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Niemand

Niemand

Titel: Niemand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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und meinte: »Niemand, sag etwas!«
    »Ich? Wieso?«
    »Du bist der Herrscher.«
    »Ich ändere die Gesetze. Ich will nicht herrschen. Soll sich ein Jemand den Thron verdienen, ich will es nicht.«
    Als habe er Lilly einen Tritt verpasst, sprang sie ein Stück zur Seite.
    »Das darfst du nicht!« Sie sah zu Niemand hinauf. »Hast du gehört? Du darfst deine Herrschaft nicht ablehnen. Du bist der Herrscher dieses Landes. Versteh das doch endlich, bevor es zu spät ist.«
    Nina kniete sich zu Lilly hinunter und kraulte sie hinter den Ohren. »Ist doch gut!« Die Katze zitterte, als hätte Niemand ihr Todesurteil gesprochen.
    »Aber ich weiß nicht, was von mir verlangt wird, ich wusste nicht einmal, dass es so dringend ist zu herrschen.«
    Nie hatte irgendwer ihn darauf hingewiesen. Erst seit Nina da war, drehte sich das Niemandsland anders. Es schien aus den Fugen geraten zu sein, es kippelte und hinkte – nein! –, das Niemandsland hibbelte und gibbelte wie Hibbel und Gibbel. Es eierte, wie der Eierkopf seine morgendlichen Runden eierte. Alles änderte sich. Aber … das war gut!
    Sie war gut! Nina.
    Doch Niemand wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Er sah Nina an. Sie musste schon eine Weile in seine Richtung gestarrt haben,  ihr Blick verfehlte ihn um Haaresbreite. Niemand ging auf sie zu und drehte ihren Kopf sanft, sodass er ihr in die Augen sah. Sie schluckte und errötete leicht. Wenn das nicht leckerlieblichzuckersüß war, was dann?
    Er sprach leise, aber laut genug, dass es Nina und Lilly hörten. Und nicht nur sie beide.
    »Gib mir einen Namen!«
        

25.

    Das Himmlische Kind erstarrte und stoppte so ruckartig damit, all die zungenfertigen und frisch geborenen Zitate, Sprüche, Träume und Lügen über die Grenze zu pusten, dass eine Weisheit den Bach runterging und kläglich ertrank. Was hatte der Wind ihm zugetragen? Niemand verlangte nach einem Namen?
    Hastig blies es in sein Goldenes Horn und beeinflusste den Südwind, die Richtung zu wechseln. Die Wolken vollzogen eine kaum sichtbare Drehung und wanderten in die entgegengesetzte Richtung – gen Norden. Noch einmal blies das Himmlische Kind in sein Goldenes Horn und noch einmal und noch einmal. So lange, bis eine für das bloße Auge nicht sichtbare Rotation am Himmel entstand und die wichtige Nachricht in alle Richtungen des Niemandslandes versendet wurde.
    Niemand verlangt nach einem Namen!
    Niemand verlangt nach einem Namen!
    Niemand verlangt nach einem Namen!
    Niemand verlangt nach einem Namen!
    In Windeseile verbreiteten sich diese fünf wichtigen Worte durchs Niemandsland, sie krochen in jede Höhle und in jedes Verlies. Der Wind pustete die Neuigkeit durch jede Ritze und in jedes Loch. Wer bis jetzt noch nicht aus seiner Behausung gekrabbelt, gerobbt oder gelaufen und vor den Goldgelockten-Giganten-Greislingen geflüchtet war, begann nun den Aufstieg an die Oberfläche.
    Nur Fräulein Klimper schlief. Das »Pling« hatte schlagartig aufgehört, keiner verlor eine Wimper, nicht einer zupfte sie sich aus, Wünsche brauchte Fräulein Klimper nicht erfüllen. Sie lag in einem hohlen Baum, direkt neben dem Marktplatz, schnarchte leise eine sanfte Melodie und hörte nichts von dem Trubel.
      
    Schreihälse und Arschgeigen, Babbelfritzen, Bessere Hälften, Giftnudeln, Hohle Früchte, Saftsäcke, der Quälgeist, Scheibenlecker, Klugscheißer und Turnschuhlöter – um nur wenige zu nennen – versammelten sich auf dem Marktplatz. Auch Mister Dings und Misses Bums, sowie Blöd und Sinn eilten von ihren weit entfernten kleinen Niemandsinseln herbei und nahmen auf ihren Wegen das Dumme Würstchen und Tusnelda Laberbacke mit. Mit einer Extraportion Giftgnocchi im Gepäck, die vom armen Trauerkloß stammte, eilte die Gewitterhexe mit ihrem Zwerg zum Treffpunkt. Der Schaumschläger schlug keinen Schaum mehr, es trieb ihn zur großen Versammlung, genauso wie den Zuhälter, das Strichmännchen, den Scharfrichter. Die Ochsen brachen ihre Tour ab, die Zuschauer liefen ihnen davon, in Richtung Marktplatz, und sie rannten hinterher. Die Schattenparker verließen ihre Stammplätze, viele andere Niemandsländer kamen ihnen nach. Alle hatten nur ein Ziel. Sogar der Teufel kroch aus seiner Höhle, obwohl er sich noch nicht geschert hatte. Das Wurzelmännchen eilte durch seinen Wald zum Treffpunkt. Es wurde von vielen Niemandsländern begleitet. Pin und Nöckel wollten, konnten aber leider nicht. Sobald die Nacht hereinbrach, würden auch die zum Leben

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