Niewinter 4: Die letzte Grenze
Mann von links einen derart wuchtigen Kinnhaken, dass dieser zu Boden ging und krachend rücklings auf den Dielen landete.
Im ganzen Raum schien die Zeit stillzustehen. Aus dem gehässigen Johlen und Jubeln wurde atemloses Schweigen. Aller Augen hingen an diesem erschreckenden, drahtigen Mönch mit den Donnerhänden.
Der große Mann stöhnte und rührte sich, womit klar war, dass er wenigstens noch lebte. Dadurch brach die Schockstarre, und einige Gäste um Ambergris begannen, die Zwergin anzuschreien und herumzuschubsen. Afafrenfere kam rasch zu ihr herüber.
»Was ist das für Zauberei, Zwergin?«, schimpfte einer.
»Überhaupt keine«, antwortete eine weibliche Stimme hinter ihr unerwartet. Die Menge teilte sich und drehte sich nach der rothaarigen Frau um, die in Niewinter keine Unbekannte war.
Arunika trat zu Ambergris und dem Mönch. Sie musterte Afafrenfere eindringlich, ergriff sein Handgelenk, und als er keine Einwände erhob, drehte sie seinen Arm um. Die eintätowierte gelbe Rose auf dem Unterarm kam zum Vorschein.
Sie stieß ein wissendes Lachen aus.
»Keine Magie«, sagte sie zu den Umstehenden. »Es war ein fairer Kampf, wobei ich nicht auf seine Gegner hätte setzen mögen.«
»Du hast uns reingelegt, du verdammte kleine Zwergin!«, knurrte ein besonders dreckiger Gast.
»Fass dir an die eigene Nase!«, brüllte Ambergris. »Du wolltest auf mein Angebot nicht eingehen, erst als dein Favorit zu gewinnen schien. Dann hast du auf der Wette bestanden!«
»Du hast das alles so eingefädelt!«, beharrte er.
»Ich habe dafür gesorgt, dass der Kerl da meinen Freund erwürgt?«
»Er sieht doch noch ganz lebendig aus.«
»Ja, aber wenn wir deinen Worten glauben sollen, ist dein Favorit eine ganz schön schwache Nummer. Denk darüber nach, du Esel!« Ambergris hatte sich in Rage geredet. Sie trat an den Mann heran, stieß ihm ihren Finger ins Gesicht und schob ihn vor sich her. »Du behauptest, ich hätte mein Jungchen mit Absicht halb erwürgen lassen, obwohl ich die ganze Zeit wusste, dass er deinen Mann erledigen kann. Das ist ein ziemliches Armutszeugnis für deinen Mann. Ich werde ihm ausrichten, wie viel du von ihm hältst« – sie warf einen Blick auf den Besiegten –, »sobald er wieder wach ist.«
Diese Drohung schüchterte den aggressiven Gast gebührend ein.
»Zahlt sie aus«, wies Arunika die Anwesenden an. »Es war ein fairer Sieg. Wenn ihr unbedingt wetten wollt, müsst ihr auch zahlen, wenn ihr verliert.«
Das wurde zwar mit viel Grummeln quittiert, aber dennoch verließen Ambergris und Afafrenfere die Taverne mit mehreren Beuteln voll Gold.
»So können wir aber nicht mehr gewinnen«, stellte Afafrenfere fest. »Wir hätten nach zwei Kämpfen aufhören sollen.«
»Pah! Die wetten wieder. Können nicht anders, die Rindviecher.«
»Aber sie werden auf mich setzen. Wo bleibt da dein Gewinn?«
»Da magst du recht haben.« Ambergris grinste verschlagen und zwinkerte ihm zu. »Sofern du nicht behauptest, du könntest es mit zweien aufnehmen.«
Afafrenfere wollte etwas entgegnen, seufzte aber nur. Wahrscheinlich würde Ambergris ihm sogar drei Gegner auf einmal vorsetzen.
»Da ist ja deine Seherin«, sagte Dahlia zu Drizzt.
Reflexartig fuhr der Drow mit der Hand zum Gürtel, zog sie jedoch gleich zurück. Er brauchte Arunika nicht mehr, denn Guen war wieder bei ihm.
Dann aber kam ihm eine andere Idee, und er lächelte Dahlia zu, ehe er Arunika herbeiwinkte.
»Gut seht ihr aus«, bemerkte die Rothaarige, als sie sich zu ihnen setzte.
»Er hat seinen Panther gefunden«, erklärte Dahlia. »Und jetzt suchen wir …« Drizzt legte ihr eine Hand auf den Arm, um ihr das Wort abzuschneiden, eine Geste, die Arunika natürlich registrierte.
»Barrabas ist hier – Artemis Entreri«, sagte Drizzt. »Er ist oben in Zimmer drei. Würdest du für mich zu ihm gehen? Ich zahle auch dafür.«
Dahlia riss die Augen auf. Überrascht und verärgert starrte sie Drizzt an.
»Ich bin keine Hure«, erwiderte Arunika lachend.
»Nein«, sagte Drizzt ebenfalls lachend. »Das meinte ich nicht. Entreri wollte uns in den Norden begleiten, aber jetzt hat er es sich anders überlegt. Ich bin mir sicher, dass der Norden das Beste für ihn ist, und ich hätte gern, dass du ihm das bestätigst.«
»Auf dein Wort hin?«, fragte die Frau skeptisch.
»Dann benutze deine Kräfte«, bat Drizzt. »Ich weiß, wo er etwas findet, das er gern wiedererlangen will.«
»Das Schwert?«
»Ist vernichtet«, warf
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