Der Typ lächelte und nickte ihm zu, und Clooney ging weiter, völlig ahnungslos, dass er unter Beobachtung stand, dass Beweise gesammelt wurden und dass Lily in Gefahr war.
Als Adam nach dreitägiger Pause wieder in Eves Zimmer auftauchte, war er ziemlich kleinlaut.
«Und?», fragte sie.
«Und was?»
«Wie war dein Date?», fragte sie, und er entspannte sich und setzte sich hin, seufzte und erzählte es ihr.
«Du hattest recht», sagte er.
«Sie war hässlich.»
«Nein», antwortete er. «Nur nicht mein Typ.»
«Wann darf ich hier raus?»
«Na ja, du machst wirklich gute Fortschritte. Wenn alles so weiterläuft, vielleicht nächste Woche.»
«Und dann gehst du mit mir aus?»
Er schüttelte den Kopf, doch er tat es mit einem Lächeln, und sie wusste, dass er ernsthaft über ihren Vorschlag nachdachte. Etwa eine Minute lang sagte keiner von beiden ein Wort, zufrieden damit, in der Gesellschaft des anderen zu schweigen.
Eve betrachtete Adam. Er war so sehr mit Nachdenken beschäftigt, dass sie den Hamster in seinem Laufrad fast bildlich vor sich sah.
«Was denkst du?», wollte sie wissen.
«Ich denke, dass Lily dabei ist, sich in deinen Bruder zu verlieben.»
«Oh, das ist dir also nicht entgangen.»
«Ist auch schwer zu übersehen.»
«Stimmt, wenn man selbst Interesse hat.»
«Das kann ich nicht einfach so abschalten.»
«Ich weiß.»
«Glaubst du, sie wird Declan verlassen?», wollte er wissen.
«Weiß ich nicht.»
«Liebt er sie?»
«Wer? Clooney?», fragte sie.
Adam nickte.
«Ich glaube, er hat sie schon immer geliebt», antwortete Eve. «Aber Clooney ist ein Zugvogel. Es mag zwar sein, dass er ist, was Lily will, aber er wird nie sein, was sie braucht.»
«Weshalb magst du mich, Eve?»
«Du bist freundlich, offen, du hast ein wunderbares Lachen, einen tollen Sinn für Humor, du bist kultiviert, aber du definierst dich nicht über das, was du tust. Du bist sexy, gut gebaut, warmherzig, und ich glaube, du bist wirklich gut im Bett. Wo wir gerade beim Thema sind, wann glaubst du, bin ich wieder fit genug?»
Er lachte. «Du bist eine sehr interessante Frau», sagte er.
«Okay. Das ist doch schon mal ein Anfang.»
«Ich habe neulich von dir geträumt», sagte er.
«Gut oder schlecht?»
«Gut, sehr gut», antwortete er, und sie grinste.
«Das klingt doch schon nicht schlecht!»
Es war Freitagabend. Clooney traf sich mit Gar und Paul auf einen Drink im Pub um die Ecke. Gar hatte Paul endlich verziehen. Er hatte ihm einen Monat lang die kalte Schulter gezeigt und war schließlich zu der Erkenntnis gelangt, dass Menschen sich nun mal nicht ändern. Außerdem hatte Paul ihn angerufen und gebeten, sein Trauzeuge
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