Niewinter 4: Die letzte Grenze
aus Bryn Shander an ihren Tisch, gaben ihnen einen aus oder boten den dreien auch ein Dach über dem Kopf an, falls sie Zimmer suchten. Drizzt wurde gebeten, von den alten Zeiten zu erzählen.
»Dass ein Drow derart willkommen ist«, sagte Entreri in einem der wenigen Momente, wo sie unter sich waren. »Wirklich rührend.«
»Stokker«, erklärte Drizzt. »Unsere Zwergenfreunde haben bei ihrer Rückkehr aus Gauntlgrym offenbar Heldengeschichten mitgebracht, die in Zehn-Städte gut aufgenommen wurden. Und ich muss feststellen, dass du ihren Einladungen gegenüber nicht abgeneigt warst.«
»Pah! Das habe ich mir verdient, weil ich die lästigen Einmischungen stoisch ertragen habe«, sagte Entreri. »Ich habe noch keinen von ihnen umgebracht, also steht das Essen mir zu. Und es ist gut möglich, dass das Trinken mich davor bewahrt, doch den einen oder anderen zu töten.«
»Wenn es hier bloß darum geht, Loblieder auf Drizzt den Helden zu singen, gehe ich lieber wieder nach Luskan und stelle mich Draygo Quick«, warf Dahlia ein, was Drizzt und Entreri mit Gelächter quittierten. Drizzt allerdings verging das Lachen gleich wieder, als er bemerkte, wie die Frau ihn über den Rand ihres erhobenen Bechers ansah, und erkannte, dass an ihrem Scherz viel Wahres war.
»Morgen melden wir uns beim Hauptmann der Stadtwache und schreiben uns ein«, sagte Drizzt, um das Thema zu wechseln. »Mit unseren Reittieren können wir gut als Späher und Kuriere zu den anderen Gemeinden dienen. Wer könnte uns überholen? Wer könnte uns überwinden? Ganz sicher werden wir in dieser Gegend noch viele solche Abende erleben. Das ist kein hartes Dasein.«
Entreri hob sein Glas darauf, doch seine Miene verriet, dass diese Geste nicht nur Einverständnis, sondern auch viel Spott beinhaltete. Drizzt akzeptierte diese Entscheidung bereitwillig, denn mehr konnte er von dem Mann beim besten Willen nicht erwarten. Es war immerhin etwas. Offenbar hatte Entreri nicht vor, kurzfristig zu verschwinden.
Was den mürrischen Berufsmörder anging, wusste Drizzt jeden noch so kleinen Sieg zu schätzen.
Der Wirt bot ihnen zwei Kammern für die Nacht an und versprach, sie später besser unterzubringen. Allerdings müssten sie zahlen, denn in Zehn-Städte herrsche gerade Hochbetrieb. Drizzt nahm das Angebot dankend an und setzte sein Gespräch mit den anderen fort, als plötzlich unter allgemeinem Applaus ein weiteres Essen auf den Tisch gestellt wurde.
»Nicht auszuhalten«, brummte Entreri, aber Drizzt bemerkte, dass er trotzdem eifrig zuschlug.
Sie waren noch nicht ganz fertig, da nahte die nächste Unterbrechung in Gestalt einer Frau mittleren Alters, die an den Tisch trat und Drizzt anstrahlte.
»Du hast die Gerüchte also gehört«, sagte sie.
»Gerüchte?«, fragte Dahlia. Sie sah Drizzt fragend an, doch er wusste nicht, worum es ging.
Als er die Frau genauer ins Auge fasste, schien ihm etwas zu dämmern. »Gerüchte?«, fragte auch er.
»Über den Wald und die Hexe«, antwortete sie.
Drizzt riss die Augen auf. »Ich kenne dich«, murmelte er, aber ihr Name fiel ihm nicht ein.
»Mein Vater war Lathan, der in den Wald ging.«
»Tulula!«, sagte Drizzt. »Tulula Obridock!«
»Ja, aber jetzt Hoerneson«, erklärte sie. »Schön, dich wiederzusehen, Drizzt Do’Urden.«
»Was für ein Wald?«, fragte Dahlia. »Was für Gerüchte?«
Wieder spürte Drizzt ihren Blick, konnte jedoch nur mit den Schultern zucken.
»Iruladoon«, antwortete Tulula. »Ein magischer Wald, heißt es, der mal da ist und mal nicht, wie man sagt.«
»Wovon redet sie?«, fragte Entreri.
»Wo eine Hexe mit roten Haaren und ein Halbling an einem See hausen«, fuhr Tulula fort.
Entreri und Dahlia wandten sich Drizzt zu, der Tulula atemlos und sichtlich überwältigt anstarrte.
»Catti-brie«, flüsterte Entreri und nickte.
»Die Barbarenstämme haben davon erzählt«, bestätigte Tulula. »Scheint, als wäre mein Vater doch nicht ganz so verrückt gewesen, und mehr als einer hat sich wegen seiner Witze über Lathan Obridock, den Spinner, bei mir entschuldigt, und das zu Recht!«
Drizzt fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Er wusste nicht, wo er anfangen, was er denken sollte! Er musterte Tulula forschend, weil er fürchtete, dass sie nur eine Frau war, die verzweifelt den Ruf ihres Vaters bewahren wollte. Sollte er sich doch noch einmal neue Hoffnungen gestatten?
»Ah, die verrückte Hoerneson hat dich am Wickel, ja?«, sagte ein anderer Gast, der herübertrat
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