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Niemand

Niemand

Titel: Niemand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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sie hätte noch etwas davon. Wir könnten es Niemand Sonst einflößen und ihn gefügig machen.« Lilly fuhr die Krallen aus und hinterließ tiefe Schrammen im Moos.
    »Ihr wisst also noch nicht, wie ihr ihn verbannen wollt?«
    Lilly sah Niemand an, ihm wurde klar, dass sie mit nichts weiter als einem Stück Luft sprach. Wie sollte sie einem Niemand helfen?
    »Oh, nein. Der Quälgeist hat eine Wimper verloren. Der wünscht sich wieder Folterinstrumente und Quietschtierchen! Ich muss weg.« Und schon plingte sich Fräulein Klimper zu ihrem Job.
    »Und da waren sie nur noch drei«, flüsterte Lilly. »Anton und ich suchen Nina und passen auf sie auf. Du gehst den Niemandsländern entgegen. Sie werden den Laberköppen Bericht erstatten und auf ihrem Weg weitere Niemandsländer animieren, sich ihnen anzuschließen. Du weißt schon, all die Unschlüssigen. Sie wollen den Kampfgeist und die Zuversicht suchen und den Zeitschalter kontrollieren.«
    »Was? Den Zeitschalter?« Niemand fühlte sich, als weiche ein Teil seiner Existenz, die es nie visuell gab. Sein Herz stand für Sekunden still.
    »Das war die Idee vom Nikolaus. Wir warten darauf, dass die Nacht über uns hereinbricht. Aber hast du nicht auch das Gefühl, dass sie diesmal sehr lange fernbleibt? Da hat jemand an der Uhr gedreht. Wir brauchen die Statuen, ein paar sind dir sehr wohlgesonnen. Dein Vater wird sich zwar die Nachtmahre krallen, aber hast du darüber nachgedacht, dass er sich mit den Goldgelockten-Giganten-Greislingen und den Kreischzwergen verbünden könnte? Dann haben wir keine Chance.« Lilly war so selbstsicher wie nie zuvor und verwirrte Niemand. Unschlüssig starrte er von der Katze zum Sack und dann in die Ferne.
    »Aber du hast doch gesagt, die Nacht ist gefährlich.«
    »Geh!«
    Er ging nicht, er rannte!
       

50.

    Überhaupt Niemand verharrte in aller Stille hinter dem Heiligen Geist und hoffte, dass die Kreischzwerge ihn nicht bemerkten. Sein Bein war eingeschlafen, er musste dringend pupsen und schlimmer – er hatte Hunger. Die Kreischzwerge hatten sich niedergelassen, ein Feuer entfacht und zelebrierten ein ausgiebiges Mahl. Überhaupt Niemand hoffte, dass sein Magen still blieb. Die Gerüche brachen seinen Willen, dabei hatte Überhaupt Niemand immer gut auf ihn aufgepasst. Im Gegensatz zum Heiligen Geist, der stöhnte und sabberte. Speichel tropfte auf Überhaupt Niemands Bein. Und manchmal glaubte Überhaupt Niemand Worte wie »Hunger«, »bitte« oder »ahhh« aus dessen verdorrtem Mund zu hören.
    Die Kreischzwerge ignorierten den Heiligen Geist. Sie aßen angeschwitzte Giftgnocchi, die sie der alten Gewitterhexe geklaut hatten und rühmten ihre Gerissenheit. Aber nicht nur Gnocchi hatten sie gestohlen. Auch eine Nina-Locke besaßen sie, die sie, einer Trophäe gleich, durch die Hände gleiten ließen. Jeder der drei wollte sie anfassen, immer und immer wieder, bis die goldene Strähne vor Fett troff und nicht mehr goldblond, sondern dunkelbraun aussah.
    »Wer hat sie beschmutzt?«, kreischte einer. Schiz, glaubte Überhaupt Niemand, hätte seine Hände dafür aber nicht ins Feuer gelegt.
    »Wie sollen wir denn den Goldgelockten-Giganten-Greislingen eine schmutzig braune Ex-Gold-Haarsträhne als Beweis unserer Treue bringen?«, brüllte der nächste, als er die Strähne wieder in der Hand hielt. Sie sprachen in Richtung des Heiligen Geistes, der stets mit einem Stöhnen antwortete. Überhaupt Niemand presste die Lippen aufeinander, um nicht der Versuchung zu verfallen, ihnen zu sagen, dass sie dämlich seien, fast so doof, wie Niemand Sonst ihn immer bezeichnete. Also bescheuert.
    ******

    Und sie stampften und latschten und kicherten und tratschten, die Niemandsländer auf dem Weg zur Burg. Wer dem Drang, zum Marktplatz zu wandern, widerstanden hatte, folgte jetzt: Die Erbsenzähler ließen die Erbsen liegen, der Windbeutel wehte im Sog der Niemandsländer, der Brummbär schloss sich ihnen an und brummte ein Liedchen über Wanda Lust und Ritta Leut. Den Feigen Hund hatten sie unter einem Gebüsch aufgespürt, nun führte er mit Jesus zusammen die wachsende Meute an – mit eingekniffenem Schwanz, aber immerhin. Die Zuversicht preschte aus dem Dickicht hervor und begleitete die schwatzende Gruppe. Nur der Kampfgeist fehlte, aber den würden sie noch finden.
    Und so gingen sie und schlurften und lachten und sangen.
        

51.

    »So, du bist also jetzt ein Anton. Wie gefällt dir denn dein Name?«, fragte Lilly, während sie

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