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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Abschiedsnachricht. Er übertrug die restliche Abwicklung einem Kollegen und verließ Afghanistan, ohne sich noch mal umzudrehen.
     
    Clooney saß auf dem Besucherstuhl, betrachtete Eve und machte sich ein Bild von dem Schaden, den der Rote Unhold angerichtet hatte. Sie seufzte.
    «Du siehst aus, als wärst du im Krieg gewesen», sagte er.
    «Tja, der Verkehr war mörderisch», antwortete sie in dem Versuch, ihre Situation herunterzuspielen, doch es klang wenig überzeugend. Ben ging ihr keine Sekunde lang aus dem Kopf, sodass ein wirklich aufrichtiges Lächeln unmöglich war. «Es ist schön, dich zu sehen.»
    «Ich hätte mich lieber an einem Strand mit dir getroffen.»
    «Ich auch», sagte sie. «Weißt du noch, Bali?»
    «Wie könnte ich das vergessen?»
    «Das hätten wir öfter tun sollen.»
    «Du hast immer gearbeitet.»
    «Die Zeiten sind vorbei.»
    «Dann tun wir es wieder.»
    «Jetzt arbeitest du immer.»
    «Ich bin fertig», sagte er. «Der Vertrag wäre in zwei Wochen sowieso ausgelaufen. Jerry macht die Abwicklung. Ich bin raus.»
    «Ach, bin ich froh! Der Krieg steht dir nicht.»
    «Du hast recht.»
    «Und jetzt? Ab an den Strand?»
    «Sobald du mitkommen kannst.»
    «Du musst das nicht tun, Clooney.»
    «Weiß ich.»
    «Aber es ist wirklich schön, dich zu sehen.»
    «Und jetzt zurück zu dir», sagte er. «Erzähl.»
    Clooney war der einzige Mensch, der von ihren Treffen mit Ben wusste, und er hatte sie vor den Gefahren gewarnt, die es mit sich brachte, mit einem verheirateten Mann zu schlafen, vor allem wenn der behauptete, glücklich zu sein. Sie hatte weder Paul, Gar noch Gina in ihr schmutziges Geheimnis eingeweiht. Es gab keinen Grund, dass sie davon erfuhren, und hätte Clooney sie nicht dabei erwischt, wie sie in der Parallelstraße von zu Hause aus Bens Auto stieg, hätte sie auch ihm nichts davon erzählt. Ben war Eves beschämendes Geheimnis. Sie hatte zwar keine Angst vor der Hölle, aber dennoch moralische Gewissensbisse. Sie wusste, dass ihre Affäre falsch war, und das machte ihr zu schaffen.
    «Wenn es sich falsch anfühlt, ist es falsch», hatte Danny immer gesagt, und es hatte sich tatsächlich falsch angefühlt, auch wenn es sich gut angefühlt hatte. Eve war schon immer ein sehr nüchterner Mensch gewesen. Sie sprach die Dinge aus, wie sie waren, ungeachtet der Konsequenzen. Sie tat, was zu tun war. Sie entschuldigte sich nicht dafür, wer sie war. Sie mochte keine Heimlichkeiten, das reizte sie einfach nicht. Sie verabscheute den Verrat, der mit ihren Treffen unweigerlich verbunden war. Doch zugleich war sie süchtig nach dem Blick, mit dem Ben sie jedes Mal ansah, und das war der einzige Grund, weshalb sie ihn doch immer wieder traf. Seit ihrer Rückkehr nach Irland hatte sie sich eingeredet, dass ihre Beziehung sich verändert hätte und sie nur versuchte, ihm bei seinen Geschäftsproblemen zu helfen. Dann hatten sie Sex und wurden von einem Auto überfahren. Eve glaubte vielleicht nicht an einen Gott oder die göttliche Vorsehung, aber sie akzeptierte die Möglichkeit, dass das Universum ihnen etwas sagen wollte. Wenn es sich falsch anfühlt, ist es falsch.
    In der folgenden Stunde erzählte Eve Clooney vom Verkauf ihres Unternehmens, ihrer Rückkehr nach Hause, wie sie Ben helfen wollte und von dem Abend ihrer einmaligen Liaison, der schließlich in dem Unfall endete. Weinend erzählte sie ihm, dass Ben auf einem anderen Stockwerk im Koma lag, seine Frau an seiner Seite. Sie flehte ihn an, ihr Informationen über seinen Zustand zu besorgen, weil sie sicher war, dass Lily ihr das komplette Ausmaß verschwieg. Er versprach, sich zu erkundigen. Sie gab ihm die Schlüssel zu ihrer Wohnung, damit er dort wohnte. Weil sie seit vier Tagen nicht zu Hause gewesen war, riet sie ihm, die Finger von den Milchprodukten im Kühlschrank zu lassen, und warnte ihn, dass er in der Diele leider über ihr Höschen stolpern würde, das Ben ihr dort vom Leib gerissen hatte. Sie schalt sich insgeheim, weil sie ihren Haushalt nicht besser in Schuss hielt. Als sie an dem Abend des Unfalls aus der Dusche stieg und sich ein frisches Höschen anzog, dachte sie zwar einen Augenblick darüber nach, in die Diele zu gehen und das alte aufzuheben, doch dann küsste Ben ihren Nacken, und sie vergaß es. Auf dem Weg zur Wohnungstür fiel es ihr zwar noch einmal kurzfristig ein, doch ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass ihr die drei Sekunden fehlten, um das Höschen aufzuheben und in den Mülleimer oder in den

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