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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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spürt man das vielleicht sogar hier unten.«
    »Ich nicht«, erwiderte die Elfe säuerlich.
    Drizzt grinste noch breiter. »Wenn du oben bist und dich orientieren willst, was machst du dann?«
    Dahlia sah ihn stirnrunzelnd an.
    »Du wirfst einen Blick zum Himmel oder, wenn du die Gegend kennst, zum Horizont«, sagte Drizzt. »Du weißt, wo die Sonne aufgeht und wo sie untergeht, und so legst du die vier Himmelsrichtungen fest.«
    »Aber hier unten geht das nicht.«
    Drizzt zuckte wieder mit den Schultern. »Ist dein Gehör nicht schärfer, wenn du dich nachts im dunklen Wald bewegst?«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Wirklich?«
    Dahlia blieb stehen und starrte den Drow an.
    »Wenn du eine Weile durchs Unterreich gezogen bist, wirst du dich hier vielleicht ebenso gut zurechtfinden wie in der Oberflächenwelt«, sagte Drizzt.
    »Wer sollte freiwillig länger im Unterreich bleiben, als wir es bereits sind?«
    Diese schneidende Bemerkung, die Dahlia ihm kurz angebunden hinwarf, überraschte den Drow. Er hätte ihr gern von all den Wundern erzählt, die in der Welt unter Faerûn zu finden waren. Selbst Menzoberranzan, das Dahlia als Oberflächenelfe wohl nur als Sklavin zu Gesicht bekäme, war ein Ort von atemberaubender Schönheit. Drizzt hatte die Welt der Oberfläche zu seiner Heimat erkoren und liebte die Sterne und sogar die Sonne, obwohl sie seinen empfindlichen Augen viele Jahre Schmerzen bereitet hatte. Er kannte die Schönheit der Wälder und Flüsse, der Wolken und der weiten Felder und die einzigartige Größe der Berge. Aber Schönheit war auch hier unten zu finden, auch wenn er sonst nicht oft daran dachte. In den letzten fünfzig Jahren war er nur selten im Unterreich gewesen, und vielleicht sah er seine Umgebung deshalb jetzt mit anderen Augen. Drizzt wusste ihre natürliche Schönheit, aber auch das Werk der Zwerge zu schätzen.
    Doch damit verschonte er Dahlia fürs Erste. Momentan war sie im Nachteil, nicht im eigenen Element, aber von vier Begleitern umgeben, die sich in den Tiefen auskannten. Das passte ihr nicht, begriff Drizzt, und nachdem er nun genauer hinsah, bemerkte er ihren wunden Punkt. Sie hatte die falsche Richtung eingeschlagen, ehe Bruenor ihr den richtigen Weg gewiesen hatte. Sie konnte sich hier unten nicht orientieren. Damit hatte ihre perfekte Rüstung eine Blöße offenbart.
    Und durch diese Blöße registrierte Drizzt nun eine alte, tiefe Wunde, ein schmerzhaftes Flackern hinter dem eindringlichen Glanz ihrer blauen Augen, ein Zögern in ihren sonst so selbstbewussten Schritten, eine Abwehrhaltung ihrer stets gestrafften Schultern.
    Er war überrascht über seine eigene Reaktion. In diesem Moment überwältigte ihn, was er sah. Natürlich hatte er die ungewöhnliche Schönheit der Elfe bestaunt, besonders die Anmut ihres todbringenden Tanzes im Kampf.
    Aber inzwischen hatte sich mehr offenbart, etwas Anrührendes. Etwas, das ihn interessierte.
    »Zieht! Zieht!«, rief Stokkel Silberbach seinen Zwergen zu. Und seine Mannschaft tat genau das. Sie hängten sich an beiden Seiten in die Seile und zwangen die große rote Echse auf den Boden. Vorne kämpften andere Zwerge von den Geistern unterstützt gegen die Salamander, doch der Sieg über die Geheimwaffe ihrer Feinde, eine Furcht erregende, zwanzig Fuß lange, gefräßige Feuerechse, hatte den Ausgang der Schlacht besiegelt.
    Stokkel ließ es sich nicht nehmen, dem Monster eigenhändig den Garaus zu machen, auch wenn er dazu mit seiner schweren Axt mehrmals zuschlagen musste.
    Als er mit seiner Nachhut bei den anderen eintraf, war der Kampf vorüber. Überall in dem breiten, verrauchten Tunnel lagen tote und verletzte Salamander herum, leider auch drei von Stokkels Jungs. Die beiden Priester, die den Kampftrupp begleiteten, gaben sich die größte Mühe, aber dennoch erlag einer von ihnen hier unten in den Tiefen von Gauntlgrym seinen Verletzungen, und einen anderen mussten sie tragen.
    Trotzdem zogen die Zwerge unerschrocken weiter. Sie folgten den Geistern und dem Ruf des Schicksals.
    Eine knappe Stunde später hörten sie noch vor der Mittagszeit Geräusche aus einem Seitentunnel. Eine neue Streitmacht.
    Stokkel blickte unentschlossen nach vorn. Vielleicht konnten sie den Elementarwesen entkommen, aber wenn sie dabei in neue Gegner hineinrannten, würden sie an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen müssen.
    »Verschanzt euch, Jungs«, wies der Zwerg seine Männer an. »Da kommen neue Opfer.«
    Ohne Widerworte umklammerten die Zwerge

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