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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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von uns seinen Weg macht?«
    »Sagen Sie, wo haben Sie denn eigentlich gelebt?«, fragte Dick. »Sie wollen es ganz und gar nicht. Sie werden mehr gegen Ihre eigenen Leute zu kämpfen haben als gegen die anderen … auf Schritt und Tritt. Sie sind neidisch auf jeden Neger, der Erfolg hat. Sie hassen es. Es macht sie völlig verrückt. Eher helfen uns die Weißen als die Schwarzen.«
    »Jetzt übertreibst du aber ziemlich, Dick«, meinte Howard.
    »Keine Spur. Ich gehe sogar noch weiter. Wer unterstützt Roland Hayes? Wer unterstützt Florence Mills? Ist es ein weißes oder ein schwarzes Publikum?«
    »Sei doch fair, Dick«, wandte Olive ein. »Sie haben einfach mehr Geld.«
    »Das ist es doch«, rief Howard, »sie haben mehr Geld! Das sage ich doch immer: Wir müssen Geld haben, um das System zu bekämpfen und um respektiert zu werden.«
    »Und wo soll das Geld herkommen?«, fragte Dick erregt.
    »Hör doch auf, Dick«, sagte Olive, »man könnte ja denken, das hier ist eine Versammlung mit Marcus Garvey. Wir wollen Mary und Byron nicht den Abend verderben. Komm mit Howard und mir mit. Wir gehen ins Lincoln zu Mamie Smith.«
    »Jetzt ist es zu spät dafür«, sagte Mary.
    »Dann machen wir eben einen Spaziergang«, schlug Olive vor.
    »Wie wär´s mit einem Tanzlokal?«, sagte Howard.
    »Toll!«, rief Dick. »Das hat wenigstens einen Sinn. Ich brenne darauf, mit Ollie den Black Bottom zu tanzen. Sie ist die beste Tänzerin in ganz Harlem.«
    Olive lachte. »Hör schon auf, Dick.«
    Als sich die Tür hinter dem Trio schloss, seufzte Mary erleichtert auf und machte es sich auf dem Sofa bequem.
    »Sie haben Pech«, sagte sie. »Es tut mir leid. Sie sind ja wohl nicht hierhergekommen, um einen Vortrag zu hören.«
    »Oh, das macht gar nichts. Ich kenne solche Reden, nur habe ich sie in letzter Zeit selten gehört. Seit ich auf dem College war, bin ich das nicht mehr gewohnt, das ist alles. Meine Bekannten in Philadelphia kommen ganz gut vorwärts«, fügte er nachdenklich hinzu. »Wer war der Mann, der die ganze Zeit geredet hat?«
    »Meinen Sie Dick Sill?«
    »Ja. Er nörgelt gern, nicht? Was tut er?«
    »Er ist Sekretär bei irgendjemandem Downtown. Er ist sehr unzufrieden. Er sagt, dass er sich als Weißer ausgeben will.«
    Byron starrte vor sich hin. »Das könnte ich nicht. Und Sie?«
    »Nein.«
    »Warum haben sie uns nicht aufgefordert, mit ihnen auszugehen?«
    »Sie sind verlobt«, antwortete Mary kühl. »Vermutlich wollen sie allein sein.«
    »Verlobt! So. Dann wundere ich mich nicht, dass… Aber der andere Mann ist doch mitgegangen.«
    »Wollen Sie eine Tasse Kaffee?«
    »Aber gern, und ich helfe Ihnen dabei.« Er löschte seine Zigarette im Aschenbecher aus und folgte ihr in die Küche.
    »Eine schöne Wohnung haben Sie hier.«
    Mary wog den Kaffee ab. »Ja, ist sie nicht nett?«
    »Ganz toll. Für meine Begriffe luxuriös. Ich hause in einem Loch.«
    Mary füllte die Kanne mit Wasser. »Worüber möchten Sie denn schreiben?«
    »Ach, ich weiß nicht. Sie haben wirklich hübsche Arme.«
    »Wirklich? Schwebt Ihnen denn gar nichts Bestimmtes vor?«
    »Worüber alle schreiben, vermutlich. Liebe und solche Sachen. Ich dachte an eine Erzählung über ein farbiges Mädchen, das einen weißen Jungen liebt, der sie sitzenlässt.«
    »Madame Butterfly«, murmelte Mary. Sie zündete die Flamme unter der Kaffeekanne an und blickte ihn fest an. »Warum schreiben Sie nicht über uns?«
    »Uns?«
    »Ja, uns Schwarze.«
    »Wir sind doch bis auf die Hautfarbe nicht viel anders als die anderen. Ich sehe da keinen Unterschied.«
    »Ja, wahrscheinlich nicht«, sagte Mary nachdenklich. »Dennoch gibt es da bemerkenswerte Gestalten …«
    »Gestalten?«
    »Wissen Sie etwas über Christophe? Christophes Geschichte wäre ein wunderbares Thema für einen Roman.«
    »Wer war Christophe?«
    Sie saßen auf den Stühlen in der Küche und warteten darauf, dass der Kaffee kochte.
    »Er wurde auf der Insel St. Christophe als Sklave geboren, später war er französischer General auf Haiti. Dann proklamierte er sich im März 1811 selbst zum Kaiser. Er nannte sich Henri I. und wurde der schwarze Napoleon genannt. Auf einem Abhang über einer engen Schlucht baute er sich einen Palast – dem von Versailles nicht unähnlich –, den er Sans Souci nannte. Er errichtete noch andere Bauten und Landsitze, Queen´s Delight, The Glory, The King´s Beautiful View, aber sein Meisterwerk war La Ferrière.
    La Ferrière war eine Festung aus gewaltigen

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