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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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fest schlief. Ihr tat immer noch die Schulter weh, aber wenigstens war sie im Schritt nicht mehr wund. Sie hörte Scott nach Hause kommen und wusste anhand der Lautstärke und des Zeitraums, den er brauchte, um von der Haustür zum Kühlschrank zu kommen, dass er betrunken war. Zu erschöpft, um sich damit auseinanderzusetzen, machte sie die Augen zu und hoffte, dass ihr Sohn das Haus nicht abfackelte.

3
    Es geschehen die seltsamsten Dinge
    SONNTAG, 8. JULI 1990 
     
    Liebe Lily,
    ich bin so sauer! Ich fange gar nicht erst davon an, was Declan für ein Arschgesicht ist! Ich fass es nicht, dass du ihm das durchgehen lässt. Weißt du, ich bin wirklich verletzt! Wenn wir eine bestimmte Uhrzeit verabreden würden, zu der du an deiner Telefonzelle bist, würde ich dich auch anrufen – natürlich nur, wenn es Declan nichts ausmacht und du fünf Minuten entbehren kannst. Und dabei bin ich im Augenblick echt angepisst von dir! Oh, und keine Angst, ich habe dem lieben Declan natürlich nichts über Colm oder die andere da erzählt. (Ihren Namen weiß ich nicht mehr, und ich bin viel zu sauer, um deinen Brief rauszukramen.) Aber ganz im Ernst: Ich finde es schon ziemlich traurig, wenn du deinem Freund nicht erzählen kannst, dass du neue Leute kennengelernt hast. Ich meine, was erwartet er denn? Wäre er froh darüber, wenn du den ganzen Tag nur arbeiten und ihm nachheulen würdest? Und bitte beantworte diese Frage nicht, denn wir wissen beide, wie die Antwort lautet, und außerdem habe ich keinen Bock auf Ausreden. Wie du in deinem Brief selbst gesagt hast, du liebst ihn, und damit hat sich die Sache. Ich wünschte nur, du würdest mich wenigstens halb so sehr lieben wie ihn. (Nein, das meine ich jetzt nicht lesbisch!) Wo war Declan denn damals, als du in der Grundschule gehänselt worden bist? Ich war diejenige, die Megan Murphy die Haare ausgerissen und sie so fest gezwickt hat, dass man die Narben heute noch sieht! (Sie hat sie mir Ostern in der Disco gezeigt. Sie waren winzig, quer über den Knöcheln, wirklich, ganz schlimm! PEINLICH.) Ich war diejenige, die dich nach Hause geschleift und ins Bett verfrachtet hat, als du so besoffen warst, dass du nicht mehr wusstest, wo du wohnst, und zwar ohne dass deine Mutter was mitgekriegt hat, obwohl sie noch im Wohnzimmer beim Kreuzworträtsel saß. Sie hätte dich rausgeworfen, wenn sie dich in dem Zustand erwischt hätte, und nur dank meiner Bemühungen bist du damals ungeschoren davongekommen. Ich bin diejenige, die bei jedem Minidrama mit Declan zur Stelle ist. Ich bin diejenige, die die Scherben aufsammelt, wenn ihr euch mal wieder streitet. Ich bin diejenige, die immer an deiner Seite ist. Ich bin diejenige, die dir nichts als Glück wünscht. Ich bin diejenige, die dich wirklich liebt und noch mal: Das ist nicht lesbisch gemeint! Obwohl ich niemals darauf bestehen würde, dass du dein GANZES Geld mit mir vertelefonierst, wenn ich eine Lesbe wäre und du meine Freundin. Ich bin vielleicht eine Zicke, aber ganz bestimmt kein egoistisches Arschgesicht, und mehr habe ich zu dem Thema nicht zu sagen.
    Und jetzt zu meinen Neuigkeiten. Du wirst es nicht glauben! Gar, Arschgesicht, Paul und ich waren neulich abends im Pub, und jetzt rate mal, wer auch da war, und zwar mit völlig neuem Look? GLENN MEDEIROS!!! Dabei hat er sich lediglich die dämliche Dauerwelle abgeschnitten, und statt eine dieser albernen Hemdblusen zu tragen, hatte er ein Bruce-Springsteen-T-Shirt und Jeans an. Er sieht richtig, richtig gut aus! Wie ein ganz anderer Mensch. Als wäre eine gute Fee vom Himmel geschwebt und hätte ihren Zauberstab über seinem Kopf geschwungen. Ich habe mit Gar und Paul was getrunken (und Arschgesicht kategorisch ignoriert, aber keine Sorge, er war wie immer viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um was zu merken), und dann habe ich mich zu Glenn rübergestellt. Er saß mit zwei Jungs an der Bar, die ich nicht kannte. Ich weiß, es klingt blöd, wenn man sich vorstellt, dass ich ihn bis vor ganz kurzer Zeit noch für einen Freak gehalten habe, aber ich war ziemlich aufgeregt, und jedes Mal wenn ich (ehe ich zu ihm hin bin) ihn dabei erwischt habe, wie er zu mir rüberschaute (was echt oft war), tat ich so, als hätte ich nichts gemerkt, aber mal im Ernst: Man hätte schon taub und blind sein müssen, um das nicht mitzukriegen. Bei der CIA hätte er jedenfalls keine Chance, so viel steht fest. Mir hat sich jedes Mal, wenn ich ihn beim Rüberschauen erwischt habe, sofort

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