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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Kein Wunder, daß er so viel über sich selbst redete. Diese Flut von
falschen und unwichtigen Einzelheiten zu seiner Person sollte schlimmere
Details verschleiern. Würde ein Mann, der seinen Arbeitgeber verkauft hatte,
auch die Umweltschützer verkaufen? Würde ein Mann, der seine Frau, die sich von
ihm trennen wollte, schwer verprügelt hatte, eine andere Frau auf ähnliche
Weise attackieren?
    Mahoney war irgendwo hinter einer Tür
im rückwärtigen Teil seiner Praxis verschwunden. Ich rief ihm ein Danke für das
Benutzen des Telefons zu und fuhr zurück zum Lodge.
     
    Rose Wittingtons Chevy stand nicht mehr
an seinem gewohnten Platz, und das Hauptgebäude war verschlossen. Niemand
antwortete, als ich gegen die Tür schlug. Ich ging zur Garage und versuchte
auch dort ohne Erfolg hineinzukommen. Sie hatte keine Fenster, und so konnte
ich nicht erkennen, ob Margots Miata da war. Als nächstes ging ich außen am
Haus entlang und eilte den Hang hinunter zu Sandermans Hütte. Die Tür stand
offen, und auf dem Tisch im Wohnzimmer lag der Schlüssel. Nach einer schnellen
Runde durch die anderen Räume wußte ich, daß er fort war.
    Soweit keine Überraschung, dachte ich.
Die Coalition brauchte vor Ort niemanden mehr. Sanderman würde jetzt mit dem
Landvergabebüro in Sacramento verhandeln. Dennoch war es seltsam, daß
Anne-Marie von seiner Absicht, Vernon zu verlassen, nichts wußte und daß man
Ripinsky nicht Bescheid gesagt hatte.
    Auf die geringe Chance hin, daß
Sanderman im Wohnwagen war, fuhr ich zurück in die Stadt. Als ich den
Standplatz erreichte, sah ich, daß die kalifornische Fahne von der Seitenwand
des Wohnwagens verschwunden war, und die Tür war abgeschlossen. Als ich vorher
vorbeigefahren war, hing die Fahne noch an ihrem Platz. Offensichtlich hatte
ich Sanderman um weniger als eine Stunde verpaßt.
    Während ich noch auf den Stufen zum
Wohnwagen stand, sah ich Ripinskys Morgan herankommen und in Zelda’s Parkplatz
abbiegen. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, daß es kurz vor halb fünf war. Gäste
strömten ins Restaurant. Vernon richtete sich auf ein neues Wochenende ein.
Schlagartig wurde mir klar, daß ich schon eine ganze Woche an dem Fall saß.
    Eine Woche war genug, verdammt noch
mal. Es wurde Zeit, Wahrheit von Unwahrheit zu trennen. Und Ripinsky war genau
der Richtige, um damit anzufangen.

25
     
    Ich stellte den Landrover neben dem
verlassenen Wohnwagen ab und ging den Highway entlang zu Zelda’s. Ripinsky saß
in der Lounge am selben Fenstertisch, an dem letzten Freitag Anne-Marie auf
mich gewartet hatte. Ich arbeitete mich mit den Ellbogen durch die Menge an der
Bar zu ihm durch.
    Er lächelte, stand auf und zog einen
zusätzlichen Stuhl heran. Ich grüßte kurz angebunden. Er wollte gerade etwas
sagen, da trat die Kellnerin mit zwei Bier an den Tisch. Als sie gegangen war,
fragte er: »Hatten Sie einen schlechten Nachmittag?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Weil Sie hier zwei unschöne kleine
Falten haben.« Er tippte mit dem Finger auf meine Nasenwurzel.
    Ich zog den Kopf weg und guckte noch
finsterer. »Macht nichts. Was ich von Ihnen will, ist zur Abwechslung mal ein
offenes Gespräch.«
    Jetzt legte er die Stirn in Falten.
Trank von seinem Bier und wartete.
    »Was ist das für eine Verbindung
zwischen Ihnen, Alvin Knight und Lionel Ong?«
    »Verbindung? Ong ist der oberste Chef
von Transpacific. Knight... das ist ihr Chefgeologe, nicht?«
    »Das muß ich Ihnen doch nicht
erzählen.«
    »Ich hatte es für einen Augenblick
vergessen. Was meinen Sie damit, eine Verbindung zwischen ihm und mir?«
    »Lassen Sie den Scheiß, Hy.«
    »McCone, ich weiß nicht, wovon Sie
reden. Ich bin dem Kerl einmal begegnet, draußen auf dem Minengelände, als mich
dieser PR-Bursche von Transpacific hinausgefahren hatte. Seitdem habe ich
nichts mehr von ihm gehört und gesehen.«
    »Sie haben am Mittwochabend mit ihm
gesprochen, gegen halb sieben. Ich weiß das, weil ich da in Knights Haus war
und am Nebenapparat mitgehört habe. Knight suchte Ong. Sie sagten, Sie wüßten
nicht, wo er sei, wollten ihn aber zurückrufen, wenn er hier auf tauche.«
    »McCone, haben Sie vielleicht ein Kraut
geraucht, das Sie lieber nicht hätten rauchen sollen?«
    Ich beugte mich über den Tisch und gab
mir Mühe, mit gedämpfter Stimme zu reden. »Mir ist nicht nach Scherzen zumute.
Warum hat Knight Sie angerufen?«
    Er sah, wie ernst es mir war und
schaute mich ein paar Sekunden mit zusammengekniffenen Augen an. »Mittwoch,
halb

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