Niewinter 01 - Gauntlgrym
über den Boden, bis er liegen blieb und die fünf aus toten Augen anstarrte.
»Lolth, beschütze uns!«, flüsterte Jarlaxle.
Denn nun trat der Teufel aus dem Tunnel, der seinen feurigen Streitkolben donnernd gegen eine Wand schlug. Er sprang vor, kam zum Stehen, breitete die Arme aus, blähte die Brust und warf den Kopf zurück, um ein höllisches Gebrüll auszustoßen.
»Tja«, sagte Bruenor, »damit wäre der Drache schon mal erledigt.«
Hinter dem Teufel kamen vier Legionäre aus der Hölle, Teufelskrieger, die wohl ihr General herbeibefohlen hatte. Danach schlüpften die Ashmadai aus dem Tunnel und verteilten sich weiträumig auf beiden Seiten. Doch als wäre dies noch nicht genug, um die fünf Gefährten ausreichend einzuschüchtern, gesellte sich noch eine weitere Erscheinung dazu.
Valindra Schattenmantel hatte nur noch wenig mit dem verwirrten Wesen zu tun, das Jarlaxle so lange gekannt hatte. Mit einem leuchtenden Zepter in der Hand schwebte sie aus dem Tunnel und lachte hasserfüllt. Ihre Augen gierten nach Vergeltung.
»Fröhliches Sterben«, sagte Dahlia.
»Josi Puddles«, flüsterte Drizzt Bruenor zu.
»Wie?«
»Der Mann mit dem Rattengesicht aus dem Entermesser, damals.«
»Ah …« Bruenor sah Drizzt verblüfft an. »Und das sagst du mir jetzt?«
Drizzt zuckte mit den Schultern. »Ich möchte nicht, dass beim Sterben noch irgendwelche blassen Erinnerungen an meinen Gedanken nagen. Ich dachte, das geht dir genauso.«
Bruenor wollte etwas erwidern, zuckte dann aber nur mit den Schultern und wandte sich dem nahenden Verhängnis zu.
»Athrogate und Bruenor, verschwindet«, flüsterte Jarlaxle von hinten. »Langsam, aber sofort.«
Athrogate schob sich hinter Drizzt, um zu Bruenor zu gelangen. Er wollte den Zwergenkönig mit sich ziehen, doch der rührte sich nicht von der Stelle. »Ich lasse meinen Freund nicht im Stich.«
»Wenn wir das hier nicht zu Ende bringen, sterben tausend Freunde von tausend Freunden«, sagte Drizzt. »Geh.«
»Elf …«, erwiderte Bruenor und griff nach Drizzts Arm.
Der Drow sah seinen ältesten und besten Freund an und nickte ernst. »Geh«, bat er.
Da schossen hohe Flammen aus allen Essen im ganzen Raum, und mächtige Feuer jagten an den Wänden empor.
»Das Ungeheuer!«, schrie Dahlia. »Es kennt unseren Plan!«
Der Raum begann stark zu beben. Der Boden schlug heftige Wellen, und von der Decke fielen Steine und Staub herab.
»Los! Los!«, schrie Drizzt Bruenor an. Bevor der Zwergenkönig widersprechen konnte, zog Athrogate ihn so fest mit sich, dass seine Füße sich vom Boden lösten.
Der Höllenschlundteufel brüllte und wies seine Kämpfer an, hinter die zentrale Schmiede zu laufen und den Zwergen den Weg abzuschneiden. Dann taumelte der Teufel nach hinten und gleich noch einmal, weil ihn zwei Blitze aus Jarlaxles Stäben getroffen hatten. Der dritte, noch stärkere Treffer stammte von Taulmarils Pfeil, der in seine Brust raste.
Aber Beealtimatuche grinste nur noch breiter. Er verschwand, doch nur um einen Augenblick später unmittelbar vor einem der beiden Dunkelelfen aufzutauchen. Er hatte den Streitkolben mit den vier Klingen hoch erhoben und spie Feuer, während er sich anschickte, die hilflose Gestalt zu zerschmettern.
Drizzt, der bereits zur anderen Seite hetzte, um dort Bruenor und Athrogate den Weg freizuhalten, sah den mächtigen Schlag nicht kommen, doch Athrogate war schon an der kleinen Tür vorne rechts angelangt und bemerkte es. »Jarlaxle!«, schrie er mit solcher Verzweiflung, als hätte der zähe Zwerg gerade seinen besten Freund verloren.
Als Drizzt sich umdrehte, sah er eine schwarze Gestalt von dem Dämon wegrollen, die gleich darauf in Flammen aufging. Ihm stockte der Atem, und seine Knie schienen nachzugeben.
Sein Leben lang war ihm nichts allgegenwärtiger und zugleich zuverlässig-unzuverlässiger vorgekommen als dieser seltsame andere Drow, der ihm so merkwürdig ans Herz gewachsen war.
Und nun stand dort der Höllenschlundteufel triumphierend über dem reglosen, brennenden Körper und sah sich nach seinem nächsten Opfer um.
24
Alte Könige und alte Götter
Bruenor salutierte vor Drizzt und lief durch die erste von mehreren Türen in dem kleinen Tunnel. Athrogate blieb dicht hinter ihm.
Da Drizzt die beiden nicht mehr sehen konnte, musste er ganz auf seinen Freund vertrauen. Sein Blick auf Jarlaxle und der Schock angesichts dessen Ende hatten ihn wertvolle Sekunden gekostet. Nun rannte er zu Dahlia, die mit ihrem
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