Niewinter 4: Die letzte Grenze
Menzoberranzan.«
Tiago lachte achselzuckend, ohne zu widersprechen. »Ja«, sagte er, »aber keiner von ihnen, nicht einmal Berellip, winkt der Lohn, den Ihr von dieser Reise haben werdet. Bedenkt nur, wie berühmt ich werde, wenn ich mit dem Kopf von Drizzt Do’Urden zurückkehre. Mir werden alle Wege offenstehen.«
»Waffenmeister von Haus Baenre«, sagte sie. Tiago schüttelte den Kopf, aber Saribel sprach weiter. »Dieses Gerücht ging schon vor unserem Aufbruch in Gauntlgrym um.«
»Haus Baenre wird in der von Eurer Oberin gewünschten Xorlarrin-Stadt eine führende Rolle übernehmen«, erwiderte er. »Vielleicht werde ich diese Position ausfüllen.«
Saribel bemühte sich um Ruhe, aber ihre Augen weiteten sich und verrieten die aufkeimende Hoffnung.
»Vielleicht nehme ich eine adlige Xorlarrin zur Frau und schmiede damit ein Bündnis zwischen unseren Familien, das unser beider Ziele nährt«, erklärte Tiago.
»Dann wäre Berellip die naheliegendste Wahl«, sagte Saribel.
»Meine Wahl«, betonte Tiago, »wäre nicht Berellip.«
Saribel schluckte. »Was wollt Ihr …?«
»Wir werden heiraten, und unsere Familien werden verbunden sein«, erklärte Tiago offen.
»Wie bitte?«, kam eine Frage von der Seite, und beide sahen sich um. Ravel hatte gelauscht.
»Seid Ihr damit nicht einverstanden … Bruder?«, fragte Tiago.
Ravel saß auf seiner unsichtbaren schwebenden Scheibe und starrte den Baenre-Krieger an. Seine Miene veränderte sich, während er diese überraschende Neuigkeit verdaute. Allmählich erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht, und Tiago wurde klar, dass Ravel offenbar den gleichen Gedankengang nachvollzog, der ihm gerade durch den Kopf gegangen war, und zu den gleichen Schlüssen gelangte.
»Ach, Bruder«, sagte Ravel schließlich. »Wie gut es tut, mit Euch auf der Jagd zu sein!«
»Besonders wenn unsere Beute in der Falle sitzt«, erwiderte Tiago.
»Na, das kann man ja wohl kaum als Wald bezeichnen«, sagte Ambergris, während sie durch die dürren Bäume oberhalb der verfallenen kleinen Hütte am Ufer des Lac Dinneshire stapfte. »Bist du wirklich sicher, dass das der richtige Ort ist?«
Die Zwergin verstummte und blieb stehen, als sie bemerkte, wie Drizzt sich neben Dahlia auf ein Knie niedergelassen hatte und gebannt auf seine Hand starrte. Nein, nicht auf seine Hand, stellte sie fest, sondern auf etwas, das er in der Hand hielt.
»Was ist das?«, fragte Dahlia.
Drizzt sah sie verständnislos an und schüttelte nur verwirrt den Kopf, als würden ihm die Worte fehlen.
Da kamen Ambergris und Entreri von beiden Seiten angelaufen.
Drizzt schloss die Hand und knetete vorsichtig die Finger, bis er schließlich die Kraft zum Aufstehen fand.
»Was ist das?«, fragte nun auch Entreri.
Drizzt sah ihn an und blickte dann über seine Schulter zu Effron und Afafrenfere auf dem Steg vor der alten Hütte.
»Drizzt?«, sagte Dahlia.
»Forellenbein«, antwortete er mit hohler Stimme.
Dahlia griff nach seiner Hand, aber Drizzt zog sie schnell zurück. Diese abwehrende Bewegung überraschte nicht nur sie, sondern auch die anderen.
Da atmete der Drow tief durch, streckte die Hand aus und öffnete die Finger, um ihnen eine kleine Statue von einer Frau mit einem ganz speziellen Bogen zu zeigen, der genauso aussah wie der Bogen, den Drizzt über der Schulter trug.
»Das stammt von Regis«, sagte Artemis Entreri.
»Ist sie das?«, fragte Dahlia lauter als er.
Drizzt starrte sie mit leerem Blick an. Er zögerte.
»Catti-brie?«, hakte sie nach. »Deine geliebte Catti-brie?«
»Wie ist das hierhergekommen?«, fragte Ambergris und sah sich um. »Hier war doch seit Ewigkeiten kaum mehr jemand, möchte ich meinen.«
»Wohl eher gar keiner«, sagte Dahlia, ohne Drizzt aus den Augen zu lassen. Sie machte ein verdrossenes Gesicht.
»Außer vielleicht, wenn der Wald hier ist«, sagte Artemis Entreri, worauf Drizzt noch einmal tief durchatmete. Er war völlig aus dem Gleichgewicht und fragte sich, ob Dahlia sich wohl gleich auf ihn stürzen würde, um ihn zu würgen, so wie sie aussah.
»Wahrscheinlich ist es reiner Zufall«, erklärte Drizzt.
Artemis Entreri ging zu ihm und griff nach der Figur, aber Drizzt gab sie nicht aus der Hand.
»Der Fuß«, sagte Entreri. »Der rechte Fuß. Muss ich dir das wirklich sagen?«
Langsam drehte Drizzt die Figur um, betrachtete die Unterseite und drückte sie dann fest an sein Herz.
»Das ›R‹ von Regis«, erläuterte Entreri den anderen.
»Und
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