Niewinter 01 - Gauntlgrym
schon hatte Drizzt seinen Tanz wieder aufgenommen, dass Hände und Füße nur so schwirrten. Er zog beide Klingen auf der linken Seite nach unten, um einen Zepterstoß abzuwehren, dann stach er in weitem Bogen nach rechts, nach einer Ashmadai, die bereits floh und nun auch fiel.
Drizzt kam gerade noch zum Stehen, als er den nächsten Gegner auf sich zukommen sah: Jarlaxles Vogel. Der Drow wirbelte seine Klingen umher und grinste böse, als die beiden Ashmadai vor ihm zu lange gebannt dieses Schauspiel verfolgten und so den Diatryma übersahen, der sie nun von hinten angriff.
Der Drow sprang weiter, und die Ashmadai wollten ihm folgen, doch dem einen sprengte der Vogel mit seinem Schnabel den Schädel, der andere flog unerwartet durch den Raum, weil ein Fuß mit drei Zehen ihn mit unbeschreiblicher Wucht an der Hüfte traf.
Nachdem ihre Anführerin unter einem Haufen was-auch-immer begraben lag, schienen die Ashmadai es plötzlich vorzuziehen, den Kampf an einem anderen Tag fortzusetzen, statt noch mehr Verluste einzustecken.
Jarlaxles Vogel jagte sie aus dem Entermesser und auf die Straße.
»Ergib dich!«, forderte Drizzt eine Frau auf, die er gegenüber der Tür in die Enge getrieben hatte.
Diesen Befehl unterstrich er mit einem vernichtenden Angriff, der ihre Waffe erst nach links, dann nach rechts und schließlich nach oben schlug. Sie war sichtlich unterlegen und damit ein leichtes Opfer, wenn der Drow sie töten wollte.
Aber sie war eine Ashmadai.
Deshalb tat sie so, als wollte sie die Waffe wegwerfen, und streckte bereits die andere Hand vor sich. Stattdessen griff sie an.
Jedenfalls versuchte sie es.
Mit einem Schrei stieß sie kräftig zu, traf aber nur Luft. Sie geriet aus dem Gleichgewicht und registrierte kaum noch, dass der Drow seitwärts ausgewichen war. Als ein Krummsäbel ihr in die Seite drang, versteifte sich die Frau. Die Klinge glitt auf ihre Lunge zu, wo sie sich einmal um sich selbst drehte. Das Zepter fiel herunter. Die Frau stand mit zusammengebissenen Zähnen auf den Zehenspitzen und griff verzweifelt ins Leere.
Drizzt zog seine Klinge zurück. Die Frau drehte sich nach ihm um und umklammerte dabei ihre aufgerissene Seite. Ihr Mund bewegte sich wie zu einem Fluch, doch es kam kein Laut heraus, als sie auf ein Knie fiel, dann zur Seite sank und sich fest zusammenrollte.
Drizzt sah prüfend durch den Raum und bekam gerade noch mit, wie Bruenor und Athrogate ihre Schultern gegeneinanderrammten, weil jeder zuerst nach draußen gelangen wollte. Nach kurzem Ringen gab Athrogate nach und schob den Zwergenkönig voran, um ihm rasch zu folgen.
Hinter ihnen kam Jarlaxle, der sich sehr ernst nach Drizzt umsah.
»Was?«, fragte dieser.
Jarlaxles Augen wanderten zu der Frau, die sich unter dem Waldläufer zusammenkrümmte. Er schüttelte seufzend den Kopf, ging jedoch weiter. Anstatt den Zwergen zu folgen, stellte er sich vor die klebrige Masse an der Wand neben der Tür.
»Sie erstickt«, sagte Drizzt, als er zu ihm trat. Er hatte selbst einmal in diesem Zeug festgesteckt und kannte seine tödlichen Eigenschaften zur Genüge.
»Wahrscheinlich würdet Ihr sie lieber mit Euren Klingen umbringen«, erwiderte Jarlaxle provozierend. Drizzt starrte ihn durchdringend an.
Jarlaxles Hände bewegten sich ruckartig, worauf seine magischen Armschienen ihm einen Dolch in jede Hand schoben. Wieder sah er Drizzt mit ernster Miene an, ehe er die Messer mit dem nächsten Ruck zu langen Schwertern mit schmalen Klingen machte. Mit einem Knurren, das ihm gar nicht ähnlich war, stieß er ein Schwert in den Schleim, bis es auf der anderen Seite die Wand traf. Dann zog er es zurück und prüfte die Klinge, an der nur ein wenig grüne Substanz hing, nicht mehr als ein Fingernagel.
»Kein Blut«, stellte Jarlaxle achselzuckend fest. Er zielte wieder, diesmal mehr in die Mitte. Und wieder warf er einen fragenden Blick auf Drizzt.
Der Waldläufer verzog keine Miene.
Jarlaxle seufzte und ließ das Schwert sinken. »Wer seid Ihr?«, fragte er Drizzt.
Drizzt hielt dem anklagenden Blick ungerührt stand.
»Der Drizzt Do’Urden, den ich kannte, hätte um Gnade gebeten«, sagte Jarlaxle. Er zeigte mit seinem Schwert auf die Ashmadai, die der Drow mit seinen Krummsäbeln niedergemäht hatte. »Sollen wir einen Priester rufen?«
»Damit sie geheilt werden und mich erneut angreifen?«
»Wer seid Ihr?«
»Jemand, der doch nichts ändern kann«, antwortete Drizzt.
Seine Teilnahmslosigkeit, sein Selbstmitleid,
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