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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Hollandaise, als das Krankenhaus anrief. Es war ein Notfall, und Declan hatte keine Zeit mehr für Eier Benedict. Er lies die Zeitung ungelesen auf dem Tisch liegen und angelte sich einen Apfel aus der Obstschale.
    «Verdammt, ich hatte mich echt darauf gefreut!», sagte er und küsste sie auf die Wange.
    Er rannte zur Tür hinaus, und Lily goss die Hollandaise in den Ausguss, ehe sie die Würstchen mit dem Speck und das Rührei servierte. Sie setzte sich zu ihren Kindern an den Tisch. Sie trank Kaffee, während die beiden aßen. Das war ihr Morgenritual, solange sie denken konnte. Seitdem die Kinder auf der Welt waren, hatten sich Lilys Mahlzeiten irgendwann von drei auf zwei und manchmal sogar auf eine einzige am Tag reduziert, je nachdem, wie viel sie zu tun hatte.
    «Ich habe mir überlegt, dass ich vielleicht bei Großvater in der Werkstatt arbeiten könnte», sagte Scott, als er zur Hälfte fertig war.
    «Ach, ich weiß nicht recht», antwortete Lily.
    «Wieso können wir ihn nicht wenigstens fragen?» Er kannte die Antwort auf diese Frage, und das war auch der Grund, weshalb er sie in Gegenwart seines Vaters nicht gestellt hatte.
    «Du weißt doch, wie dein Dad zu seinem Vater steht.»
    «Es ist ein Job, und du hast ja gehört, was er gesagt hat – es ist nicht leicht, in dieser Wirtschaftslage was zu finden. Ich will nicht ohne einen Cent in der Tasche aufs College gehen.»
    «Das wird auch nicht passieren.»
    «Als Dad so alt war wie ich, hat er auch dort gearbeitet, und ich weiß, dass Großvater mich wirklich gern bei sich hätte. Mit dem Auto ist es ein Katzensprung.»
    «Ich habe mit deinem Vater über eine angemessene Unterstützung gesprochen», sagte Lily.
    «Ich möchte aber nicht völlig von euch abhängig sein. Hör mal, ich weiß, dass er und Großvater nicht besonders gut miteinander klarkommen, aber ich schon.»
    «Und das ist wunderbar.»
    «Also?»
    «Also, dann spreche ich mit deinem Vater.»
    «Wirklich?»
    «Ja. Wirklich.»
    «Danke, Mum!»
    Er stand auf, verschwand die Treppe hinauf und zog sich noch im Gehen das T-Shirt aus.
    Lily trat auf den Flur hinaus und sah ihm nach, die Hände in die Hüften gestützt.
    «Ich dachte, du wolltest los, um dir einen Job zu suchen!», rief sie.
    «Warten wir doch erst mal ab, was Dad zu der Idee sagt», antwortete er grinsend.
    «Du hast doch schon längst mit deinem Großvater gesprochen, habe ich recht?»
    Er nickte. «Danke, Mum», sagte er und ging zurück ins Bett. Sie schmunzelte. Scott wusste genau, wie er mit seinen Eltern umgehen musste, und besonders, wie er seine Mutter um den Finger wickeln konnte. Du wärst ein guter Politiker, mein Sohn. Raffiniert genug bist du jedenfalls.
    Daisy hatte sich beim Essen schon immer besonders viel Zeit gelassen – schon als sie noch ein Baby war, dauerte es Stunden, sie zu füttern. Sie spielte mit ihrem Essen, knabberte an winzigen Happen herum und würde doch niemals aufstehen, solange noch ein Essensrest auf ihrem Teller lag. Wenn alle anderen Familienmitglieder bereits beim Nachtisch saßen, war sie immer noch mit der Vorspeise beschäftigt. So war sie eben. Lily setzte sich wieder zu ihrer Tochter an den Tisch und schenkte sich die zweite Tasse Kaffee ein. Daisy übte ihre Fingerläufe trocken und summte leise dazu. Lily summte mit und imitierte die Handbewegungen ihrer Tochter, bis es so aussah, als spielten sie vierhändig Klavier. Sie beobachteten einander und waren in völligem Einklang.
    «Perfekt!», sagte Lily.
    Daisy grinste. In dem Anspruch an sich selbst, perfekt zu sein, besaß sie große Ähnlichkeit mit ihrer Mutter, und sie duldete keinerlei Versagen. Daisy war zwar nicht von Natur aus mit der Intelligenz und Begabung ihrer Mutter gesegnet, aber sie besaß Verstand, Talent und die Arbeitsmoral und den Elan ihres Vaters, und das machte es mehr als wett. Daisy pickte weiter in ihrem Rührei herum und erzählte Lily die Geschichte von einem Jungen in ihrer Klasse, der das ganze Jahr über gemein zu ihr und ihren Freundinnen gewesen und jetzt ins Heim gekommen war.
    «Das ist doch schrecklich, Mom, oder?»
    «Fürchterlich.»
    «Er war so gemein zu Tess. Einmal hat er sogar gedroht, ihr die Jogginghose runterzuziehen.»
    «Das hat er aber nicht gemacht, oder?»
    «Nein, aber sie hatte solche Angst davor, dass sie die Hose den ganzen Tag krampfhaft festgehalten hat.»
    «Klingt, als wäre er ziemlich fies.»
    «Ist er auch, aber Tess hat erzählt, dass sein Vater ihn immer ziemlich übel

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