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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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junge Krieger und die drei Dunkelelfen in seiner Begleitung sich Bryn Shanders Westtor näherten. Er lächelte entwaffnend, aber weder sein Ton noch seine Haltung konnten die Wachen beruhigen, denn Tiago Baenre bot in der Tat einen höchst beeindruckenden Anblick. Er trug seine schwarze, mit Mithril verstärkte Lederrüstung, deren Schnitt von verschlungenen Platinranken betont wurde. Sein Gürtel war aus Gold gewebt, an der Hüfte verknotet und hing wie eine Quaste an seinem Bein herab. Der gute Piwafwi war pechschwarz und derart durchgefärbt, dass der Stoff den Eindruck von Tiefe vermittelte, als würde man hoffnungslos in eine endlose Höhle des Unterreichs spähen.
    Doch abgesehen von seiner hochwertigen, maßgeschneiderten Kleidung verrieten zwei andere Dinge unzweideutig, dass man diesen Drow lieber fürchten sollte. In seinem Gürtel – nicht in einer Scheide, sondern nur in einer Halterung, denn wer würde ein Prachtstück wie Vidrinath verstecken wollen? – ruhte jenes erstaunliche Schwert, dessen durchscheinende Klinge aus Stahlglas die darin eingelassenen Diamanten zum Funkeln brachten. Die Augen der zum Schwertgriff eingerollten Spinne starrten die Wachen an, als würden sie einem intelligenten Wächtergeist dienen, der Tiago unterstand. Auf dem Rücken trug der Drow Orbbcress, der im Augenblick nur die Größe eines kleinen Faustschilds hatte. In jeder Größe jedoch kündete der Schild von seiner mächtigen Bezauberung, denn er sah aus, als wäre er aus einem Eisblock gearbeitet, und erst bei näherem Betrachten nahm man wahr, dass darin ein fein gesponnenes Spinnennetz zu ruhen schien.
    »Immer langsam«, sagte er zu den Wachen, obwohl er die gemeinsame Sprache der Oberfläche nicht vollständig beherrschte. »Ich suche einen Freund und bin kein Feind der Menschen in Zehn-Städte.«
    »Drizzt Do’Urden?«, fragte eine Frau, wenn auch mehr an ihre Kameraden gewandt als an die Besucher. Tiago jedoch hatte es gehört und selten eine angenehmere Wortfolge vernommen.
    »Er ist hier?«
    »War hier«, antwortete ein anderer. »Er ist vor ein paar Tagen nach Osthafen gezogen, und von da aus sollte es wohl noch weiter nach Osten gehen, hörte ich.«
    »Wohin?«, fragte Tiago, der sich große Mühe gab, seine Enttäuschung zu verbergen – besonders aber den Ärger, der plötzlich in ihm aufwallte.
    Der Mann zuckte mit den Schultern und sah die anderen an, die ebenfalls den Kopf schüttelten, weil auch sie darauf keine Antwort hatten.
    »Nicht weit, vermutlich«, erwiderte die Frau, die Drizzt zuerst erwähnt hatte. »Vielleicht zu den Barbarenstämmen, vielleicht auch auf die Jagd. Der kommt bestimmt bald wieder. Östlich von Zehn-Städte gibt es nichts mehr.«
    Das beruhigte Tiago. »Osthafen?«, fragte er so freundlich wie möglich.
    »Ein Tagesritt den Ostweg hinunter«, antwortete die Frau.
    Tiago wandte sich an seine Begleiter, Ravel, Saribel und Jearth. Alle vier wirkten einigermaßen ratlos.
    »Nach Osten«, erklärte ein anderer, drehte sich um und zeigte quer durch die Stadt, immer der Hauptstraße nach. »Mitten durch und dann zum Osttor wieder hinaus. Nach Osten.«
    »Es wird schon dunkel«, sagte die Frau. »Ihr braucht sicher ein Quartier.«
    Tiago schüttelte den Kopf. »Das ist bereits arrangiert. Dieser Ostweg beginnt auf der anderen Seite der Stadt?«
    »Ja«, antworteten mehrere.
    Tiago machte kehrt, und die anderen drei folgten ihm. Keiner von ihnen verabschiedete sich oder warf auch nur einen Blick zurück, abgesehen von Jearth, der sie nach hinten absichern sollte.
    »Drizzt Do’Urden«, flüsterte Tiago erregt, als die Wachen außer Hörweite waren.
    »Nur wenige Tage vor uns«, sagte Ravel.
    »Und er kann nirgendwohin«, bemerkte Saribel.
    Alle vier träumten von dem Ruhm, den sie bald ernten würden.
    Das kleine Boot mit dem flachen Boden rollte auf und ab. Der Kapitän warf einen nervösen Blick auf seine Passagiere, weil er befürchtete, sie würden ihn für diese unruhige Fahrt empfindlich bestrafen. Aber den sieben Drow schien der Seegang nichts auszumachen. Selbst in dieser ungewohnten Umgebung wirkten sie so standfest und ausbalanciert, dass sie sich kaum rührten, als das Deck sich unter dem Aufprall der Wellen immer wieder aufbäumte.
    Der Kapitän blinzelte häufiger zu den Drow hinüber. Angeblich waren sie Freunde von Drizzt Do’Urden, doch diese Beschreibung passte kaum zu ihrem Verhalten. Nicht dass der Kapitän Drizzt gut gekannt hätte – schließlich hatte er

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