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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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Lasca, »tanz!« Sie warf sich in seine Arme, und sie tauchten in den Hexensabbat ein. Dämonische Saxophone wimmerten klagend wie Seelen in brennender, endloser Qual, und jubelnde Trompeten stimmten einen profanen Lobgesang an. Byron gab sich zügellos den willigen Formen ihres sinnlichen Körpers hin, dem Zauberbann der ständig wechselnden Farbwolken unter ihnen, den verkommenen Klängen dieses pervertierten Dies Irae, die aus einer unsichtbaren Quelle strömten und aus einem unbekannten, stechenden Duft.
    Plötzlich schlich eine weibliche Gestalt in einem schwarzen Umhang durch die Tanzenden hindurch zur Mitte des Saals. Gleichzeitig wurde es stockfinster, und die Musik brach ab. Es herrsche tiefstes Schweigen.
    Als Byron wieder etwas erkennen konnte, bemerkte er, dass er und Lasca, wie alle anderen auch, dicht gedrängt an den zinnoberroten Samtvorhängen standen. Ein fahles, scheußliches grünes Glühen erfüllte den Raum. Die Gestalt in dem schwarzen Umhang stand allein, völlig bewegungslos in der Mitte der Glasfläche. Dann begann eine Art Hirtenflöte – aus weiter, weiter Ferne kommend – zu wimmern, und ein Tamtam vibrierte schwach. Ein strahlend weißer Lichtblock schoss von unten herauf, schloss die Frau in sich ein und spielte in kleinen Wellen auf dem schwarzen Satin ihres Umhangs. Man hörte von fern ein schwaches Glockenläuten, und der Umhang fiel zu Boden. Das Mädchen – sie konnte nicht älter als sechzehn Jahre alt sein – stand vollkommen nackt da. Sie war tintenschwarz, mit wilden, afrikanischen Zügen, einer breiten Nase, dicken Lippen und buschigem Haar, das ihr Gesicht wie ein Heiligenschein aus Wolle umgab. Ihre Augäpfel waren so weit zurückgedreht, dass nur das Weiße sichtbar war. Und jetzt begann sie damit, ihre Riten des Bösen zu vollziehen … Byron stöhnte und vergrub sein Gesicht in den Händen. Er hörte, wie Lasca erregt staunend glucksende Töne von sich gab. Da sie vor ihm stand, schützte sie ihn vor dem Grauen … während sie zusah. Als er wieder aufblickte, war das Licht auf dem Körper purpurfarben, der ganze Körper war purpurfarben. Das Mädchen hob das Messer … Eine Frau kreischte. Das Messer …
    Drei Tage später wachte Byron um vier Uhr nachmittags auf, nahm ein Bad und zog einen kirschroten Burnus an, den Lasca für ihn unter ihren ausländischen Schätzen entdeckt hatte, und suchte sie wie gewöhnlich im Salon auf. Obwohl es April war, war es immer noch recht kühl, und sie saß in einem enganliegenden, seegrünen Morgenmantel vor dem Kaminfeuer; ein zur Hälfte geleertes Glas mit Absinth und Wasser stand auf einem Tisch neben ihr.
    Als er sie küsste, schob sie ihn sanft, aber bestimmt beiseite.
    »Setz dich«, sagte sie ruhig. »Ich möchte mit dir reden.«
    Er wollte sich neben sie auf das Liegesofa setzen.
    »Nein, da drüben«, wies sie ihn an. »Ich sagte, dass ich mit dir reden möchte.«
    Er gehorchte.
    »Womit beschäftigst du dich?«
    »Dich zu lieben, meine Goldbraune, seit der Erschaffung der Welt.«
    »Ja, ja! Das ist mir bekannt«, erwiderte sie. »Ich meine, was hast du getan, bevor ich in dein Leben trat?«
    »Ich wollte Schriftsteller werden.«
    »Schriftsteller! Was für eine Art von Schriftsteller denn?«
    Er erzählte ihr von der Geschichte, die er geschrieben hatte.
    »Interessierst du dich für unsere Rasse?«, fragte sie verächtlich.
    »Ich interessiere mich für dich.«
    »Das ist keine Antwort.« Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen und fuhr schnell fort: »Ja, man könnte vielleicht sagen, dass ich eine Negerin bin, aber wie ich dir bereits gesagt habe, lasse ich nie zu, dass diese Tatsache für mich von Bedeutung ist. Ich verabscheue die Rasse. Nigger sind Betrüger und Verräter. Man erreicht nie etwas, wenn man sich auf sie verlässt. Diese dumme Sylvia versuchte eines Abends, mir einen Mann auszuspannen. Ich habe mich gerächt; ich habe gezeigt, was für ein schwaches, erbärmliches Geschöpf sie ist. Nun, man verachtet mich, weil ich bekomme, was ich will. Sie werden dich hassen, wenn du ein guter Schriftsteller bist und trotzdem verteidigst du sie in deiner albernen Geschichte, wenn auch ironisch.«
    »Aber es ist doch nur eine Geschichte«, bemerkte Byron lahm.
    »Ich weiß, nur eine Geschichte …« Ihre Stimme war hart und bitter. »Ich werde dir etwas sagen. Wenn du über Nigger schreiben willst, stelle sie bloß. Schlag auf sie ein, schüchtere sie ein! Diese Führer der Rasse! Diese Erlöser! Sie sind zum Kotzen. Das

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