Niewinter 01 - Gauntlgrym
Deshalb stattest du unserem geschätzten Grafen Hugo Babris heute Nacht einen Besuch ab und erklärst ihm, dass es in seinem ureigensten Interesse liegt, die Brücke mir zu Ehren umzubenennen.«
»Danach kann ich diesen Schweinepferch verlassen?«
»Aber nein, Grauer, ich habe noch reichlich Aufgaben für dich, ehe ich dich wieder auf deine Spielwiese im Süden entlasse. Wir sind im Wald auf Elfen gestoßen, die etwas Nachdruck brauchen, und wir haben tiefe Löcher entdeckt, in die ich einen echten Shadovar erst schicken will, wenn ich sicher bin, wie stabil sie sind und wer sie bewohnt. Du wirst einige Jahre hierbleiben, Sklave, bis ich die Prinzen davon überzeugen kann, dass du mehr Ärger machst, als du wert bist, und wir dich deshalb lieber ein für alle Mal loswerden sollten.«
Barrabas der Graue starrte den Tiefling hasserfüllt an, auch wenn seine Haltung entspannt blieb und sich nur die Daumen unter seinen schmalen Gürtel schoben. Mit abfälligem Kopfschütteln wandte er sich zum Gehen.
Bei seinen ersten Schritten griff Erzgo Alegni in den Saum seiner offenen Lederweste, wo er aus einer verborgenen Scheide eine Art zweizinkige Gabel zog. Damit tippte er sein gewaltiges magisches Schwert an, worauf die Gabel zu vibrieren und zu summen begann und sich auflud. Mit einem bösen Grinsen schwang er sie neben den Schwertknauf, als ob er das Tier im Schwert wecken wollte.
Barrabas der Graue zuckte zusammen und sprang zur Seite, wobei seine Hände vorschnellten und sich zu harten Fäusten mit weißen Knöcheln ballten. Sein Kinn war plötzlich so gespannt, dass er von Glück sagen konnte, dass er sich nicht im Reflex ein Stück seiner Zunge abgebissen hatte.
Das Summen setzte sich fort. Es war das Lied der Klaue, das wie glühende Lava sein Blut zum Kochen brachte.
Zitternd sank er mit verzerrtem Gesicht auf ein Knie.
Alegni hielt die summende Gabel vor seinen Körper und umrundete den Mann. Nachdem er dem Mörder kurz in die Augen gestarrt hatte, griff er mit der freien Hand nach den Zinken der Gabel und brachte so ihren Widerhall vom Ruf des Schwertes und damit auch den Schmerz zum Schweigen.
»Ach, Grauer, warum zwingst du mich, dich immer wieder an deinen Platz zu erinnern?«, fragte der Tiefling. Seine Stimme triefte vor Bedauern, das jedoch wenig aufrichtig klang. »Kannst du nicht einfach dein Los hinnehmen und dich für die Gaben, die du von Nesser erhalten hast, dankbar erweisen?«
Barrabas ließ den Kopf hängen, während er versuchte, sich zu fassen. Als Alegni dem Mann eine Hand unter das gesenkte Gesicht hielt, griff Barrabas zu und ließ sich von dem Tiefling wieder aufhelfen.
»Na also«, sagte Alegni. »Ich bin nicht dein Feind. Ich bin dein Gefährte. Und dein Befehlshaber. Wenn du dir diese Tatsache gründlich einprägst, müsste ich dich nicht immer wieder daran erinnern.«
Barrabas der Graue streifte ihn nur mit einem Blick, ehe er entschlossen loslief.
»Und rasier dich und schneid dir die Haare!«, rief Erzgo Alegni ihm nach. In dem klaren Befehl lag eine ebenso klare Drohung. »Du siehst aus wie ein Landstreicher. Eine solche Erscheinung ist für einen Diener des großen Erzgo Alegni unangemessen.«
»Ich hab was, Elf!«, rief Bruenor, dessen Stimme von den rauen Felswänden der zerklüfteten Höhle zurückgeworfen wurde. Bis sie Drizzts Ohren erreichte, klang es nur noch wie: »Elf, Elf, Elf, Elf, Elf …«
Der Drow senkte die Fackel und blickte zu dem breiteren Gang vor der kleinen Höhle, in der er beschäftigt war. Als der Zwerg ein zweites Mal nach ihm rief, trat er hinaus. Dabei lächelte Drizzt, denn der Tonfall des Zwergs verriet ihm, dass sein Freund nicht in Schwierigkeiten steckte. Beim Blick auf die Katakomben, die sich vor ihm erstreckten, wurde ihm allerdings klar, dass er keine Ahnung hatte, wo Bruenor sich befinden mochte.
Andererseits gab es vielleicht doch eine Möglichkeit. Lächelnd zog er eine Onyxfigur aus dem Gürtel und rief: »Guenhwyvar.«
In seiner Stimme lag weder Nachdruck, noch war sie besonders laut, aber er wusste, dass er Gehör gefunden hatte, noch ehe sich um ihn herum ein grauer Nebel bildete, der die Form einer großen Katze annahm. Der Nebel wurde dichter und dunkler, bis Guenhwyvar an seiner Seite stand, wie sie es seit über hundert Jahren gewohnt waren.
»Bruenor ist in den Höhlen, Guen«, erklärte der Drow. »Such ihn.«
Der schwarze Panther wandte ihm kurz den Kopf zu, grollte leise und tappte davon.
»Und setz dich auf ihn, wenn
Weitere Kostenlose Bücher