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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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verhindern. Zweitens müssen unsere beiden Länder irgendwie zusammenarbeiten. Ferner muß das auf eine Weise geschehen, die sicherstellt, daß nichts herauskommt. Es darf keine Zeugen geben, keine Zeitungsartikel, nichts.«
    Eero Grönroos saß eine Zeitlang da und drehte sein leeres Bierglas vor sich auf dem Tisch, ohne auch nur ansatzweise eine Vorstellung davon zu haben, an welchem Ende er beginnen sollte. Er ging davon aus, daß das Gehörte den Tatsachen entsprach, zumindest insoweit, als der sowjetische Präsident tatsächlich seinen, Grönroos’, Hausrussen direkt an die Krebstafel geschickt hatte und daß eben dieser Präsident ernsthaft der Meinung war, daß ein beträchtliches Risiko bestand, sowjetische Kernwaffen könnten in der Welt herumvagabundieren.
    Die weltpolitischen Konsequenzen waren damit bereits von einer fast unfaßbaren Größenordnung.
    Jetzt hatte er den Ball. Sein Hausrusse schwieg abwartend, möglicherweise um zu sehen, ob man ihm Glauben schenkte.
    »Wie du verstehst, habe ich einige Fragen. Ich weiß nicht, ob du darauf antworten kannst, aber ich muß trotzdem ein paar Fragen stellen…«, begann Eero Grönroos vorsichtig.
    »Selbstverständlich. Frag ruhig drauflos, dann werden wir sehen, ob du eine Antwort bekommen kannst«, erwiderte Kirill Tschernenko und breitete die Arme aus. Die vermeintlich freigebige Geste wirkte einigermaßen bemüht.
    »Besteht die Absicht, daß Finnland und die Sowjetunion… was dieses Problem angeht… mit einer direkten Zusammenarbeit beginnen sollten?«
    »Ja.«
    »Warum Finnland? Es muß ja interessierte Großmächte mit bedeutend größeren Möglichkeiten geben?«
    »Weil es um Operationen auf unseren gemeinsamen Territorien geht, in unseren Grenzgebieten. Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, ist unser Präsident der Meinung, daß sich das mit fremdem Militärpersonal nicht machen läßt. Mit solchen Leuten kann er sich keine Operationen auf unseren gemeinsamen Territorien vorstellen. Das würde, wenn es schon nichts anderes anrichtet, zuviel Aufmerksamkeit erregen.«
    »Aha. Ja. Wenn aber der Präsident der Sowjetunion Kenntnis von solchen abenteuerlichen Vorgängen besitzt, sollte sein Interesse doch in erster Linie darauf hinauslaufen, alle solchen Vorhaben zu stoppen… Ja, diese Leute festzunehmen, schon bevor sie mit dem Schmuggeln begonnen haben, ich meine, bevor überhaupt etwas auf finnischem Territorium geschieht?«
    »So einfach ist es nicht, lieber Eero. Unser Land ist im Augenblick außerordentlich instabil. Der Präsident vertraut dem KGB nicht, sondern glaubt vielmehr, daß dessen Führung gegen ihn konspiriert. Normalerweise wäre der Auftrag selbstverständlich und ohne jede Diskussion an den KGB gegangen. Wenn man dem KGB aber nicht vertrauen kann, wenn es sogar beteiligt ist? Oder wenn der KGB sich solcher Informationen bediente, um eine Konterrevolution anzuzetteln?«
    »Konterrevolution? Verzeihung, daß ich auf diese Wortwahl reagiere. Nun, das gehört strenggenommen nicht hierher.«
    »Naja, dann eben Staatsstreich. Der Präsident geht davon aus, daß die Verwaltung der sowjetischen Kernwaffen eine Sache internationaler Verantwortung ist, daß man deshalb die Möglichkeit hat, im Ausland um Hilfe zu bitten. Und da es um Finnland geht… nun ja.«
    »Laß mich auf deine Formulierung von ›unseren gemeinsamen Territorien‹ zurückkommen. Was, um Himmels willen, bedeutet das?«
    »Die Grenzregionen natürlich. Ich sehe aber, daß ich deiner Meinung nach in diesem Punkt genauer sein sollte. Scherze in diesem Zusammenhang könnten vielleicht unpassend wirken. Die Sowjetunion hat nämlich wahrlich keine neuen territorialen Forderungen an Finnland. Kurz, es geht um sowjetisches Territorium. Die Schmuggler sollten tunlichst gestoppt werden, bevor irgendwelche Kernwaffen euer Land erreicht haben.«
    »Präsident Gorbatschow wünscht also, daß finnische Polizei oder finnisches Militär auf eurem Territorium operiert?«
    »Genau.«
    »Das ist viel auf einmal.«
    »Eben.«
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich eine Weile nachdenke?«
    »Nein, bitte sehr.«
    Eero Grönroos hatte zu schwitzen begonnen. Er spürte es deutlich in den Achselhöhlen. Die Situation war alptraumhaft und unwirklich und dennoch vollkommen klar. Auf dem Tisch lagen ein rotkariertes Tischtuch und besondere Krebsservietten in Rot und Weiß. Leergetrunkene Gläser; er bestellte ein neues Bier und zeigte fragend auf Kirill Tschernenko, der den Kopf

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