Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
mit aller Kraft ab, zog sich ganz in die Höhe und drehte seine Beine schwungvoll so hoch, dass er nur noch mit einer Hand oben auf dem Stab verharrte und die andere zur Seite streckte, um sein Gleichgewicht zu halten. So balancierte er acht Fuß über dem Boden mehrere Herzschläge lang, ehe er in Richtung Tür kippte und sich erneut abstieß, um mehr Tempo zu gewinnen.
Er landete auf beiden Füßen mit dem Gesicht nach außen in der Tür und hielt den Stab noch in der Hand.
Hinter ihm lachte Dahlia erneut und spendete mit ihren täuschend zarten Händen gemessenen Beifall.
»Mit ein bisschen Übung gar nicht so schwer«, bemerkte Drizzt und warf ihr Kozahs Nadel zu. Während er an ihr vorbeiging, zog er die Handschuhe aus und löste die Kragenschnur seines Mantels.
»Den Trick von vorhin habe ich auch noch nie probiert«, piesackte Dahlia ihn weiter. Er blieb stehen, drehte sich langsam zu ihr um und sah ihr fest in die blauen Augen.
Dahlia zuckte lächelnd mit den Schultern.
Da griff Drizzt zu, zog sie an sich, und sie schnappte überrascht nach Luft, ehe ihr Lächeln wiederkehrte. Diesmal war es einladend.
Drizzt kam mit den Lippen auf sie zu, zögerte jedoch im letzten Augenblick – was Dahlia jedoch nicht aufhielt. Mit einem festen, leidenschaftlichen Kuss fiel sie über ihn her, legte beide Hände an seinen Kopf und zog ihn noch enger an sich. Dann bewegte sie ihr Gesicht leicht nach hinten, sodass sie ihm in die Unterlippe beißen konnte, kam wieder näher und öffnete den Mund gerade so weit, dass ihre Zunge ihn locken konnte.
Doch schließlich löste sich Dahlia abrupt aus der Umarmung und sprang ein Stück zurück. Tief durchatmend starrte sie ihn an.
Drizzt erwiderte ihren Blick und schaute dann zur offenen Tür.
Dahlia streckte ihren Stab aus und stieß die Tür damit so weit zu, wie es die zertrümmerte Schwelle zuließ. Dann warf sie den Stab so geschickt, dass sich das eine Ende unter einem quer liegenden Brett der Tür verhakte und das andere, nähere schräg dazu auf einer Diele stand. Nach einem erneuten Blick zu Drizzt nahm ihr Gesicht wieder einen Ausdruck voller Vorfreude an. Mit funkelnden Augen trat die Elfe einen Schritt nach links, wo sie plötzlich auf das dickere Ende von Kozahs Nadel stampfte, die Metallkante damit in der Diele verankerte und so die Tür sicherte.
Danach drehte sie sich um und warf mit einem Fingerschnippen den Mantel ab, um anschließend zu einem der schmalen Betten zu gehen, wo sie sich hinsetzte und Drizzt ansah.
Auffordernd hob sie ihm ein Bein entgegen, damit er ihr den langen, schwarzen Stiefel auszog.
Drizzt verharrte nahezu fassungslos, aber Dahlia lachte ihn nicht aus.
Dann kam er zu ihr, nahm ihren Stiefel in seine starken Hände, und Dahlia legte sich einladend nach hinten.
»Sie werden sich uns anschließen«, versprach Hochkapitän Kurth seinen versammelten Kommandeuren.
»Lady Dahlia vielleicht«, erwiderte der eine, ein Zauberer mit dem Namen Furey. Dieser diente Schiff Kurth als Geschichtsschreiber, was keine geringe Aufgabe war. »Der andere, dieser Drizzt Do’Urden …« Er schüttelte den Kopf.
»Ist es wahr, dass er an der Seite von Deudermont gekämpft hat?«, erkundigte sich Beniago.
»Oh ja«, antwortete Furey. »Drizzt hatte nicht geringen Anteil am Fall des Hauptturms des Arkanums.«
»Wofür wir ihm letztlich dankbar sein müssten«, gluckste Kurth gut gelaunt.
»Allerdings. Unbeabsichtigt hat er den fünf Hochkapitänen einen kometenhaften Aufstieg ermöglicht«, sagte Furey. »Und nach allem, was ich den alten Aufzeichnungen und Geschichten entnehme, die von damals noch überliefert sind, hat Drizzt sogar versucht, Deudermont genau davor zu warnen.«
»Aber nicht aus Sympathie gegenüber den Hochkapitänen«, sagte Kurth. »Ich habe mit ein paar älteren Mitgliedern meiner Mannschaft gesprochen, und sie haben mir versichert, dass Drizzt Do’Urden weder Schiff Kurth noch den anderen Schiffen von Luskan freundlich gesinnt war.«
»Drizzt versteht das wahre Wesen der Macht«, meinte Furey, worauf Kurth ihn fragend musterte.
Doch Beniago verstand ihn und fügte hinzu: »Er hatte begriffen, dass Deudermont das Gleichgewicht erschüttern würde und dass bereits andere auf der Lauer lagen und die Macht an sich reißen würden, sobald der Schatten des Hauptturms verschwunden wäre.«
»Aber er hat die Hochkapitäne gehasst«, sagte Furey.
Kurth lehnte sich zurück und hob sein Glas Whiskey. Nach einem tiefen Schluck
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