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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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und stand auf, um zu gehen.
    «Wo gehst du hin?», fragte Lily.
    «Das willst du gar nicht wissen.»
    «Jetzt schon.»
    «Hat was mit Nacktsein zu tun», erwiderte er grinsend.
    «Verschwinde!», sagte sie, und als er draußen war, erlaubte sie sich ein leises Lächeln.
    Dylan schmeckte Lilys Hähnchen. «Lecker!», sagte er ununterbrochen. «Ich wünschte, du würdest bei uns wohnen.» Ich auch , dachte Lily.
    Tess war ebenfalls ein großer Fan von Lilys Kochkünsten. Sie kam oft zum Abendessen, denn ihre Mutter arbeitete lange, und ihr Vater war seit Jahren von der Bildfläche verschwunden. Lily kümmerte sich ganz besonders um sie und lud Tess grundsätzlich zu sämtlichen Familienunternehmungen ein, sodass es sogar Daisy auffiel.
    «Wieso kommt Tess eigentlich mit nach Frankreich?», wollte sie wissen, als sie Tess zum ersten Mal mit in Urlaub nahmen.
    «Willst du sie denn nicht dabeihaben?», fragte Lily zurück.
    «Natürlich, aber ich will wissen, warum.»
    «Weil sie deine Freundin ist.»
    «Cool! Dürfen Josh, Cedric und Ethan auch mit?», fragte Scott.
    «Nein.»
    «Okay. Dann eben nur Josh.»
    «Nein.»
    «Warum denn nicht? Warum darf Tess dann mit?»
    «Weil ich es sage.»
    «Das ist total unfair!», hatte er gerufen und türenknallend den Raum verlassen. Es stimmte ja: Es war unfair, aber so war das Leben nun mal, und das wusste niemand besser als Lily.
    Es war schön, zur Abwechslung mal dankbare Kinder im Haus zu haben.
    «Vielen Dank, Lily, das war richtig lecker», sagte Tess.
    «Gern geschehen, Süße. Und was ist mit dir, Daisy?»
    «Ich würge es runter, oder nicht?»
    «Ja, mein Engel, das tust du», sagte Lily, und Tess und Dylan mussten lachen. Declan kam um 19.30 Uhr nach Hause. Er war müde und schlechter Laune. Er setzte sich an den Esstisch, und sie trug das Abendessen für sie beide auf.
    «Ich habe nur eine Stunde. Ich muss noch mal zurück ins Krankenhaus, um nach einem Patienten zu sehen.»
    «In Ordnung.»
    «Du siehst hübsch aus», sagte er.
    «Danke sehr.» Du kannst mich mal.
    «Ist das neu?»
    «Nein.» Ja.
    «Ich kann mich nicht erinnern, dieses Kleid schon mal an dir gesehen zu haben.»
    «Tatsächlich? Vielleicht leidest du ja an verfrühter Altersdemenz.» Ich drücke mir die Daumen.
    Er lächelte. «Oh, du hältst dich wohl mal wieder für besonders witzig.»
    Er aß und ging.
    Lily räumte ab und stellte die Teller in die Geschirrspülmaschine. Idiot! Es ist ja schließlich nicht so, als käme das Geld für dieses Kleid von deinem Bankkonto, du Geizkragen!
    Lily und Declan hatten noch nie ein gemeinsames Konto besessen, außer natürlich damals, als sie die Alleinverdienerin war. Auf Lilys Konto wurden ihr Schwesterngehalt und das Kindergeld eingezahlt, und auf Declans Konto ging das Einkommen eines renommierten Herzchirurgen ein. Er bezahlte die Raten fürs Haus und die laufenden Kosten, und sie bezahlte die Einkäufe, die Dinge, die sie brauchte, und alles, was die Kinder betraf. Lilys Kinder besaßen einen teuren Geschmack, und sie versuchte immer, ihnen nur das Beste zu besorgen. Für sich selbst kaufte Lily in Secondhand-Designerläden ein oder besorgte sich Stoffe. Zur Designerin hätte es vielleicht nicht gereicht, aber sie konnte doch gut mit der Nähmaschine umgehen. Das schwarze Kleid hatte sie kürzlich in einer teuren Boutique gekauft. Es war ein einzelner Restposten und um siebzig Prozent reduziert gewesen. Sie hatte sich nach einem besonders harten Tag damit belohnt, und sie würde sich sicher nicht von ihrem Ehemann, der ausschließlich Maßanzüge trug, vorhalten lassen, dass sie Geld für sich selbst ausgab, das eigentlich für ihre Kinder bestimmt war.
    «Dann komm aber nicht heulend zu mir gelaufen, wenn Scott neue Turnschuhe braucht», pflegte er zu solchen Gelegenheiten zu sagen.
    «Gott bewahre, nein, natürlich nicht, du bist schließlich nur sein Vater.»
    «Ich habe es dir schon mal gesagt, Lily, wenn du von meinem Geld leben willst, dann häng deinen Job an den Nagel.»
    Diese Unterhaltung steigerte sich dann zu einem Streit und führte zu einer Diskussion über die zwei Male in zwanzig Jahren, als sein Abendessen zu spät auf den Tisch gekommen war, oder darüber, warum es ihr so wichtig war weiterzuarbeiten. Daraus wiederum erwuchs unweigerlich ein unangenehmes Gespräch über ihr Bedürfnis, es immer allen Leuten recht machen zu müssen, und wieso sie sich ständig durchs Leben flirten musste. Schließlich endete dieses Wortgefecht unweigerlich

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