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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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aber vor allem seine Herzlosigkeit trafen Jarlaxle wie eine stinkende Säurewand. Sein Gesicht nahm einen höhnischen Ausdruck an, und er schnellte zu dem Schleimklumpen an der Wand zurück. Er stach erst mit dem einen, dann mit dem anderen Schwert zu, immer abwechselnd, unablässig, bis jeder, der darunter gefangen war, unzweifelhaft tot sein musste.
    »Beeindruckend«, kommentierte Drizzt. Er drehte beide Säbel so gekonnt in den Händen, dass sie wie von selbst in ihre Scheiden glitten. »Und Ihr bezichtigt mich, keine Gnade zu kennen?«
    »Seht her!«, schrie Jarlaxle Drizzt wütend an und zeigte die unblutigen Klingen vor.
    »Woher wusstet Ihr es?«, fragte Drizzt.
    »Ich weiß alles, was in Luskan vor sich geht.«
    »Also weißt du auch, wo meine Karten sind«, folgerte Bruenor, der gerade durch die Tür trat.
    Jarlaxle bestätigte diesen Verdacht mit einem Nicken, widmete sich aber vorerst den gefallenen Ashmadai, die sich in Schmerzen wanden oder knieten. Mehrere von ihnen beobachteten die drei an der Tür.
    »Wir haben einiges zu besprechen«, erklärte der Drow-Söldner. »Aber nicht hier.«
    »Bevor wir gehen, will ich wissen, wo Shivanni Gardpeck steckt«, sagte Drizzt.
    »Die ist in Sicherheit«, erwiderte Jarlaxle. »Und wird bald mit einem Trupp Soldaten zurückkommen.« Er warf Drizzt einen scharfen Blick zu. »Und Priestern für die Verwundeten.«
    »Sie wusste also, dass es hier heute rundgeht?«, fragte Drizzt, der die verwüstete Schankstube betrachtete.
    »Sie bekommt auch die Mittel, um hier alles wieder in Ordnung zu bringen, versprochen«, sagte Jarlaxle.
    »In Ordnung?«, entgegnete Drizzt verächtlich. Ein lächerlicher Gedanke. Er lenkte Jarlaxles Blick durch den ganzen Raum, die Zerstörung, das Blutbad, die Verletzten und die Toten.
    Die beiden Drow starrten einander an, denn jeder versuchte, den anderen richtig einzuschätzen und das Unbegreifliche zu begreifen.
    »Kann Gold die Zeit zurückdrehen?«, flüsterte Drizzt.
    Jarlaxles Blick verriet, wie sein Urteil sich festigte. Auf seinem Gesicht malten sich Enttäuschung und schließlich Ärger, der weiter anstieg, weil Drizzt noch immer keine Miene verzog.
    »Der verdammte Vogel hat sie zum Hafen und bis ins Wasser gejagt!«, verkündete Athrogate in diesem Augenblick. Beide drehten sich zu dem Zwerg um, der durch die Tür des Entermessers hüpfte und sich neben Bruenor aufbaute.
    »Kommt«, forderte Jarlaxle alle drei auf. »Wir haben viel zu besprechen.«
    Mit einem aufwärtsgerichteten Ruck seiner Handgelenke verwandelte er seine Schwerter in Messer, die er in die Luft warf. Beide blieben in der Decke stecken.
    »Was ist mit der da?«, fragte Bruenor und wies auf die Klebmasse an der Wand.
    »Später«, antwortete Jarlaxle.
    Geführt von Athrogate liefen die vier auf die Straße, um gleich darauf in eine Seitenstraße abzubiegen. Schon bald hörten sie die Rufe der Soldaten. Jarlaxle zog ein tragbares Loch aus seinem Hut, das er am Ende der Gasse auf eine Wand klebte.
    Athrogate sprang als Erster hinein, und als Bruenor zögerte, griff der andere Zwerg aus der Schwärze heraus nach seinem Hemd und zerrte auch ihn hindurch. Drizzt sprang geschickt hinter seinem Freund her. Als Letzter folgte Jarlaxle, der das Loch von der anderen Seite aus wieder von der Wand löste, die nun so undurchdringlich war wie zuvor.
    Damit hatten sie alle Verfolger abgeschüttelt, so dass sie zügig zu Jarlaxles Haus laufen konnten.
    »Gib mir meine Karten zurück!«, verlangte Bruenor schon an der Tür.
    Sobald sie sich in der kleinen, aber luxuriös ausgestatteten Wohnung waren, griff Jarlaxle nach dem gestohlenen Beutel, der auf einem Nebentisch lag, und warf ihn Bruenor zu.
    »Alle bis auf eine«, sagte er. »Vielleicht führen sie dich zu großen Schätzen und geheimnisvollen Orten – zu ganz neuen Abenteuern.«
    »Alle bis auf eine?«, knurrte Bruenor.
    »Alle bis auf die hier, guter Zwerg«, erklärte der Drow und zog ein fest zusammengerolltes, verschnürtes Pergament aus einer Schublade. »Die hier führt zu dem, wonach du dich am meisten sehnst. Ja, König Bruenor, ich spreche von Gauntlgrym. Ich war dort, und obwohl ich seit der Explosion, bei der die Tunnel einstürzten, nicht mehr zurückkehren konnte, weiß ich, wo Gauntlgrym liegt.« Er hielt die Karte hoch. »Und hier steht der Weg.«
    Bruenor war sprachlos. Er sah Drizzt an, der nur mit den Schultern zuckte.
    Der Zwergenkönig blickte zu Jarlaxle zurück und leckte sich die trockenen Lippen.

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