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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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interessierter Sammler sie wegkaufen würde. Er ließ sich im Sessel zurücksinken und vertiefte sich erneut in seine Lektüre.
    Durch das Bullauge hörte man die Wellen an die Bordwand schlagen.

17
    Dr. Percy Yenkins hatte sich entschlossen, doch nicht sofort mit Frank Barron zu sprechen, sondern er hatte es vorgezogen, nach Hause zu fahren. In seiner herrlichen Villa, am Fenster mit Blick zum Erie-See sitzend, erwartete er den Besuch und die Schimpfkanonade seines jungen Freundes.
    Doch Frank Barron kam nicht. Vergeblich wartete Dr. Yenkins den ganzen Nachmittag, fuhr dann mit seinem Motorboot auf den See und angelte. Als auch gegen Abend Frank nicht erschien, wurde es Yenkins ein wenig unheimlich, und er rief ihn an.
    Frank lag auf seiner breiten Couch und las ein Buch. Gähnend nahm er den Hörer ab und lachte, als er Yenkins am Apparat hörte.
    »Na, Percy, so spät noch? Hast wohl Rätsel geraten, warum ich nicht zu dir 'kam? Zuerst keine Reaktion auf die Nachricht, daß dieser Professor Krausz schon eine Assistentin hat, und jetzt lache ich auch noch! Das geht wohl über deinen Verstand …«
    »Ehrlich gesagt, ja«, meinte Yenkins sehr verwundert. »Hast du etwa etwas von deiner Susanne gehört?«
    »Das nicht gerade. Es muß aber etwas in der Luft liegen. Direktor McCray sagte mir am Nachmittag, daß ihm ein Freund bei der Polizei mitteilte, heute vormittag habe sich bei ihm jemand nach mir erkundigt. Telegrafisch. Woher, das konnte er nicht sagen! Jedenfalls von Übersee – das ließ er durchblicken.«
    »Die Sache wird langsam immer geheimnisvoller«, sagte Dr. Yenkins interessiert und setzte sich auf die Schreibtischplatte.
    »Und weiter?«
    »Weiter nichts. Ich aber sehe daraus, daß mit Susanne etwas los ist. Wer hat denn sonst Interesse daran, sich nach mir zu erkundigen? Vielleicht hat Susanne einen Reeder gefunden, der sie mitnimmt? Und zur Sicherheit fragte er an, ob ich auch wirklich existiere. Wenn das wahr ist – Mensch, Percy –, dann mache ich einen Luftsprung über den höchsten Wolkenkratzer hinweg!«
    »Das paßt genau zu dem, was ich auch zu McCray sagte: deine verteufelt mutige Susanne macht uns Männern noch etwas vor! Gratuliere zu so einer Frau! Mit der kannst du am Nordpol eine Eisbude aufmachen – und du würdest noch nicht einmal pleite dabei gehen!«
    Sie lachten und legten dann den Hörer auf. Abwarten, dachten beide. Jetzt ist Warten keine Qual mehr, sondern höchste Spannung. Irgend etwas liegt in der Luft und drängt auf Entscheidung. Und es wird der Zeitpunkt kommen, wo man eingreifen kann.
    Zwei, drei Tage vergingen so. Frank Barron arbeitete in seinem Konstruktionsbüro mit doppeltem Eifer. Dr. Yenkins nahm seine in den letzten Tagen etwas vernachlässigte Anwaltspraxis wieder voll in Anspruch. Abends trafen sie sich im Club, aßen in Yenkins' Villa oder fuhren in ein Varieté-Theater. Am vierten Tag platzte in Franks Wohnung die Sensation, auf die sie still und ohne sie zu erwähnen gewartet hatten.
    Ein Bote der Ohio Steel Company brachte Frank Barron einen kleinen Brief. Von Herrn Direktor McCray, sagte er dabei. Er soll abgegeben werden – das Weitere stünde in dem Schreiben.
    Mit zitternden Händen brach Frank das Kuvert auf und entnahm ihm ein Telegrammformular. Dr. Yenkins, der ihm über die Schulter schaute und den Text mit einem Blick schneller überflog als der nervöse Frank, jauchzte auf, hieb Frank auf die Schulter und schrie:
    »Gewonnen! Menschenskind! Wir haben gewonnen! Das kostet eine Flasche!«
    Bebend setzte sich Frank in seinen Sessel und las mit schwankender Stimme das Telegramm vor:
    an Bord der ›Giesela Russ‹ stop Susanne Braun befindet sich auf Überfahrt nach New York stop erwarten Sie am vierzehnten im Hafen stop einen Kuß für Frank von Susanne stop
Brake
Kapitän.
    Eine Weile war es still in dem großen Raum. Frank Barron war das Telegramm aus den Händen gefallen und zu Boden geflattert. Wie versteinert saß er da, starrte vor sich hin und bewegte die Lippen, als wolle er etwas sagen.
    »Sie kommt!« sagte er endlich, als müsse er jedes Wort aus seiner trockenen Kehle ringen. »Sie kommt allein nach Amerika, allein über den Atlantik … das ist unglaublich …«
    »Das ist Liebe«, sagte Dr. Yenkins laut. »Das ist wahre Liebe, die keine Grenzen kennt! Und bestimmt hat Susanne kein Visum und ist auf eigene Faust unterwegs.«
    »Glaubst du?«
    »Sicherlich. Ich habe in den letzten Tagen eine verdammt hohe Achtung vor deiner Braut

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