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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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von über hundertvierzig Stundenkilometern. Den Wetterberichten zufolge sollte der Sturm sich jedoch am nächsten Tag legen.
    Luigi schwitzte immer noch leicht und öffnete den Reißverschluß des Schlafsacks, um die Belüftung zu verbessern.
    Er war zufrieden, zufrieden wie ein Kind nach einem Schultag mit einer Zwei in der Mathearbeit und zwei Toren beim Fußballspiel gegen die Parallelklasse.
    Gerade die Landung war wegen des starken Winds am Boden schwierig gewesen. Sie waren mehr als fünfhundert Meter von der vorgesehenen Stelle entfernt niedergegangen, was vor allem daran lag, daß ihre Ausrüstungskiste langsamer als berechnet gesunken war. Es war ihnen nichts anderes übriggeblieben, als zu folgen.
    Es hatte sie in dem Schneesturm zwei Stunden gekostet, sich zu orientieren und zu dem genau vorherberechneten Platz zu begeben, eine Funkverbindung mit Stockholm herzustellen und ihr Nachtlager herzurichten. Über Funk hatten sie erfahren, daß die zweite Gruppe sich nur eine Viertelstunde früher gemeldet und vermutlich die gleichen Schwierigkeiten gehabt hatte. Luigi brauchte sich also nicht zu genieren, weil die Kiste fünfhundert Meter vom Ziel entfernt gelandet war, da der zweiten Gruppe unter der Führung Edvin Larssons offenbar das gleiche widerfahren war. Im übrigen hatten sie unter höchst schwierigen Umständen landen müssen, was allerdings zur Übung gehörte; sie hatten eine Woche unten in Karlsborg gelegen und auf den ersten richtigen Herbststurm mit Schnee oben im Norden gewartet. Es sollte alles gerade unter denkbar schwierigen Umständen getestet werden.
    Die anderen im Zelt schienen schon zu schlafen. Mochten sie auch Reservisten sein, so waren sie doch an die Welt der nordischen Fjälls gewöhnt, da diese Berge für schwedische Fallschirmjäger das wichtigste Übungsgebiet waren. Alle, auch Luigi, waren früher schon im Kebnekajse-Massiv gewesen.
    Er machte den Versuch, für sich eine Art Checkliste durchzugehen. Die neuen GPS-Instrumente, »im Golfkrieg getestet«, waren leichter abzulesen als die früher verwendeten Instrumente, das stand fest. Vermutlich waren sie auch noch etwas genauer. Mit ihrer Hilfe konnte man jeden Punkt auf der Erde mit einer Abweichung von nur zehn Metern bestimmen.
    Am schwierigsten war es, die Fallschirme in dem harten Wind einzusammeln und zu verpacken, doch unter realistischen Bedingungen würde es dieses Problem nicht geben. Diesmal sollten sie die gesamte Ausrüstung wieder mitnehmen, aber das galt nicht, wenn…
    Eine Zeitlang bemühte er sich einzuschlafen. Sie mußten die dunklen Morgenstunden am nächsten Tag nach Möglichkeit dazu nutzen, der Flugüberwachung zu entgehen; Aufklärungsflieger hatten den Übungsauftrag erhalten, zwei Infiltrationsgruppen an der norwegischen Grenze ausfindig zu machen, und zwar in einem zweihundert Kilometer langen und fünfzig Kilometer breiten Abschnitt. Solange die Kälte nur mäßig war – jetzt herrschten knapp zwölf Grad unter Null – und sie keine externen Wärmequellen brauchten, hatten sie eine gute Chance, unentdeckt zu bleiben. Ihre gesamte Ausrüstung war weiß, und die Schneedecke war schon mehr als einen halben Meter hoch.
    Er konnte jedoch nicht einschlafen. Etwas, was er für übertriebenen Ehrgeiz hielt, hielt ihn wach und brachte ihn erneut auf die Checkliste.
    Die Skier. Kein Problem. Die Funksteuerung der Frachtkiste während des Flugs. Da gab es gewisse Schwierigkeiten. Wenn es aber wirklich darauf ankam, würden sie kaum Gelegenheit haben, sich das schlechteste denkbare Wetter auszusuchen. Die Herrichtung der Funkantenne, um ihre Meldung schnell absetzen zu können? Auch da würde es Komplikationen geben. Doch das lag am Sturm. Das Fortkommen auf Skiern? Kein Problem, da sie sich etwa wie Piloten ohne Sicht mit Hilfe von Instrumenten orientieren konnten. Es blieben zuviel Schnee und Eis an der Pelzverbrämung der Kapuzen kleben, was daran liegen mußte, daß es synthetisches Material war. Wolfs oder Vielfraßfell wäre besser.
    Er versuchte, darauf zu kommen, warum gerade die Felle von Wolf und Vielfraß keinen Schnee und kein Eis festhielten – waren die Haare hohl? –, aber es fiel ihm nicht ein. Das war jedenfalls eine kleine Verbesserung, die es zu überlegen galt.
    Die beiden Gruppen sollten sich mit einer Geschwindigkeit von vierzig Kilometern am Tag achtzig Kilometer zu einem Treffpunkt drei Kilometer nordnordöstlich von Nikkaluokta begeben. Dort sollten sie sich nach Möglichkeit ohne

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