Niewinter 4: Die letzte Grenze
nach.
Der Drow setzte sich auf, sobald Entreri seinen Arm losließ. Er warf einen Blick zur Seite und wies die beiden anderen an, Platz zu nehmen. Wie weit sollte er diese Sache noch treiben? Inzwischen war er ziemlich sicher, wen und was Dahlia und er jagten. Die Frage war nur: Wollte er Artemis Entreri bei dieser Jagd dabeihaben? Die bevorstehende Begegnung würde so schon schwer genug zu kontrollieren sein. Wie kompliziert mochte es werden, wenn der unberechenbare, gnadenlose Artemis Entreri mitmischte?
»Was hast du vor, Drow?«, fragte Entreri.
Alle vier sahen ihn fragend an, sogar Dahlia. Das war tatsächlich eine gute Frage.
»Du hast mich nach Gauntlgrym geführt, um mich von dem verfluchten Schwert zu erlösen«, fügte Entreri hinzu. »Dafür bin ich dir etwas schuldig.« Er warf Dahlia einen scharfen Blick zu. »Zumindest war ich das«, stellte er klar. »Aber jetzt nicht mehr. Ich habe gewartet, wo du gesagt hattest, und du bist nicht gekommen.«
»Welch ein Opfer«, bemerkte Drizzt sarkastisch.
Afafrenfere kicherte. Ambergris schnaubte.
Entreris Blick wanderte von Dahlia zu den anderen beiden, ehe er sich wieder auf Drizzt richtete.
»Du schuldest mir nichts«, sagte Drizzt. »Das war so, und das ist auch jetzt so.«
»Wer’s glaubt«, murmelte Dahlia.
»Erzgo Alegni auszuschalten, Charons Klaue auszuschalten« – er sah Dahlia an –, »Sylora Salm auszuschalten, das alles war gut und richtig. Ich hätte es auch allein getan, wenn sich die Gelegenheit dazu geboten hätte.«
»Drizzt der Held«, knurrte Entreri.
Der Drow zuckte mit den Schultern, denn auf dieser Ebene wollte er nicht mit dem Meuchelmörder diskutieren.
Artemis Entreri starrte ihn noch etwas länger an, ehe er beide Hände auf den Tisch legte und sich hochstemmte. »Wir scheiden nicht als Feinde, Drizzt Do’Urden, und das will etwas heißen«, sagte er. »Sei mir gegrüßt und mach’s gut.«
Nach einem letzten Blick zu Dahlia drehte er sich um und verließ die Taverne.
»Und was heißt das für uns?«, fragte Bruder Afafrenfere seine Begleiterin.
Die Zwergin sah Drizzt forschend an. »Welchen Weg findest du denn spannender?«, fragte sie. »Deinen oder Entreris? Ich für meinen Teil hätte nichts gegen den einen oder anderen Kampf.«
»Oder ein paar mehr«, pflichtete Afafrenfere eifrig bei.
Darauf hatte Drizzt keine Antwort, und als sie stattdessen zu Dahlia blickten, konnte die Elfe nur mit den Schultern zucken.
Auch Drizzt warf ihr jetzt einen Blick zu, und ihr bestürztes Gesicht versetzte ihm einen Stich ins Herz. Es war jedoch kein Stich der Eifersucht, was er eigenartig fand.
»Nun, das werden wir hier nicht lösen können«, erklärte Ambergris und sprang ebenfalls auf. »Außerdem knurrt mir der Magen!« Als ein Teller zerschellte, sah sie zum Schanktisch hinüber, wo gerade ein Gerangel losging.
»Es werden Wetten angenommen«, verkündete der Wirt.
»Mann, dieses Niewinter gefällt mir immer besser«, sagte Ambergris. »Komm, mein Junge«, fügte sie an Afafrenfere gewandt hinzu. »Verdienen wir uns ein paar Münzen.« Sie zwinkerte Drizzt und Dahlia betont zu. »Sieht nach nichts aus, was?«, meinte sie mit einem Wink auf ihren mageren, kleinen Begleiter. »Aber im waffenlosen Kampf kann ihm kaum einer das Wasser reichen.« Sie lachte schallend. »Wenn ihr wisst, wo es hingeht, sind wir dabei«, versprach sie. Dann warf sie einen Blick zur Bar, wo zwei große Männer den Oberkörper frei machten, um sich zu schlagen. Die anderen warfen Münzen auf den Tisch und riefen ihre Wetten aus. »Ihr findet uns im teuersten Quartier der Stadt«, sagte Ambergris, bevor sie mit Afafrenfere abzog. Dabei hörten Drizzt und Dahlia die Zwergin noch zu ihrem Mönch sagen: »Sieh zu, dass du keinen von denen zu schnell erledigst. Der Nächste soll sich noch Hoffnungen machen, dich schlagen zu können, damit wir hier möglichst viel rausholen …«
Bei Dahlias Lachen drehte Drizzt sich nach ihr um.
»Wir scheinen interessante Gesellschaft anzuziehen«, stellte er fest.
»Zumindest unterhaltsame.« Danach wurde sie sofort wieder ernst und sah Drizzt ins Gesicht. »Wo wollen wir denn nun hin?«, fragte sie.
»Momentan? Deinen Vampir suchen, oder?«
»Den Schlachtenwüter, meinst du.«
»Den auch.«
»Und dann?«
Drizzt machte ein nachdenkliches Gesicht. Genau das wollte er schon die ganze Zeit herausfinden.
»Deine Antwort sollte nicht lange auf sich warten lassen, sonst verlieren wir unsere drei Kameraden«,
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