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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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nicht, wie sie über das vermutlich finnische Territorium eindringen sollten, und das war ein noch größeres Problem.
    Und da das, was sie unter diesen Umständen vorbereiten konnten, nicht komplizierter war als eine etwas ungewöhnliche Übung, waren die beiden bald fertig. Sie hatten mit dem blauen Kugelschreiber eineinhalb Seiten mit Notizen gefüllt.
    »Bist du in letzter Zeit mal wieder in Italien gewesen?« fragte Edvin Larsson, als er den Kugelschreiber weglegte.
    »Wieso?« fragte Luigi mißtrauisch zurück, während ihm die Erinnerungen an Palermo im Gehirn herumwirbelten.
    »Oh, nichts Besonderes, es ist nur eine Frage. Du erinnerst dich doch an all dieses Gerede von früher, Spaghettifresser, und so weiter? War das der Grund, weshalb du der Beste werden wolltest?«
    »Du meinst, weil man mich Spaghettifresser und Kanake und so etwas genannt hat? Ja, das war der Grund. Du hast hoffentlich nichts dagegen?«
    »Nein, so habe ich es nicht gemeint. Wir hatten im letzten Jahr einen schwarzen Burschen hier, und es war etwa das gleiche wie bei dir. Nein, zum Teufel, versteh mich jetzt nicht falsch. Ich finde nämlich, daß möglichst viele Kanaken eine rote Baskenmütze tragen sollten.«
    »Genau meine Meinung.«
    Luigi lächelte plötzlich, möglicherweise etwas übertrieben, um zu zeigen, daß er die Bemerkung nicht übelgenommen hatte.
    »Ich erinnere mich an einen Tag«, sagte Edvin Larsson absichtlich langsam und fast spöttisch, »als hier ein Mann hereinspazierte, der wie ein Uhu aussah und darum bat, deine Personalakte einzusehen. Anschließend habt ihr ein langes Gespräch geführt. Wurdest du auf diese Weise angeworben oder wie man das nennen soll? Ich weiß zufällig, wer dieser Mann ist.«
    »Das weiß ich auch. Ja, er hat mir ein Angebot gemacht, zu dem ich nicht nein sagen konnte.«
    »Und die Ausbildung hat fünf Jahre gedauert, und jetzt bist du wieder da?«
    »Ja, wie du sicher schon ausgerechnet hast, hat die Ausbildung ungefähr fünf Jahre gedauert. Und jetzt bin ich wieder da.«
    »Jaja«, sagte Edvin Larsson leichthin, da er das Gefühl hatte, vielleicht zu weit gegangen zu sein. »Jetzt sollten wir vielleicht nicht zu sehr auf dieser Frage herumreiten. Aber die anderen sind also Mariner?«
    »Ja«, erwiderte Luigi lachend, »wie ihr offenbar schon erkundet habt, sind sie Mariner oben bei der Firma. Aber trotzdem verteufelt gute Fallschirmspringer, und du solltest versuchen, das zu akzeptieren.«
    »Prima Firma. Glänzende Einsätze in Italien. Und dein Italienisch ist sicher noch genausogut wie damals, als du hier deinen Wehrdienst abgerissen hast.«
    Luigi fühlte sich plötzlich gebremst, wie kurz vor einer Landung mit dem Fallschirm, ein Augenblick, in dem man fast völlig still in der Luft hängt, bis man wieder zu sinken beginnt. Sein ehemaliger Chef war ungefähr zehn Jahre älter als er selbst und vermutlich ein ebenso zuverlässiger Offizier mit allem Drum und Dran wie er. Es hatte sich schon gezeigt, daß es schwierig war, die Heimlichtuerei aufrechtzuerhalten. Wenn er aber Edvin Larsson nicht trauen konnte, wem dann?
    »Ich weiß nicht, was ich sagen darf und was nicht, aber so wie die Dinge liegen, sollen wir ja zusammenarbeiten«, begann Luigi nachdenklich. »Und da wir zusammenarbeiten sollen, wirst du nach und nach so gut wie alles verstehen. Die Erkenntnisse werden sich fast von selbst ergeben. Können wir nicht auf dieses ganze Drumherumgerede verzichten und einfach nur den Versuch machen, uns auf den Job zu konzentrieren?«
    Luigi sah fast flehentlich aus. Er war sich dessen wohl bewußt. Es dauerte etwas, bis Edvin Larsson sich entschied, wie er die Situation handhaben sollte, aber plötzlich hellte sich sein Gesicht auf.
    »Ich könnte wetten, daß du auch ein verdammt guter Taucher bist«, lächelte er.
    Luigi verdrehte die Augen und sah an die Decke. Dann lachten beide los.
    Die Tage waren in der Polarregion noch immer angenehm lang. In dem späten Nachmittagslicht, das eigentlich schon Abendlicht war, leuchtete die Landschaft unter ihnen in Rot, Gelb und Grün auf, als die SAS-Maschine aus Oslo zum Landeanflug ansetzte. Die Stewardeß teilte über Lautsprecher mit, von jetzt an herrsche absolutes Fotografierverbot. Wie alle anderen Fluggäste lehnten sie sich ans Fenster, um möglichst viel zu sehen.
    »Warum darf man nicht fotografieren?« flüsterte Anna.
    »Keine Ahnung, ich bin nur ein unschuldiger Tourist. Vermutlich hat es etwas damit zu tun, daß wir auf dem

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