Niewinter 01 - Gauntlgrym
du ihn hast«, rief Drizzt der Katze nach, während er ihr folgte. »Gib acht, dass er nicht wieder davonläuft, ehe ich bei euch bin.«
Guenhwyvars nächstes Grollen war etwas lauter, und nun wurde sie schneller. Offenbar hatte die letzte Anweisung ihren Jagdeifer angefacht.
Ein Stück weiter erstarrte Guenhwyvar. Ihre zuckenden Ohren versuchten, Bruenor bei seinem nächsten Ruf zu orten. Der Panther schlich zu einem Seitengang, witterte und schnellte dann zu einem anderen.
Drizzt versuchte, Guenhwyvar zu folgen, aber diese bewegte sich schnell und sicher, flitzte unter überhängenden Felsen hindurch, wo der Drow sich tief bücken musste, und sprang zielsicher durch die Gänge. Drizzt, der bald ein Stück zurückblieb, musste raten, welchen Weg sie jeweils genommen hatte.
So arbeiteten sie sich in den schmalen, verzweigten Tunneln voran, bis Drizzt Bruenors nächsten Ruf hörte – eher einen wütenden Aufschrei. Da wusste er, dass Guen ihre Beute erwischt hatte.
»Du verdammter Elf!«, zeterte Bruenor, als Drizzt eine geräumige, aber niedrige Höhle betrat. Sie war annähernd quadratisch und zeigte im Gegensatz zu den weitgehend natürlichen Gängen des Höhlensystems Spuren von Bearbeitung.
Hinten in der Ecke lag Guenhwyvar neben einer heruntergefallenen, noch brennenden Fackel. Sie leckte gelassen ihre Pfote, und Drizzt sah zwei Zwergenstiefel, die unter ihr hervorragten.
»Nach hundert Jahren findest du das immer noch komisch!«, ächzte Bruenor von der anderen Seite der Katze aus. Drizzt konnte nur vermuten, dass der Kopf des Zwergs irgendwo da drüben in der Ecke klemmte.
»Seit der Fünfzig-Speere-Stamm uns hierhergeführt hat, kann ich mit dir einfach nicht mehr Schritt halten«, erwiderte Drizzt.
»Könntest du vielleicht die Katze wegschicken?«
»Ich habe sie aber gern bei mir.«
»Könntest du das verdammte Vieh dann gütigerweise von mir runternehmen?«
Drizzt gab Guenhwyvar ein Zeichen, auf das diese sich sofort erhob und zu ihm kam, obwohl sie bei jedem Schritt kehlig grollte.
»Du spitzohriger Teufel«, murrte Bruenor, der sich langsam aufsetzte.
Er hob seinen Helm auf und sprang so abrupt hoch, dass das eine Horn auf dem Helm beinahe an die Decke gestoßen wäre. Dann stemmte er beide Hände in die Hüften, drehte sich um und sah den Dunkelelfen erzürnt an, ehe er immer noch fluchend seine Fackel auflas.
»Du bist tiefer vorgedrungen, als wir verabredet hatten«, bemerkte Drizzt, der sich jetzt im Schneidersitz niederließ, um nicht ständig gebückt zu stehen. »Tiefer, als wir vorher …«
»Pah, hier gibt es ja doch nichts«, sagte der Zwerg. »Jedenfalls nichts Großes.«
»Diese Tunnel sind sehr alt und wurden lange nicht mehr betreten«, erwiderte Drizzt. »Eine alte Falle oder ein einbrechender Boden hätte dich in die Finsternis stürzen lassen können. Ich habe dich schon so oft gewarnt, alter Freund. Unterschätze nie die Gefahren des Unterreichs.«
»Du glaubst, es könnte unter uns noch mehr Tunnel geben?«
»Ich könnte es mir durchaus vorstellen«, sagte Drizzt.
»Gut!« Bruenor strahlte. »Deine Vorstellung in Ehren, denn sie trifft es recht genau.« Bei diesen Worten trat er beiseite und zeigte auf eine Rille in der eindeutig bearbeiteten Ecke, in der er die Wand untersucht hatte.
»Mehr Ebenen«, sagte Bruenor mit stolzer Stimme. Er streckte die Hand aus und drückte auf den Stein neben der Rille. Sie hörten ein scharfes Klicken. Als der Zwerg die Hand zurückzog, sprang dieser Teil der Wand gerade so weit auf, dass Bruenor an die Kante greifen und sie weiter öffnen konnte.
Drizzt kroch herüber und hob die Fackel vor sich, während er in die geheime Kammer spähte. Es war kein großer Raum, nicht einmal halb so groß wie der davor. Auf dem Boden bildete ein kleiner Kreis rechteckiger Steine, vielleicht Ziegel, eine Einfassung für ein schwarzes Loch.
»Du weißt, was ich denke«, sagte Bruenor.
»Es gibt keinen Hinweis auf etwas anderes als … einen Brunnen«, meinte Drizzt.
»Jemand hat diese Mauer gebaut, diesen Raum und den Brunnen«, erwiderte der Zwerg.
»Jemand, ja, aber da gibt es viele Möglichkeiten.«
»Das ist Zwergenarbeit«, betonte Bruenor.
»Was immer noch viele Möglichkeiten übrig lässt.«
»Pah!«, schnaubte Bruenor mit abfälliger Handbewegung.
Guenhwyvar sprang wieder auf und gab ein langes, leises Grollen von sich.
»Ach, halt’s Maul!«, blaffte Bruenor. »Und wag es nicht, mir zu drohen! Sag deiner Katze, sie soll
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