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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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keinerlei Anstalten machte, auf ihren Annäherungsversuch einzugehen.
    »Es war eine lange Zeit«, begann Drizzt. »Ich saß Monate bei Draygo Quick gefangen.«
    »Ich hätte gern mit dir getauscht«, erwiderte die Elfe sarkastisch. Immerhin war sie versteinert gewesen.
    »Wirklich?«, fragte Drizzt ernst und warf einen Blick nach hinten. »Du kannst dich an nichts erinnern. Für deinen Kopf und deine Sinne ist keine Zeit vergangen. Sag mir, hast du nach deiner Rettung, als du wieder aus Fleisch und Blut warst – hast du da an die Monate gedacht, die verstrichen sind? Du sagtest, dir wäre es nur wie ein Augenblick vorgekommen zwischen dem Saal und den Katakomben, wo du statt der Medusa plötzlich Jarlaxle vor dir hattest.«
    »Das ist genauso beängstigend«, meinte Dahlia und wich seinem Blick aus.
    »Möglich«, gab Drizzt zu. »Es ist aber auch kein Wettkampf.«
    »Warum fängst du dann davon an?« Ihre Stimme wurde schärfer.
    Er nickte, um einzulenken. »Die Welt verändert sich, einerseits schnell, andererseits irgendwie gar nicht«, sagte er. »Ich fürchte, nach den Monaten bei Fürst Draygo bin ich nicht mehr derselbe. Ich muss erst mich selbst wiederfinden, bevor ich mir auch nur vorstellen kann …«
    »Was?«, unterbrach ihn Dahlia. »Bevor du dir vorstellen kannst, mit mir zu schlafen?«
    »Ganz gleich mit wem«, wollte Drizzt erklären, doch noch während er diese Worte aussprach, merkte er, dass es das Falsche war. Was ihm Dahlias Ohrfeige im nächsten Augenblick bestätigte.
    Sie rutschte vom Einhorn, blieb auf dem Weg stehen und starrte zu ihm hoch. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah eine halbe Ewigkeit so aus, als wolle sie ihn am liebsten umbringen oder aber weinend zusammenbrechen.
    Drizzt wusste nicht, wie er reagieren sollte. Was konnte er tun? Schließlich kam er darauf, von Andahar zu steigen und zu ihr zu gehen, aber als er sein Bein hochschwang, hob Dahlia abwehrend die Hand. Sie drehte sich um, rannte ein paar Schritte, warf dabei den Mantel über den Kopf, und schon hatte sie sich wieder in die Riesenkrähe verwandelt, die zur Karawane zurückflog.
    Drizzt schloss die Augen. Seine Schultern sackten herunter, seine Gedanken überschlugen sich, und sein Herz tat weh. Er konnte sie nicht belügen. Er liebte sie nicht, nicht so, wie er Catti-brie geliebt hatte, und trotz der Worte von Innovindil blieb diese Liebe für ihn das Maß aller Dinge, das ihn gleichermaßen wärmte wie heimsuchte.
    Vielleicht würde er nie wieder eine solche Liebe erleben und musste sich eben damit abfinden.
    Er wendete Andahar und ließ ihn langsam zurückkehren, wobei er sich ermahnte, anständig mit Dahlia umzugehen, um ihrer Sicherheit willen. Er konnte ihr nicht geben, was sie sich wünschte, aber die Baenres waren auf der Jagd, und deshalb durfte er sie nicht allein davonrennen lassen.
    »Ich kann kaum ein Wort hören«, sagte Afafrenfere einige Tage später zu Drizzt, nachdem die Karawane endlich den Pass zwischen den steilen Bergwänden hinter sich hatte und die Tundra des Eiswindtals erreichte.
    »Du gewöhnst dich noch an den Wind«, rief Drizzt ihm zu und lächelte dabei. Der ewige Wind des Eiswindtals in seinen Ohren erwies sich für Drizzt Do’Urden als wahre Medizin, denn er heilte ihn von allen Zweifeln und von der Trübsal, die ihn in der langen Gefangenschaft befallen hatte. Er dachte an den einsamen, felsigen Berg, Kelvins Steinhügel, der sich zwar hier noch nicht über die lange Ebene erhob, aber schon bald auftauchen würde, wie er wusste. Und diese Vorstellung mit all den Sternen, die mehr um ihn herum funkelten als hoch über ihm, erinnerte ihn an Bruenor, der lächelnd in der nächtlichen Dunkelheit und im kalten Wind neben ihm gestanden hatte. Er dachte an Regis, der sich die Angelschnur an den Zeh gebunden hatte, um friedlich am Ufer des Maer Dualdon zu schlafen.
    Ja, hier war Drizzt zu Hause, hier, wo ihm äußerlich kalt, aber innerlich warm war, an diesem Ort, wo er Vertrauen und Lieben gelernt hatte. Deshalb fühlte er sich unweigerlich lebendig, wenn der Wind des Eiswindtals in seinen Ohren sang. Den Mann, der so apathisch und hoffnungslos in Draygo Quicks Kerker gesessen hatte, konnte er sich kaum noch vorstellen.
    Er blickte zur Karawane zurück, besonders zu Dahlia, die auf einem Wagen mitfuhr und mit Artemis Entreri redete, welcher neben ihr auf seinem Nachtmahr ritt. Drizzt stellte sich vor, wie sie einander in den Armen hielten, und hoffte, es würde wahr

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