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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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sich zurückzukommen. Dieser Zwischenfall führte zu einem weiteren Streit. Danach unternahm Mary keinen Versuch mehr, ihm zu helfen.
    Während dieser Periode kam es immer wieder zu diversen Zerstreuungen. Er besuchte Nachtlokale, Sitzungen in Billardhallen oder im Commonwealth Club, trank Alkohol und gelegentlich stieß er auf die eine oder andere willige Goldbraune … Eines Morgens, nachdem er wieder einmal den Briefkasten untersucht hatte, fand er dort einen Brief, auf dessen Kuvert der Name der letzten Zeitschrift stand, der er seine Erzählung geschickt hatte. Mit zitternden Händen riss er den Umschlag auf. Immer wieder las er den Inhalt des Schreibens:
    Lieber Mr Kasson!
    Es würde mich freuen, wenn Sie mich betreffs der von Ihnen eingesandten Erzählung aufsuchen, sobald es Ihnen möglich ist. Hochachtungsvoll!
    Russett Durwood (Herausgeber)
    »Kleiner Byron, das ist Musik in deinen Ohren!«, rief er laut aus und rannte dann schnell zur Bücherei. Mary war an ihrem Schreibtisch.
    »Mary! Mary!«, rief er und hielt ihr den Brief vor die Nase.
    Sie las ihn in Windeseile.
    »Byron, das ist einfach wunderbar!«
    »Du hast ihn doch gar nicht gelesen!«, beklagte er sich.
    »Aber natürlich!«
    »Dann lies ihn nochmals!«
    Sie gehorchte, um ihm den Gefallen zu erweisen, und studierte das Schreiben genauer, als ob es in Geheimsprache abgefasst wäre. »Ich bin so stolz auf dich!«, versicherte sie ihm.
    »Du hast gesagt, ich würde es nicht schaffen. Du hast nicht an mich geglaubt. Ich habe dir gesagt, dass ich es dir schon zeigen werde!«
    »Aber ich habe doch gehofft, dass du es schaffen würdest! Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich über deinen Erfolg freue! Wann gehst du zu ihm?«
    »Jetzt! Er sagt: Sobald es Ihnen möglich ist! Sofort! Auf Wiedersehen! Ich rufe dich später an!« Er schoss aus der Bücherei heraus. Eine halbe Stunde später betrat er das Büro des American Mars und fragte den jungen Mann am Schreibtisch, ob er den Redakteur sprechen könne. Der Angestellte schob ihm ein Formular über den Schreibtisch zu mit der nachlässigen Anweisung, es auszufüllen. Byron gehorchte. Der junge Mann verschwand mit dem Stück Papier und kam bald mit der Aufforderung zurück: »Folgen Sie mir.«
    Byron hatte nicht damit gerechnet, einen jungen Mann zu treffen. Russett Durwood hatte so ein rundes, freundliches Gesicht, dass Witwen ihm ihre Geheimnisse anvertraut hätten. Seine Augen waren von der Farbe, die Maler verwenden, wenn sie einen Frühlingshimmel evozieren wollen. Seine Ohren waren nicht zu übersehen. Zwischen den Fingern seiner rechten Hand hielt er eine große, schwarze, nicht angezündete Zigarre, die er beim Sprechen herumschwenkte, wenn er nicht gerade nachdenklich an ihr sog. Seine Füße lagen auf einem peinlich sauberen Schreibtisch. Er gab Byron die Hand und bat ihn, sich zu setzen.
    »Ich bat Sie, mich wegen Ihrer Erzählung aufzusuchen«, begann Durwood mit tönender, fröhlicher Stimme.
    »Ja«, sagte Byron mit solcher Ungeduld, dass seine Stimme zitterte. Durwood wandte sich ab und blickte aus dem Fenster. Die Aussicht, Terrassen auf Terrassen getürmt, war sicherlich beachtenswert. Dann wandte er sich wieder der vor ihm sitzenden Gestalt zu.
    »Ich interessiere mich sehr für Negerliteratur; deshalb habe ich Sie zu mir gebeten.« Er schien es durchaus nicht eilig zu haben, aber Byron sagte nichts. Nach einer Pause fuhr Durwood fort:
    »Außerdem versuche ich, wenn ich einen begabten Mann sehe, der den falschen Weg einschlägt, aufrichtig zu sein. Das macht sich schließlich besser bezahlt. Und es nützt auch Ihnen mehr«, sagte er und gab seinen Worten eine persönliche Note. Byron fühlte sein Herz klopfen. »Was ich wissen möchte, ist dies: Warum zum Teufel schreiben Sie nicht über etwas, das Sie kennen?« Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er schnell fort: »Zufällig kenne ich das Leben der Neger recht gut. Ich bin stolz darauf, einige von ihnen als meine Freunde bezeichnen zu dürfen. Ich habe Harlem in zweifacher Hinsicht besucht, als Gast in den Nachtlokalen und als Gast in den Häusern meiner Freunde. Die ganze Gegend, obgleich allgemein das Gegenteil behauptet wird, ist voll mit neuem, frischem Stoff. Niemand hat bislang eine gute Glücksspielgeschichte geschrieben, niemand hat sich auch nur annähernd mit dem Nachtleben befasst, niemand hat sich mit der interessanten Frage der verschiedenen Bevölkerungsgruppen dieser Gegend beschäftigt. Da gibt es Westinder,

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