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Night Academy 2

Night Academy 2

Titel: Night Academy 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Scott
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flache Ballerinas; sie war die Einzige, die ebenso große Füße hatte wie ich.
    Cam traf ich im Treppenhaus auf dem Weg zum Frühstück. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass er auf dem ersten Treppenabsatz stand und mich mit einer Hand auf dem hölzernen Geländer erwartete. Er überreichte mir ein Dutzend rote Rosen und eine weiße handgeschriebene Karte. Darauf stand: Ich bin dein. In Liebe, Cam. Ich presste die Blumen an mich und starrte glücklich auf die geschwungenen Buchstaben.
    »Magst du Rosen?«, fragte er.
    Da ich keinen Ton herausbekam, grinste ich nur und nickte dämlich, dabei gab ich ihm die Kappe, die ich in eine glänzende Geschenktüte gestopft und mit einer weißen Schleife versehen hatte. Nachdem ich ein halbes Dutzend Karten geschrieben hatte, die alle im Müll gelandet waren, hatte ich schließlich aufgegeben und nur seinen Namen auf die Tüte gesetzt.
    Cam riss die Verpackung auf und zog die Baseballkappe heraus. »Hey, genau, was ich brauche!« Er lächelte und küsste mich direkt im Treppenhaus.
    Danach war all meine Anspannung wie weggeblasen.
    Nach dem Abendbrot zwängten sich Molly, Claire, Trevor und ich in den alten Ford Explorer, den Cam sich von einem Zwölftklässler geliehen hatte. Die Sitze hatten Schonbezüge aus Perlen, und im Auto roch es leicht nach nassem Hund. Alle schienen bester Laune. Molly lächelte mich an und wünschte mir einen schönen Valentinstag, und Claire war regelrecht gesprächig. Irgendwie waren wir alle entspannter, wenn wir nur unter uns waren. Auch wenn wir es nie offen zugaben, setzte uns die ständige Geheimhaltung doch ziemlich unter Druck.
    Anna wohnte fast eine Stunde von der Schule entfernt, also blieb uns reichlich Zeit im Auto. Im Gegensatz zu Oma achtete Cam auf Straßenschilder und hielt sich auch in etwa an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Er und Trevor unterhielten sich die meiste Zeit über eine Simulation, die nächste Woche anstand und in der sie gegen eine andere Gruppe von Schülern aus dem Programm antraten. Dabei besprachen sie Strategien, überlegten, wie sie die unterschiedlichen Begabungen in ihrer Gruppe nutzen konnten und wo ihre Schwachpunkte lagen.
    Wahrscheinlich gehörte das zur Wächterausbildung. Oder es war eine der »Geländeübungen«, von denen Barrett mir berichtet hatte. Nach wie vor fiel es mir schwer, mir Cam als richtigen Wächter vorzustellen. Also hörte ich nach Möglichkeit nicht hin.
    Anna wohnte in einem Vorort von Seattle. Dort gab es viele Hügel und riesige villenähnliche Häuser, die in Reih und Glied nebeneinanderstanden, und in deren Vorgärten gepflegte Büsche und Blumenbeete prangten. Manche hatten noch die Weihnachtsbeleuchtung hängen.
    Anna und ihre Mom erwarteten uns schon an der Haustür. Annas Mom war zart wie Anna, dazu durchtrainiert und sehnig. Sie hatte das gleiche herzförmige Gesicht wie ihre Tochter, nur dass bei ihr nichts an Bambi erinnerte. Ihre Bewegungen waren von beinahe soldatischer Präzision, und um Mund und Augen lagen tiefe Falten. Während wir freundliche Belanglosigkeiten austauschten, hatte ich das Gefühl, sie durchleuchtete mich bis in die Tiefen meiner Genstruktur. Ich war erleichtert, als sie endlich den nächsten unter die Lupe nahm.
    Cam bot mal wieder seinen ganzen Charme auf, und Annas Mom war offensichtlich ganz vernarrt in ihn. Zwar schloss sie ihn nicht in die Arme, dafür war sie ohnehin nicht der Typ, aber sie schenkte ihm ein herzliches Lächeln – wir anderen mussten mit weit weniger vorliebnehmen. Bestimmt hatten sie sich in der Zeit, als er noch mit Anna zusammen war, häufiger gesehen. Nachdem Annas Mom mit jedem ein paar Worte gewechselt hatte, sagte sie, sie hätte Anna versprochen, während der Party im Büro zu bleiben, und damit verschwand sie die Treppe hinauf nach oben.
    Die Stimmung war sofort wie ausgewechselt. Anna schüttelte sich theatralisch. »Meine Mom ist so peinlich.«
    »Wieso? Ich mag deine Mutter«, sagte Cam.
    »Egal.« Anna rückte eine Schale mit Dip-Soße auf dem Beistelltisch zurecht. »Ihr seid die Ersten. Ich bin gerade noch bei den letzten Vorbereitungen.«
    »Können wir dir noch irgendwie helfen?«, fragte Cam.
    »Nein, macht euch keine Gedanken. Setzt euch doch. In der Garage ist noch Limonade, die müsste in den Kühlschrank gestellt werden. Ich hol sie mal schnell.« Sie wandte sich zur Küche und rannte mich beinahe um. »Oh, Dancia. Dich habe ich ja gar nicht gesehen.« Und nachdem sie mich knapp eines Blickes

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