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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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doch Eve war fest entschlossen, und der erste Gehversuch wurde als durchschlagender Erfolg gewertet, obwohl sie ihn nach sechs Schritten und einem Schwindelanfall abbrechen musste. An dem Tag, als sie nicht mehr aus dem Bett und wieder hinein gehoben werden musste, flossen Freudentränen – nicht zuletzt deshalb, weil ihr ab jetzt Normans a h-aon, a dó, a trí erspart blieb. Es sind die kleinen Dinge. Das erste richtige Vollbad fühlte sich wie das Paradies an. Die erste Dusche war der reinste Segen, auch wenn Eve im Sitzen duschen musste und von einer Krankenschwester namens Monica begleitet wurde, die ohne Punkt und Komma über die Laktoseintoleranz ihrer Nichte redete. Das Wasser strömte auf sie herunter, sie schloss die Augen und fühlte sich wie in einem Tropensturm. Weißt du noch, Ben? Als ich dir von meiner Zeit mit Clooney in Kenia erzählt habe? Das hat sich genauso angefühlt. Sie redete oft mit Ben, auch wenn sie wusste, dass er sie nicht hörte. Es spielte keine Rolle, sie mochte einfach den Klang seines Namens. Manchmal verfluchte sie ihn regelrecht, zum Beispiel wenn ihre Verdauung nicht mitspielte und sie eine Stunde lang auf die Kloschüssel gefesselt war, dazu verdammt, das Poster an der Tür anzustarren. Es zeigte einen braunen Sack mit zwei Spritzen und quer darüber das Wort «Gesundheitsgefährdung». Darunter stand: «Achtung. Ansteckungsgefährliche Stoffe sind korrekt zu entsorgen.» Ja, Ben, ich versuch es ja! Ich versuche es! Ich komme mir vor, als würde ich ein Kind zur Welt bringen. Wo wir gerade dabei sind: Es tut mir leid, dass du nie Vater werden konntest. Ich glaube, du hättest das toll gemacht. Manchmal erzählte sie ihm von Adam. Er ist nett, Ben. Er ist freundlich, und wenn ich ihm was erzähle, dann lacht er – sowohl wenn ich lustig sein will, aber auch wenn ich todernst bin. Er findet mich unterhaltsam. Das gefällt mir. Wenn ihr Physiotherapeut sie mal wieder quälte, sie schwitzte, Schmerzen hatte und erschöpft war, sank sie in ihr sauberes, weißes, hartes Bett, schloss die Augen und erzählte ihm, wie alles hätte sein können. Ich hätte dir anbieten sollen, dich rauszukaufen. Ich hätte in dich investieren sollen, anstatt dich zu vögeln. Du hättest deine Firma retten können, und dein Leben mit Fiona wäre wieder in normalen Bahnen verlaufen. Ben, wo bist du jetzt? Irgendwo oder nirgendwo? Ist wirklich alles vorbei gewesen, als sie dich abgeschaltet haben? Wusstest du es? Hast du sie weinen hören? Hast du still schreiend um mehr Zeit gefleht, oder hast du gerne losgelassen? Bist du fort? Es hätte mich treffen sollen, es hätte mich treffen sollen, es hätte mich treffen sollen. Es tut mir leid, Ben. Es tut mir leid, dass ich schwach war und dumm und egoistisch, und ich weiß, dass es dir auch leidtut.
    Wenn sie dann nach ein oder zwei Stunden Mittagsschlaf die Augen aufschlug, konzentrierte sie sich auf das Plakat.
     
    Die Botschaft ist in allen Sprachen gleich!
    Operite ruke
    Lavarsi le mani
    Lávese las manos
    Xin jay rura tay
    Hände waschen
     
    Danach war das Fenster dran. Ach, da bist du ja, Patty. Nach einem Blick auf die Uhr schaltete sie den Fernseher an. Es ist zwei Uhr nachmittags, also Zeit für Ellen . Kennst du Ellen, Ben? Sie ist wirklich großartig! Als Mensch, der sonst nie viel fernsah, brachte Eve dem Medium einen neu gewonnenen Respekt entgegen. Sie sah sich Sendungen an, die sie noch nicht kannte, amerikanische Polizeiserien wie «Bones – Die Knochenjägerin» (lustig) und «Criminal Minds» (abgefahren). Sie mochte Krankenhausserien wie «Grey’s Anatomy» und «Dr.   House», in erster Linie weil sie sich mit den Patienten identifizieren konnte. Aber ihre absoluten Lieblingssendungen waren die Talkshows. Sie waren für Eve eine Offenbarung, auch wenn sie die meisten Gäste nicht kannte. Doch die eigentlichen Stars der Sendungen waren sowieso die Gastgeber. Menschen wie Ellen, Graham Norton, Piers Morgan und Conan O’Brien wurden Eves neue alte Freunde.
    Adam kam beinahe jeden Tag auf einen Besuch vorbei, und obwohl sie ihm drohte, nicht mehr mit ihm zu sprechen, als er ihren ursprünglich vereinbarten Entlassungstermin nach hinten verschob, verzieh sie ihm rasch. Auf ihre ganz eigene Weise waren sie sich mittlerweile sehr nahe gekommen.
    «Was machst du heute noch?», fragte sie ihn eines Tages nach «Ellen» und «Coronation Street».
    «Ich habe ein Date», antwortete er.
    «Ein Blind Date oder mit jemandem, den du wirklich kennst

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