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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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…«
    »Still!«, unterbrach ihn Drizzt und hob mahnend die freie Hand. Seine Augen ruhten auf Guenhwyvar, die immer noch grollte.
    Bruenor blickte zwischen Drow und Panther hin und her. »Was ist los, Elf?«
    Es geschah ganz plötzlich. Der Boden hob und senkte sich, die Wände erbebten, und ringsherum rieselte Staub herunter.
    »Erdbeben!«, schrie Bruenor, dessen Stimme in dem Getöse mahlender Steine und stürzender Felsen unterging.
    Ein zweites Aufbäumen des Bodens schleuderte sie alle in die Luft. Drizzt prallte gegen den Türknauf, und Bruenor kippte nach hinten.
    »Komm schon, Elf!«, brüllte Bruenor.
    Doch Drizzt lag bäuchlings im Schutt, seine Fackel neben ihm. Er wollte sich auf alle viere hochziehen, aber die Blöcke über ihm gaben nach, polterten auf seine Schultern und klemmten ihn ein.
    Barrabas der Graue wühlte in der Tasche herum, in der diverse Gegenstände steckten, mit denen Erzgo Alegni ihn bei seinen Aufgaben »unterstützte«. Zugegebenermaßen hatte der Tiefling mächtige Freunde und schleppte in der Tat viele nützliche Dinge an, zum Beispiel den Mantel, den Barrabas gerade trug. In jedem Faden waren elfische Handwerkskunst und entsprechende Zauber eingewoben, und diese Eigenschaften halfen dem ohnehin sehr vorsichtigen Barrabas, unentdeckt zu bleiben. Das Gleiche galt für die Elfenstiefel an seinen Füßen und seine Fähigkeit, sich selbst inmitten raschelnden Herbstlaubs leise darin zu bewegen.
    Auch der Dolch aus der Gürtelschnalle zeugte von ausgereifter Handwerkskunst und Magie. Noch nie hatte er sich Barrabas’ Befehl widersetzt. Sein Giftsystem aus echten Menschenadern, die entlang der fünf Zoll langen Klinge verliefen und Ränder und Spitze vergifteten, machte ihn zu einer der faszinierendsten Waffen, die der Meuchelmörder je besessen hatte. Barrabas musste nur das in den Griff eingelassene »Herz« des Messers nachfüllen, um das Gift später fast ohne Kraftaufwand an die tödliche Klinge zu leiten.
    Dennoch fand Barrabas die vielen verzauberten Gegenstände auch riskant. Letztlich erforderte seine Kunst, die Kunst des Mordens, nach wie vor Geschicklichkeit, Weisheit und Disziplin. Wenn man sich auf zu viele magische Hilfen verließ, wurde man leicht nachlässig, und Nachlässigkeit bedeutete Scheitern. Deshalb hatte er bisher weder die Schuhe des Spinnenkletterns, die Alegni ihm einst angeboten hatte, noch den Hut verwendet, der ihm praktisch jede beliebige Verkleidung gestattete. Auch den Gürtel der Geschlechtsumwandlung hatte er verächtlich abgelehnt.
    Jetzt zog er ein Kästchen hervor. Die darin enthaltenen Gifte hatte er persönlich erworben, denn in solchen Dingen würde sich Barrabas nie auf Dritte verlassen. Er kaufte nur bei einem einzigen Giftlieferanten, einem Alchemisten aus Memnon, den er schon viele Jahre kannte und der die verschiedenen Toxine persönlich aus Wüstenschlangen, Spinnen, Eidechsen und Skorpionen gewann.
    Barrabas hob eine kleine, grüne Phiole vor eine Kerze. Ein böses Lächeln malte sich auf seinem Gesicht. Dieses neue Gift stammte nicht aus der Wüste, sondern von einem gut getarnten stacheligen Fisch aus der Bucht hinter Memnons Hafen. Wehe dem Fischer, der auf ein solches Tier trat! Jeder, der die Strände der Südküste besuchte, hatte von den qualvollen Schmerzensschreien gehört.
    Barrabas hob sein Messer in die Höhe und klappte die einziehbare untere Hälfte der Kugel auf, die das Messer ausbalancierte. Dabei kam eine Hohlnadel zum Vorschein, mit der er den Gummistopfen der Phiole durchstieß. Seine Augen glitzerten, als er zusah, wie das durchscheinende Herz seines Messers sich mit der gelben Flüssigkeit füllte.
    Er dachte an die Schreie der Fischer und bekam beinahe Gewissensbisse.
    Beinahe.
    Als alles fertig war, legte Barrabas sich den Mantel um. Der kleine Spiegel auf dem Weg zur Tür erinnerte ihn an Alegnis Anweisung, Haare und Bart zu kürzen.
    Wie ein normaler Gast in Niewinter verließ der kleine Mann scheinbar unbewaffnet das Haus. Es war ein lauer Abend mit einem schönen Sonnenuntergang über dem Meer. An der rechten Hüfte baumelte ein Beutel an seinem Gürtel, der sich so an sein Bein schmiegte, dass er hätte leer sein können, was natürlich nicht stimmte.
    In der nächsten Taverne, deren Namen er nicht kannte und ihn auch nicht interessierte, machte er Halt und ließ sich von dem kräftigen Rum aus Baldur einschenken, der bei den Seefahrern entlang der Schwertküste so beliebt war, weil er billig war und so

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