Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
– wobei Glas um diese Jahreszeit in Luskan nicht billig ist! Also? Damit hast du schon wieder Gewinn gemacht. Schlag ein …«
»Nein.«
»Meine Liebe …«
»Nein.«
»Dann muss ich den Diamanten zurückholen.«
»Versuch’s doch.«
In Beniagos linker Hand tauchte ein Schwert auf, in der rechten sein juwelenbesetzter Dolch. Einen kurzen Augenblick hielt Dahlia diese Kombination für überraschend, weil sie Beniago bisher als Rechtshänder eingestuft hatte.
»Egal«, flüsterte sie.
Sie sprang von dem Kasten herunter und landete auf halbem Weg zwischen diesem und ihrem Gegner. Dabei setzte sie so perfekt auf, dass sie sofort den langen Stab nach vorne schwenken konnte. Den folgenden Rückhandschlag hielt sie inmitten der Bewegung auf, holte aus, trat vor und stach wie mit einem Speer nach Beniagos Bauch.
Einen geringeren Gegner hätte sie damit vermutlich böse getroffen, aber Beniago war nicht so leicht zu erwischen, was sie auch nicht erwartet hatte. Allerdings hatte sie gehofft, dass er vielleicht mit seinem Schwert nach Kozahs Nadel schlagen würde, sodass sie einen Teil der Blitzenergie auf ihren Gegner leiten und ihm damit womöglich sogar das Schwert entreißen konnte.
Doch Beniago hatte nicht nur jeden Zufallskontakt vermieden, sondern lächelte Dahlia an, als wolle er ihr beweisen, dass er wusste, was sie im Sinn hatte.
Aber das störte Dahlia nicht. Ganz im Gegenteil: Sie bevorzugte fähige, gut ausgebildete Gegner. Wieder stach sie mit dem Stab zu und sprang dabei vorwärts, um Beniago zurückzudrängen. Das gelang ihr tatsächlich, doch dabei machte die angriffslustige Elfenkriegerin eine Entdeckung: Beniago hatte die Bodenfallen nicht deaktiviert.
Unter Dahlias vorderem Fuß gaben die Dielen nach, und nur ihre rasche Reaktion bewahrte sie davor, in die sich plötzlich öffnende Fallgrube zu stürzen. Dennoch geriet ihr Fuß weit genug nach unten, um auf dem vordersten der vielen gefährlich spitzen Stacheln zu landen, der die harte Sohle ihres Stiefels fast ungehindert durchbohrte und ihre Fußsohle ritzte.
Sie spürte den leichten Stich, der fast augenblicklich einen brennenden Schmerz auslöste. Zweifellos waren die Stacheln vergiftet. Sie konnte nur hoffen, dass er nicht so tief in ihr Fleisch gedrungen war, dass die Dosis tödlich sein würde.
Beniago nutzte die Gelegenheit, um anzugreifen und einen halbherzigen Schwerthieb auszuführen, den Dahlia zwar noch abwehren konnte, obwohl sie aus dem Gleichgewicht geraten war, doch sie konnte sich nicht ausreichend konzentrieren, um den Blitzschlag auszulösen, zu dem ihre Waffe fähig war. Bei ihrem nachfolgenden Rückzug hielt sie sich noch besser, konnte aber dem Hauptangriff des Mannes mit seinem Dolch dennoch nur knapp entgehen.
Dahlia wich weiter zurück und drehte den Kopf zur Seite, aber die Klinge verpasste ihr noch eine leichte Schramme. Nur eine Schramme.
In diesem Moment jedoch, als sie schon zum Gegenangriff übergehen wollte, erkannte Dahlia die schreckliche Wahrheit.
Sie war zwar nur angeritzt, ein leichter Kratzer an der Wange, aber dieser Kontakt von Beniagos Klinge mit ihrem Fleisch war ihr Verhängnis. Ihr Untergang. Sie spürte den Zug an ihrer Seele, als würde der Dolch ihr die Lebensenergie aussaugen. Sie fühlte die Kälte der endgültigen Vernichtung, die Leere des Nichts. Sie fühlte sich so vergewaltigt wie an jenem lang zurückliegenden Tag, als Erzgo Alegni ihr Dorf überfallen und ihrer Kindheit ein jähes Ende bereitet hatte.
So schnell, wie sie es nur wagte, zog sich Dahlia zurück, weil sie diesen Boden voller tödlicher Fallen nicht mehr als nötig belasten wollte.
Denn dass sie tödlich waren, wusste sie inzwischen. Ihr angestochener Fuß wurde bereits taub, und Dahlia musste sich bei jedem Schritt darauf konzentrieren, dass er nicht unter ihr wegknickte.
Beniago folgte ihr mit siegessicherem Lächeln.
Dahlia zwang sich, aufrecht zu bleiben, und wehrte sich kopfschüttelnd gegen die irritierende, bösartige Macht des verhexten Dolches. Sie teilte ihren Stab, machte die entstehenden Hälften zu Flegeln und ließ diese augenblicklich rotieren, um ihren Verfolger aufzuhalten.
Angesichts ihres verletzten Fußes musste sie befürchten, dass die Zeit gegen sie spielte, sodass sie zum Angriff überging und in rascher Folge mit beiden Flegeln zuschlug. Ihr Gegner duckte sich, wich nach links und rechts aus und versuchte, sie mit seinem Langschwert auf Abstand zu halten, während er gleichzeitig den
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