Niewinter 01 - Gauntlgrym
Blick.
»Bis zur Schmiede von Gauntlgrym«, stimmte Athrogate zu. »Und wenn sich mir hundert Echsenjungs in den Weg stellen, sterben eben hundert Echsenjungs! Was, König Bruenor?«
Bruenor, der mit der Wand beschäftigt war, brummte nur.
»Wir müssen schnell weiter«, sagte Drizzt. »Wir dürfen uns nicht einholen lassen, während wir uns nach vorne durchkämpfen.«
Er kehrte zu dem Durchgang zurück. Dahlia folgte ihm. Jarlaxle durchquerte den Raum und schloss sich ihnen an, dann kam auch Athrogate, der Bruenor noch einen Klaps auf die Schulter gab.
»Bruenor!«, rief Drizzt. »Wir müssen weiter!«
Der Zwerg winkte ab, denn er betrachtete noch immer forschend die Wand. Seine Gedanken schweiften Jahrhunderte zurück, zu den Enthüllungen des magischen Throns.
Das ist der Raum, dachte er. Hier muss es sein. Wenn ich nur den Riegel finden könnte!
Aus dem Tunnel, aus dem sie gerade gekommen waren, drangen Geräusche in die Halle.
»Bruenor«, flüsterte Drizzt. Er eilte zu seinem Freund zurück. »Komm«, bat er den Zwerg und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Unsere Feinde nahen. Wir müssen verschwinden.«
»Ja, verschwinde«, erwiderte der Zwerg verärgert. Er drückte seine Hand fester gegen die Wand und hoffte, dabei keine tödliche Falle auszulösen.
War es denkbar, dass der Mechanismus gelitten hatte, weil er jahrhundertelang nicht benutzt worden war? Bruenor war erschüttert. Immerhin befand er sich in Gauntlgrym, dem Höhepunkt der zwergischen Zivilisation.
»Zwerge bauen für die Ewigkeit«, sagte er laut.
»Was?«
Nun endlich sah Bruenor Drizzt an, deutete mit dem Kinn zur Wand und bewegte sich zur Seite. Sofort trat der Drow hinzu. Er wusste nicht genau, wonach er suchen sollte. Bruenor hatte ihm nicht mitgeteilt, was an diesem speziellen Tiefrelief so interessant erschien, von denen es in Gauntlgrym nur so wimmelte.
Der Drow starrte das Kunstwerk ein paar Augenblicke an. Bald kamen die anderen zurück und beschworen die beiden, ihnen einen Ausweg aus dem kleinen Raum zu zeigen, der mehr und mehr an eine Falle – oder ein Grab – erinnerte.
Drizzt schüttelte den Kopf, nicht zur Antwort auf ihre Klagen, sondern weil ihm einfach nichts Ungewöhnliches an dem Relief auffiel. Nichts war anders als sonst. Er schloss die Augen, breitete beide Hände aus und ließ seine Finger behutsam über die Wand gleiten. Dann schlug er die Augen wieder auf. Ein neugieriges Lächeln lag auf seinem Gesicht.
»Was hast du gefunden?«, fragte Bruenor.
Der Drow löste eine Hand von der Wand, ließ von der anderen jedoch einen Finger auf dem Relief. Diesen Finger schob er ein wenig nach oben und dann langsam wieder auf die ursprüngliche Stelle zurück. Jetzt wirkte sein Lächeln sehr zufrieden.
Bruenor hob die Hand, und Drizzt nahm seine weg.
Mit geschlossenen Augen ertastete der Zwerg den Punkt. »Schlauer Zwerg«, flüsterte er zu Ehren des Handwerkers, der diesen Mechanismus konstruiert hatte.
Es gab keine Ritze, keine besondere Farbe oder Form. Doch an diesem einen Punkt, nicht größer als die Spitze eines dicken Zwergenfingers, bestand die Wand nicht aus Gestein, sondern aus Metall.
Bruenor drehte seinen Finger, damit der Nagel den Punkt erreichen konnte, und drückte fest zu.
»Blei«, stellte er fest.
»Das ist eine Schutzschicht«, sagte Drizzt.
»Ja, eine, die sich schmelzen lässt.« Beide drehten sich zu Jarlaxle um, der immer jede Antwort zu kennen schien.
»Schmelzen?«, vergewisserte sich Drizzt skeptisch. »Wir könnten Feuer machen und ein Stück Metall erhitzen, aber wir haben keine Zeit, etwas so heiß zu machen.«
»Was ist dahinter?«, fragte Dahlia.
»Unser Fluchtweg, wenn ich das richtig verstehe«, sagte Athrogate.
Bruenor betrachtete erst die Wand, dann Drizzt. Hinten im Gang wurde es lauter. Offenbar näherten sich ihre Feinde der Kammer.
»Markier die Stelle«, befahl Drizzt. Er trat zurück und zeigte, was er vorhatte, indem er Taulmaril abnahm.
Bruenor sah sich kurz um und klopfte seine Taschen und seinen Beutel ab, während er überlegte, wie er das anstellen sollte. Dann zog er eine Karte heraus, riss ein Stückchen von einer Ecke ab und nahm es in den Mund. Kauend eilte er zu der Stelle an der Wand zurück, wo er erneut die Oberfläche abtastete. Als er den richtigen Punkt hatte, spie er das feuchte Pergament in die offene Hand, drückte es an die Wand und trat beiseite.
Drizzt hatte seinen Pfeil bereits an die Sehne gelegt. Er ging in die Knie, um ganz
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