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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Wände und die Decke des Raums, der dicht an dicht mit den Ranken des Hauptturms überzogen war.
    »Was ist das?«, fragte Athrogate.
    »Ich glaube, dieser Hebel treibt ganz Gauntlgrym an«, antwortete Dor’crae. »Magisches Licht und Loren, die sich aus eigener Kraft bewegen – Magie, die der Stadt neues Leben einhaucht.«
    Sofort wollte Athrogate zugreifen, aber wieder hielt Jarlaxle ihn zurück. Der Drow sah Dahlia fragend an.
    »Dor’crae … kennt diesen Ort besser als ich«, sagte die Frau.
    Da ließ Jarlaxle Athrogate los, der sogleich nach dem Hebel griff. Der Drow starrte weiter Dahlia an, versuchte jedoch nicht mehr, auf den Zwerg einzuwirken.
    »Was ist das?«, fragte nun auch Jarlaxle, denn in Dahlias Stimme hatte viel Unsicherheit und auch ein gewisses Zögern gelegen, das Jarlaxle bisher nie an ihr bemerkt hatte.
    »Ich … glaube wie Dor’crae, dass der Hebel Gauntlgrym wieder zum Leben erweckt«, erklärte Dahlia. Ihre Worte galten Athrogate.
    »Oder er liefert uns der geballten Macht des zerstörten Hauptturms aus«, erwiderte der Drow. Er wusste, dass sie log, und wusste auch, dass sie mit ihrer Lüge rang.
    »Also sollen wir einfach wieder gehen und Schätze suchen?«, fragte Dahlia. Ihre wegwerfende Handbewegung bei dieser absurden Vorstellung wirkte ein wenig übertrieben.
    »Gute Idee«, fand Jarlaxle. »Ich liebe alles, was glitzert und funkelt.«
    Hinter dem Drow raunte Dor’crae Athrogate zu: »Leg den Hebel um, Zwerg.«
    Da wusste Jarlaxle, dass dies mehr als eine Aufforderung war. Der Vampir versuchte, dem Zwerg etwas einzuflüstern, und nutzte dafür seine Macht als Untoter. Für Jarlaxle war das eine klare Warnung. Er trat auf Athrogate zu, blieb aber abrupt stehen, als Valindra direkt vor ihm aus dem Nichts auftauchte, ihn hungrig anstarrte und die Finger vor ihm bewegte.
    »Was ist hier los?«, herrschte der Drow Dahlia an.
    »Ich mag dich, Jarlaxle«, erwiderte die Elfe. »Vielleicht lasse ich dich sogar am Leben.«
    »Athrogate, nein !«, schrie Jarlaxle, aber Dor’crae hörte nicht auf zu flüstern, und schließlich griff der starke Zwerg zu.
    In Gedanken war sie wieder ein junges Mädchen, fast noch ein Kind, das oben auf der Klippe stand. In ihren Händen lag ihr Baby.
    Erzgo Alegnis Kind.
    Sie warf es hinunter. Sie brachte es um.
    Die neun Diamantstecker im linken Ohr trug Dahlia mit Stolz. Jeder stand für einen Liebhaber, den sie im Kampf auf Leben und Tod besiegt hatte. In ihren Augen hatte sie neunmal getötet.
    Aber was war mit dem Baby?
    Warum trug sie keine zehn Stecker im Ohr?
    Weil sie auf diesen Mord nicht stolz war. Denn von all dem, was sie in ihrem verkorksten Leben getan hatte, kam dieser Augenblick Dahlia am verkehrtesten und am abscheulichsten vor. Es war Alegnis Kind, ja, aber es hatte sein Schicksal nicht verdient. Alegni, der Shadovar, der Vergewaltiger und Mörder, hatte sein Schicksal verdient. Er hatte es verdient, den langen Fall mit anzusehen. Aber nicht das Kind, niemals das Kind.
    Sie wusste, was der Hebel anrichten würde. Sie hatte den Drow nur wegen des Zwergs angeheuert. Nur ein Zwerg von Delzoun konnte diesen Hebel umlegen. Und darum ging es schließlich: den Hebel umlegen, um eine Katastrophe einzuleiten und die Macht freizusetzen, die Gauntlgrym antrieb, damit ein Todesring entstehen konnte.
    Der Ring der Verwüstung würde sich nicht aus der Seele von Erzgo Alegni oder aus ein paar ihrer ruchlosen Liebhaber speisen, die ihr Schicksal verdient hatten. Er würde sich von Unschuldigen nähren, von Kindern wie dem, das sie von der Klippe geworfen hatte.
    »Athrogate, nicht!«, hörte Dahlia sich sagen, obwohl sie kaum glauben konnte, dass diese Worte aus ihrem Mund drangen.
    Alle sahen sie an, der Zwerg verwirrt, der Drow misstrauisch, der Vampir überrascht und der Lich sichtlich belustigt.
    »Rühr ihn nicht an«, warnte Dahlia, deren Stimme wieder nachdrücklicher wurde.
    Athrogate wandte sich ihr zu und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Was ist hier los?«, fragte Jarlaxle sie.
    Vor Athrogates Augen verschwamm der Raum, und er sah im Geiste die Zwerge von Delzoun. Sie versammelten sich vor ihm und flehten ihn an, den Hebel zu betätigen.
    Befreie uns! , beschworen sie ihn.
    Erwecke uns und Gauntlgrym wieder zum Leben! , bettelte einer.
    Die Elfe hat Angst, sagte ein anderer. Sie hat Angst vor uns und vor der Rückkehr des größten Zwergenreichs!
    Hasserfüllt starrte Athrogate Dahlia an und drehte sich wieder zu dem Hebel

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