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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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treffen.
    »Na schön«, sagte er, »ich weiß nicht sehr viel, aber immerhin weiß ich folgendes. Es geht also darum, mit etwa sechs Mann auf sowjetisches Territorium vorzustoßen, wo wir eine technisch einfache Kampfaufgabe lösen sollen, um uns anschließend über die Grenze zurückzuziehen. Wir sollen die Aufgabe lösen, ins Land zu kommen. Wie es wieder hinausgeht, planen andere.«
    »Es muß also um etwas verdammt Wichtiges gehen«, stellte Edvin Larsson fest, ohne eine Antwort zu erwarten. Luigi nickte nur stumm und bestätigend, doch dann überlegte er es sich anders.
    »Ja«, sagte er, »dieser Gedanke liegt natürlich nahe. Aber viel mehr weiß ich nicht. Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Bei der Frage, ob wir ein oder zwei Frachtstücke einplanen sollen.«
    Sie wälzten die Frage eine Zeitlang hin und her. Wenn sie zwei Frachtstücke mitschickten, bedeutete dies, daß die Gruppe sich in zwei Trupps teilen mußte. Das würde zu einigen Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme nach der Landung führen.
    Edvin Larsson hatte sich schon ausgerechnet, wo ungefähr die Landung erfolgen sollte. Das war nicht schwer auszurechnen. Es würde kalt sein, Einsatzort weit im Norden, und Fallschirmsprünge aus großer Höhe. Folglich konnte man davon ausgehen, daß es sich um das Territorium eines anderen Landes handelte. Der Einsatztrupp sollte sich vom Wind treiben lassen, so daß die Männer höchstens neunzig Kilometer ins Land eindringen konnten. Er warf einen Blick auf die Karte der nördlichen Halbkugel, die an der gegenüberliegenden Wand hing, hinter dem Rücken von Luigi, und stellte fest, daß es sich um ein Gebiet handelte, das sich mit Funküberwachung nur schwer kontrollieren ließ, wenn die Männer sich bei der Kommunikation im Niederfrequenzbereich hielten wie etwa Elchjäger mit ihren einfachen Geräten.
    Er machte sich einige Notizen über interne Kommunikationsmittel, und anschließend kamen die Kontakte mit der Heimatbasis zur Sprache. Dabei ging es natürlich um eine völlig andere Technik, Kurzwelle und Schnellsender, mit denen sich die Mitteilungen verschlüsseln ließen.
    Waffen waren offenbar kein Problem. Standardausrüstung. Angesichts des Breitengrads und der Jahreszeit setzte Luigi Nachtsichtgeräte auf die Liste. Edvin Larsson bestand auf Nachtbrillen, damit die Männer auch im Dunkeln sehen konnten. Das war wichtig, wenn sie im Dunkeln oder in der Dämmerung abspringen mußten, was wohl am wahrscheinlichsten war.
    Anschließend diskutierten sie eine Zeitlang über Skier. Luigi hatte dazu keine besondere Meinung, aber Edvin Larsson erwies sich als glühender Anhänger von schwedischen Skiern. Es mußten Tegsnäs-Skier mit Gleitflächen aus Rotbuche sein. So, meinte er, werde es keine Probleme mit dem Wachsen geben.
    Außerdem müßten die Männer Schneeschuhe mitbekommen, und zwar im jeweils eigenen Marschgepäck, falls das Frachtstück mit Skiern und Schlitten aus irgendeinem Grund verlorengehen sollte.
    Dann folgte eine Liste mit etwas trivialeren Dingen, die nicht einmal angefordert werden mußten, etwa der finnische Spirituskocher Finn Arctic, norwegische Drei-Mann-Zelte, der übliche Proviant und anderes. Fallschirme waren vorhanden, aber wenn es jetzt die Möglichkeit gab, nach Belieben zu requirieren, konnten sie auch einige ausländische Fabrikate probieren, deren Einsatz man sich ohnehin schon überlegt hatte, wie Edvin Larsson sagte. Außerdem, und das war ein Gedanke, den man kaum zu hauchen wagte, ging es um einen Einsatz, der gegen Völkerrecht verstieß; sollte jemand gefangengenommen oder getötet werden, sollte er nicht allzu leicht identifiziert werden können. Auch die Nationalität sollte vorzugsweise nicht festgestellt werden können.
    Also: möglichst viele Dinge aus möglichst vielen Ländern.
    Die beiden Männer bemühten sich um größte Sorgfalt. Sie dachten nach, bis ihnen die Köpfe rauchten und ihre Gemütsverfassung schwankte. Einerseits hatten sie die Aufgabe, mit ihrer Buchhaltung vor einem strengen Revisor irgendwo weiter oben in der Bürokratie bestehen zu müssen, und andererseits hatten sie das Gefühl, vor den prüfenden Blicken höherer Befehlspersonen den Tod von Menschen zu organisieren. Das war genauso wirklich wie der blaue Kugelschreiber auf dem Tisch und ebenso unwirklich wie ein Videofilm, den sich ein Wehrpflichtiger an einem Wochenende abends in seinem Quartier ansieht.
    Sie wußten nichts über den Kampfauftrag. Das war ein Problem. Sie wußten

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