Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
Wahrscheinlich sind sie schon ziemlich nah. Deshalb werden wir uns darauf vorbereiten. Halte die Ashmadai in der Nähe. Verdopple die Wachen auf den Mauern und trage den Zombies auf, den Wald um Aschenburg zu durchstreifen. Du überwachst sie, Valindra. Du siehst durch ihre Augen. Wir werden es erfahren, wenn diese mordlüsterne Bande in unsere Festung eindringt, und dann werden wir sie vernichten. Was glaubst du, wie sehr es die Nesserer schwächen wird, wenn ihr Vorzeigekämpfer nicht zurückkommt?«
»Oder wenn ihr bester Kämpfer durch die Macht des Todesrings wiederaufersteht und sich im Kampf gegen sie wendet?«, erwiderte Valindra.
Sylora grinste zufrieden.
Valindra wandte sich der Treppe zu, hob die Hand und winkte schweigend. »Wie gewünscht«, sagte sie, als der Aschezombie hereinschlurfte.
Tatsächlich hatte Sylora sie gebeten, einen ihrer Untoten heraufzubringen. Sie unterdrückte ihren Abscheu darüber, dass dieses schrumpelige Ding ihre Privatgemächer betrat. Mit jedem Schritt hinterließ die hässliche Kreatur Aschespuren, und zudem haftete diesen Monstern ein unablässiger Gestank nach verbranntem Fleisch an. Selbst zehn Jahre nach dem Vulkanausbruch verströmten die Zombiearmeen noch immer diesen fauligen Geruch.
Das Teufelchen hinter der Zauberin schnaubte und stieß ein kurzes Kreischen aus.
Sylora ignorierte es und konzentrierte sich ganz auf den Zombie und das Gefühl in ihrem Stab aufgrund der Nähe dieses Geschöpfs. Dieses Gefühl kannte sie bisher nur aus der Ferne; nachdem jedoch der erste Teil von Aschenburg fertiggestellt war, forderten der Stab und der Todesring, dass sie ihre Macht gründlicher erforschte.
Deshalb nahm sie mit dem Zombie Kontakt auf und schloss die Augen.
Schon bald sah sie durch die Augen des Untoten.
Sylora konnte willentlich in ihn eindringen, durch ihn sehen und hören und sogar seine Bewegungen steuern. Beinahe hätte sie in diesem Augenblick die brodelnde Wut in dem Geschöpf ausgelöst, denn als sie sich selbst betrachtete und an ihrer meditierenden Gestalt vorbeiblickte, warf sie auch einen Blick auf das Teufelchen, das angewidert das Gesicht verzog. Seine lange, spitz zulaufende Zunge hing heraus und zuckte vor Widerwillen. Durch die Ohren des Zombies vernahm Sylora die Flüche, die das Teufelchen in sich hineinmurmelte.
Die Zauberin kehrte wieder ganz in ihr eigenes Bewusstsein zurück und drehte sich langsam zu dem unverschämten kleinen Kerl um. »Du hältst offenbar nicht viel von meinem Spielzeug?«
»Das eklige Ding widert mich an, und wie«, jammerte das Teufelchen.
»Das ist ein Kind des Todesrings«, erklärte Sylora.
»Lass ihn tot umfallen und begrabe ihn tief!«, forderte das Teufelchen.
»Du strapazierst meine Geduld«, warnte Sylora. »Nur wegen Arunika sehe ich von einer Strafe ab.«
»Arunika! Arunika hat mir nichts zu sagen! Ich stehe in ihrer Schuld, aber wenn ich hier bei dir fertig bin, bin ich frei!«
Das trockene Lächeln auf Syloras Gesicht verriet dem Teufelchen, dass es das vielleicht besser nicht gesagt hätte. »Wenn du den Zombie beleidigst, beleidigst du auch den Todesring«, warnte sie.
»Das eklige Ding widert mich an!«
»Und wenn ich dem Zombie gestatte, sich gegen deine Beleidigungen zur Wehr zu setzen?«, fragte Sylora. Sie spürte, wie der Stab in ihrer Hand pochte und ihre Absichten angesichts der Erkenntnis, dass sie sich nicht länger mit dem dreisten Winzling abfinden musste, seine Macht anschwellen ließ.
Die lange Zunge des Teufelchens fuhr heraus und hinterließ vor Syloras Füßen eine Speichelspur. »Ich gehe!«, verkündete er.
»Oh nein!«, sagte Sylora in scharfem Ton. »Zuerst musst du dieses Kind des Todesrings besiegen, das du so unflätig beleidigt hast.« Sie warf Valindra einen Blick zu und lächelte ihr verstohlen zu, was bei dem Lich jedoch nur Verwunderung hervorrief.
Auch das registrierte Sylora. Die Reaktion überraschte sie nicht, denn schließlich verstand Valindra ohnehin kaum, was hier vor sich ging. Doch es ging etwas vor, im Stab und tief in ihrem Unterbewusstsein. Das Gefühl, das der Todesring ihr vermittelte, setzte sich aus Macht und Glück zusammen, die einem Höhepunkt entgegenstrebten.
Das Teufelchen spie wieder auf den Boden und verfluchte Sylora.
Die Zauberin löste den Angriff aus.
Der Zombie neben Valindra zerbarst zu einer schwarzen Wolke aus Rauch und Asche, aber noch ehe diese sich ausbreiten und auf den Boden sinken konnte, sog der Stab die Überreste des
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