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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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weiter nach vorn und antwortete: »Du bist spät dran.«
    »Memnon liegt tief im Süden«, erwiderte Barrabas der Graue. »Erwartest du, dass ich in die Segel blase, damit das Schiff schneller hier ist?«
    »Und wenn es so wäre?«
    »Dann würde ich dich daran erinnern, dass ein solches Verhalten eher denen zusteht, die sich zur Herrscherschicht zählen.«
    Diese kluge Erwiderung brachte Alegni dazu, sich umzudrehen, um den kleineren Mann zu mustern. Der Kriegsherr machte große Augen. Wie immer schmückte Barrabas’ schwarze Kleidung nur die diamantförmige Gürtelschnalle, in der griffbereit ein absolut tödlicher Dolch steckte. Auch die leicht gelangweilte Haltung des Mörders, den die ganze Welt zu ermüden schien, kannte Erzgo gut. Doch die schwarzen Haare des Mannes waren lang und ungepflegt, und obendrein trug er einen Bart.
    »Deine Disziplin lässt zu wünschen übrig«, meinte der Tiefling. »Nach so vielen Jahren?«
    »Was willst du?«
    Der Kriegsherr lehnte sich einen Moment zurück, um den Mörder gründlich zu betrachten. »Oh, Barrabas … Du wirst nachlässig, weil du hoffst, dass deine Kunst versagt und jemand dich von deiner Pein befreit.«
    »Wenn es so wäre, würde ich vorher dich töten.«
    Erzgo Alegni lachte, legte jedoch instinktiv eine Hand an sein gewaltiges Schwert. »Aber das kannst du nicht, stimmt’s?«, höhnte er. »Genau wie du nicht zulassen kannst, dass deine beträchtlichen Künste so nachlassen wie deine Erscheinung. Es liegt dir einfach nicht. Nein, du lebst für die Perfektion. Du täuschst niemanden, Barrabas der Graue. Dein schlampiges Auftreten ist nur eine Finte.«
    Barrabas verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein. Diese kleine Geste war mehr, als er sonst preisgab, und verriet Alegni, dass seine Worte der Wahrheit sehr nah gekommen waren.
    »Du hast mich aus Memnon hergerufen, wo ich keineswegs untätig war«, sagte Barrabas. »Was willst du?«
    Mit selbstgefälligem Lächeln wandte Alegni sich wieder dem Fluss zu, der gleich nördlich des belebten Hafens ins Meer strömte. »Das ist ein schönes Bauwerk, sowohl optisch als auch von der Funktion her, meinst du nicht?«, fragte er, ohne den Mörder eines weiteren Blickes zu würdigen.
    »Ich konnte darauf den Fluss überqueren.«
    »Der Zweck ist nicht alles«, entgegnete der Tiefling.
    Barrabas gab keine Antwort.
    »Die Schönheit«, erklärte Alegni. »Nicht einfach Pfeiler und Streben, nein! Alles ist genau bedacht und so ausgeschmückt, dass es das Gesamtbild unterstreicht. Das ist wahre Handwerkskunst. Ich liebe es, wenn Handwerker zu Künstlern werden. Was meinst du?«
    Barrabas blieb stumm, worauf Alegni sich lachend zu ihm umdrehte.
    »Wie bei meinem Schwert«, fuhr der Tiefling fort. »Findest du nicht, dass es ein wahres Meisterwerk ist?«
    »Wenn sein Besitzer der Künstler wäre, für den er sich ausgibt, würde er meine Dienste nicht benötigen.«
    Der Sarkasmus ließ Alegnis Schultern kurz nachgeben. Dann aber funkelten seine roten Augen drohend. »Du kannst von Glück sagen, dass meine Vorgesetzten großen Wert darauf legen, dass ich dich nicht massakriere.«
    »Ich bin nun einmal ein Glückspilz. Aber nun frage ich noch einmal: Warum hast du mich hergerufen? Um eine Brücke zu bewundern?«
    »Ja«, antwortete Alegni. »Diese Brücke. Die Geflügelte-Lindwurm-Brücke. Ihr Name passt nicht zu ihr, und deshalb wünsche ich, dass er geändert wird.«
    Barrabas’ Miene war undeutbar.
    »Der Graf dieser schönen Stadt ist ein merkwürdiger Kerl«, erläuterte Alegni. »Im Schutz seiner Wachen und Mauern begreift er nicht, wie schmal der Grat ist, auf dem er sich bewegt.«
    »Er will den Namen also nicht ändern?« Barrabas wirkte noch immer gelangweilt.
    »Ein echter Traditionalist«, erwiderte Alegni mit einem spöttischen Seufzer. »Er versteht nicht, dass Alegni-Brücke viel passender und schöner wäre.«
    »Alegni-Brücke?«
    »Klingt doch wunderbar, nicht wahr?«
    »Du hast mich aus Memnon hierherbefohlen, damit ich einen armseligen Grafen überzeuge, dir zu Ehren eine Brücke umzubenennen?«
    »Ich kann ihn natürlich nicht offen herausfordern«, räumte Alegni ein. »Unsere Expedition im Wald macht Fortschritte, und ich möchte dort keine Männer abziehen.«
    »Und wenn du dich offen gegen ihn stellst, würdest du einen Krieg mit den Herren von Tiefwasser riskieren. Das dürfte deine Vorgesetzten kaum begeistern.«
    »Du siehst, Barrabas, selbst das schlichteste Gemüt kann einfacher Logik folgen.

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