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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Kuh war und sie einen Scheißkerl geheiratet hatte und dass sie die Zähne zusammenbeißen und weitermachen musste. Lily liebte ihren Mann. Er war der einzige Mann, der sie wirklich brauchte und wollte. Zwischen ihnen gab es auch Augenblicke großer Zärtlichkeit, und wenn er sie witzig fand – was seinen bissigen Kommentaren zum Trotz oft der Fall war –, trug sein Lachen ihre Seele in ungeahnte Höhen empor.
    Ja, Lily war die Erste, an die man sich wandte, wenn es Schwierigkeiten gab, aber sie stand ganz unten auf der Liste, wenn es um vormittägliche Kaffeerunden oder nachmittäglichen Klatsch ging. Lily war nicht gut im Tratschen. Man traute ihr nicht über den Weg, was die eigenen Männer betraf, und über wen sollte man auch lästern, wenn Lily dabei war? Bei ihren Arbeitskollegen war Lily zwar beliebt, aber sie besaß keine wirklichen Freunde. So hart sie auch daran arbeitete, anderen zu gefallen, und sosehr sie auch den Anschein erweckte, alles unter Kontrolle zu haben, tief innen war sie immer noch eine Außenseiterin in ihrem eigenen Leben, und die quälende Stimme, die ihr ununterbrochen ins Ohr flüsterte und ihr einzureden versuchte, dass sie eine wenig liebenswürdige Verliererin sei, wurde von Jahr zu Jahr ein wenig lauter.
    Lily hatte ungefähr die Hälfte der Mahlzeiten für die kommende Woche gekocht, als das Telefon klingelte. Es war Jim. Nancy war aus dem OP zurück, die Chancen, dass ihr Auge gerettet werden konnte, standen gut, und das Gehirn hatte keine Verletzung davongetragen.
    «Oh, Jim, das freut mich sehr!»
    «Wenn du nicht gewesen wärst, Lily.»
    «Mach dich nicht lächerlich. Das war doch selbstverständlich.»
    «Ehrlich, Lily, ich bin dir sehr dankbar. Gibt es irgendetwas, das ich für dich tun kann?»
    «Ich bin einfach nur froh, dass es ihr gut geht.»
    Es klang, als hätte er geweint. Er war aufgewühlt und erschöpft.
    «Vielleicht ein Drink irgendwann mal? Nur du und ich?»
    Ist das jetzt eine Anmache? Nein. Sei nicht albern, Lily. Natürlich nicht.
    «Ich glaube nicht, dass Declan allzu begeistert davon wäre.»
    «Dann erzähl’s ihm nicht.»
    Oh nein! Jetzt wird’s unangenehm.
    «Und Rachel? Wie geht es ihr?»
    «Hat mich zur Schnecke gemacht.»
    «Sie wird drüber wegkommen.»
    «Klar, aber erst, wenn ich tot und begraben bin und sie lange genug auf meinem Grab getanzt hat», sagte er, und Lily lachte. «Ich meine es ernst. Ich weiß, dass Declan auch nicht ganz einfach ist. Wenn du also je Lust haben solltest, was trinken zu gehen?», sagte er.
    Oh Gott. Lily antwortete nicht. Sie wusste, dass ihr Mann auf die Nachbarn ziemlich überheblich wirken konnte, und wenn er getrunken hatte, wurde er ihr gegenüber manchmal ein wenig sarkastisch, vor allem wenn andere Männer ihr zu viele Komplimente machten. Er erinnerte andere gerne daran, dass er der Boss war und sie seine Frau. Sie nahm es leicht, und falls es nötig wurde, das Gesicht zu wahren, nutzte sie ihre Klugheit und ihren Humor, um ihm und den anderen zu zeigen, dass sie es durchaus mit ihm aufnehmen konnte, ohne die Stimmung zu verderben oder Theater zu machen. Jim war der Allererste ihrer Nachbarn, der eine Bemerkung dazu machte, und das tat weh.
    «Dylan geht es gut», sagte sie mit einem Blick auf die Uhr. «Er ist total erledigt, und ich bringe ihn gern bei uns ins Bett, falls das in Ordnung ist.»
    «Ja, gerne, vielen Dank. Wann soll ich ihn abholen?»
    «Ich muss um sieben aus dem Haus, aber Declan ist bis acht Uhr hier, und Scott und Daisy sind auch da. Komm einfach, wann es dir passt.»
    «Danke.»
    «Gern geschehen.»
    «Lily?»
    «Ja?»
    Am anderen Ende herrschte Schweigen, und sie meinte, ihn einatmen und leise schniefen zu hören.
    «Danke noch mal.»
    «Schon gut.»
    Sie legte auf und machte sich wieder daran, eine Form Lasagne, einen Sheperd’s Pie, einen Lammeintopf und einen großen Topf Tomatensuppe mit Basilikum zu kochen. Als sie fertig war, war es nach Mitternacht. Sie deckte die Schüsseln mit Frischhaltefolie ab und stellte sie auf die Küchenanrichte. Sie schlief auf dem Sofa ein, während sie darauf wartete, dass alles so weit abgekühlt war, um portioniert und eingefroren zu werden. Sie wachte um kurz nach zwei Uhr morgens mit einem steifen Nacken auf. Sie verteilte die einzelnen Mahlzeiten auf Tupperdosen, die mit Declan, Scott und Daisy beschriftet waren, und schichtete sie so in den Gefrierschrank, dass sie leicht zu lesen waren. Sie fiel ins Bett und war froh, dass ihr Mann tief und

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