Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
zu hoffen. Am liebsten hätte sie sich die Pulsadern aufgeschnitten und wäre hier und jetzt unter Tränen verblutet, bis ein gnädiger Tod diese grausame Marter enden ließ.
    Aber Drizzts Worte hallten durch ihre Gedanken und übertönten die Verzweiflung.
    Deshalb ging sie leise hinunter, ohne die Zwergin und den Mönch oder Effron zu wecken, der in seiner Hängematte von seinen Träumen gequält wurde. Irgendwann legte sie die Hand auf seine geschundene Schulter und flüsterte ihm zu, er möge sich beruhigen.
    So schlief sie ein, und als sie erwachte, merkte sie, dass Effron sie anstarrte, aber keine Anstalten machte, ihre Hand wegzustoßen, die immer noch auf seiner Schulter lag.
    Sie versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu begreifen, vermochte es aber nicht. Noch immer lag Schmerz auf seinen schmalen Zügen, aber was sie nicht mehr sah, war das Gift, das bisher so im Vordergrund gestanden hatte.
    Dahlia schluckte. »Heute erreichen wir Memnon«, sagte sie. »Ich halte Wort. Es ist deine Entscheidung.« Als sie weitersprach, versagte ihr beinahe die Stimme. »Ich hoffe, dass du noch dabei bist, wenn wir auslaufen.«
    »Warum?«, fragte er, und es klang ehrlich.
    Dahlia zuckte mit den Schultern. Sie spürte, wie ihr erneut Tränen in die Augen traten, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
    Deshalb stand sie rasch auf und eilte aus dem Laderaum.
    Am folgenden Morgen schob sich die Elritze auf den Hafen von Memnon zu. Die Besatzung hatte alle Hände voll zu tun, um die Segel zu reffen und die Leinen bereitzuhalten.
    »Hol dir die Memnon-Karte von meinem Tisch«, wies der Kapitän Drizzt an. »Und dann ab in den Ausguck, mitsamt der Seekarte. Memnon selbst ist sicher, aber an Steuerbord kommen wir an gefährlichen Untiefen vorbei, und ich war seit Jahren nicht mehr hier.«
    Drizzt nickte und eilte in die Kajüte, wo die Karte auf einem Stoß Pergamente bereitlag. Drizzt griff zu, machte kehrt – und wäre beinahe mit Artemis Entreri zusammengestoßen, der hinter ihm hereingeschlüpft war.
    Und er hatte die Tür geschlossen.
    Drizzt wusste nicht, was er davon halten sollte. Der Meuchelmörder stand unmittelbar vor ihm und sah ihn durchdringend an. Er machte allerdings keine Anstalten, nach seinen Waffen zu greifen.
    Dennoch sträubten sich Drizzts Nackenhaare, als er den gefährlichen Mann musterte. Entreris Gesicht war wie Stein. Irgendetwas stimmte nicht.
    Entreri betrachtete ihn eingehend, aber warum?
    »Du weißt es«, stellte der Mann schließlich fest.
    »Ich weiß es?«
    »Wenn du mich töten willst, wäre dies der passende Moment.«
    Drizzt wich einen halben Schritt zurück, weil ihm plötzlich alles klar war. Er dachte an Effrons Behauptungen. Insgeheim kannte er die Wahrheit längst.
    »Du verlässt uns?«, fragte Drizzt.
    Mit dieser Reaktion hatte Entreri nicht gerechnet und wich ebenfalls ein Stück zurück.
    »Ich habe beschlossen zu bleiben«, sagte er.
    Drizzt nickte kurz und hörte sich sogar sagen: »Gut«, bevor er an Entreri vorbei nach draußen ging, um zu seinem Lieblingsplatz auf dem Großmast zu klettern, hoch über allem anderen.
    Dort rollte er die Karte auf, soweit es im Wind möglich war, riss sich zusammen und versuchte, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
    Aber während er im Wasser nach den Felsen Ausschau hielt, sah er eigentlich nur Artemis Entreri vor sich, der sagte: »Du weißt es.«
    Zwölf Tage später stach die Elritze nach einem insgesamt ereignisarmen Besuch, bei dem Drizzt und die anderen nicht einmal Zimmer angemietet hatten, wieder in See. Diesmal ging es nach Calimhafen und von dort aus zurück nach Luskan, das sie erreichen wollten, bevor der kalte Nordwind Eisberge vor die nördliche Schwertküste trieb.
    Angefüllt mit Arbeit und Langeweile gingen die Tage nahtlos ineinander über, das ganz normale Leben auf See. Oben im Ausguck sehnte sich Drizzt nach seiner Zeit auf der Seekobold, wo sie in seiner Erinnerung unablässig auf Piratenjagd gewesen waren und an jedem Horizont eine Seeschlacht wartete. Inzwischen war das anders, und selbst so weit südlich bemerkte Drizzt den Einfluss der Flagge von Schiff Kurth. Rund um Calimhafen trafen sie auf viele Schiffe, die Drizzt als Seeräuber im Verdacht hatte, aber keiner davon wandte sich gegen die Elritze .
    Das enttäuschte Drizzt. Er brannte auf einen Kampf. Seine Beziehung zu Dahlia war am Ende. Sie gingen freundlich miteinander um, waren manchmal abends zusammen an der Reling und unterhielten sich unter dem

Weitere Kostenlose Bücher