Nigger Heaven - Roman
ihn zubereitet hatte –, und am Abend war es ihm gelungen, fünf oder sechs Seiten zu füllen, die er mit einer gewissen Befriedigung immer wieder las. Zum Abendessen ging er aus, kam aber bald wieder zurück, um die ganze Nacht zu arbeiten. Auch am nächsten Tag erlahmte sein Eifer nicht. Er stellte fest, dass er wie besessen arbeiten konnte, wenn einmal sein Interesse und seine Aufmerksamkeit erweckt waren. Am Ende des zweiten Tages hatte er die Geschichte, die er sich zu schreiben vorgenommen hatte, zu Ende gebracht, und es schien ihm eine äußerst adäquate Darstellung zu sein.
An diesem Abend rief er Mary an, um ihr davon zu berichten, und zum ersten Mal seit Wochen zankten sie sich nicht.
»Ich bin so glücklich, Liebster«, sagte sie mit Tränen in den Augen.
»Ich möchte sie dir vorlesen.«
»Das würde mich sehr freuen.«
Nachdem er seine Geschichte vorgelesen hatte, sagte sie: »Ich bin so stolz auf dich, Byron. Was wirst du jetzt unternehmen?«
Er küsste sie und sagte dann: »Ich gehe damit zum Age-Büro. Da habe ich einen Bekannten, der mir seine Schreibmaschine leihen wird. Das getippte Manuskript schicke ich danach an die großen Magazine.«
»Ich wünsche dir alles Glück der Welt!«
Es drängte ihn fieberhaft, das Manuskript abzuschicken, deshalb küsste er sie schnell zum Abschied und eilte zu dem Zeitungsbüro. Später am Abend schickte er das getippte Manuskript an ein bekanntes Magazin und fügte, wie man ihm geraten hatte, für den unvorstellbaren Fall einer Ablehnung, einen frankierten, an sich selbst adressierten Umschlag bei.
Zwei Tage später kam die Geschichte mit einer gedruckten Mitteilung zurück: Ablehnung des Materials bedeutet nicht Mangel an Begabung etc. Niedergeschlagen brachte er das Schreiben zu Mary; sein Selbstvertrauen war völlig dahin.
»Lass dich nicht entmutigen, Byron«, bat sie ihn. »Schicke es woanders hin. Du musst es vielleicht an ein Dutzend Zeitschriften schicken, ehe es angenommen wird. Lies doch die Mitteilung. Sicher hat man es abgelehnt, weil der Redakteur mehr Material hat, als er verwenden kann.«
Er befolgte ihren Rat; es gab offensichtlich keine andere Möglichkeit. Zwei Tage später, als er gerade ausgehen wollte, fand er den dicken, weißen Umschlag im Briefkasten mit einem weiteren Ablehnungsschreiben. Dies wiederholte sich mehrere Male.
Unterdessen wurden seine Mittel knapp, und es war für ihn von größter Wichtigkeit, einen Weg zu finden, um Geld zu verdienen. Er war zu stolz, um sich an die Sumners oder an andere erfolgreiche Freunde seines Vaters zu wenden. Er konnte es nicht ertragen, sie wissen zu lassen, dass er Unterstützung nötig hatte. Eines Abends war er mit Howard allein in dem kleinen Wohnzimmer, während die beiden Frauen sich zum Ausgehen anzogen.
»Alter Junge«, setzte Howard ziemlich verlegen an, »du weißt, dass ich jetzt als Pettijohns Rechtsbeistand eine Menge Geld verdienen werde. Ich habe schon einen stattlichen Vorschuss bekommen. Darf ich dir nicht einen Hunderter leihen?«
Nun gab sich auch noch Howard gönnerhaft wie alle anderen auch!
»Ich brauche dein Geld nicht«, antwortete er steif. »Ich komme schon allein zurecht.«
Howard ließ sich davon nicht abschrecken. »Alter Freund, so darfst du mit mir nicht reden. Wenn ich es bräuchte und du hättest es, würde ich mich doch auch an dich wenden. Warum sträubst du dich denn so?«
Byron widerstand nicht länger. Er brach zusammen und weinte mit auf dem Tisch ausgestreckten Armen.
Er nahm das Geld an.
Und wieder begann die mühselige Runde. Jeden Tag machte er die Qual durch, bei Stellenvermittlungen zu erscheinen, immer auf der Suche. Einige Firmen wollten keinen Farbigen einstellen. Wenn sie in dieser Hinsicht tolerant waren, kam es oft vor, dass er die technische Seite des Unternehmens nicht kannte. Gelegentlich fand ein Arbeitgeber, dass seine Kleidung und seine Ausbildung zu gut waren. Wir wollen nur Südstaatendarkies, die wirklich arbeitswillig sind, war die taktvolle Erklärung. Es hatte keinen Sinn, diesen Leuten zu erklären, dass er sich anpassen würde. Manchmal fand man ihn zu schwarz, manchmal zu hell.
Einmal versuchte Mary zu helfen. Da sie erfahren hatte, dass ein gewisser Professor, der mit seiner Forschungsarbeit beschäftigt war, einen Sekretär suchte, bat sie ihn, Byron zu sich zu bitten, und als er Byron mit: »Sie sind also der junge Mann, den mir Mary Love empfohlen hat« begrüßte, stürmte Byron aus dem Büro und weigerte
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