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Night Academy 2

Night Academy 2

Titel: Night Academy 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Scott
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eigenes unglückliches Leben. Mir war es gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie es vielleicht sogar gut fanden, dass ich eine unglückliche Kindheit verlebt hatte. So konnte ich eine umso aussichtsreichere Kandidatin werden.
    Allmählich sorgte ich mich auch um Hennie. Abgesehen von ihrem Kummer mit Esther war sie total glücklich. Mit Yashir lief alles wunderbar, der Unterricht machte ihr Freude, und auf der Night Academy kostete sie zum ersten Mal die süßen Früchte der Freiheit. Aber wann würde ihre Pechsträhne beginnen, wenn auch sie erst einmal unglücklich sein musste, um sich voll und ganz aufs Programm einlassen zu können?
    Die Fußballsaison ging eine Woche vor den Frühlingsferien sang- und klanglos zu Ende. Ich war irgendwie erleichtert. Wegen meiner Ausbildung hatte ich oft beim Training gefehlt und auch viele Spiele verpasst, wofür ich mir ständig irgendwelche Ausreden hatte einfallen lassen müssen. Zunächst schob ich Erkältungen oder Kopfschmerzen vor. Als das nicht mehr reichte, erzählte ich Allie und ein paar der anderen Mädchen, ich würde Pfeiffersches Drüsenfieber auskurieren. Die Geschichte wurde immer ausgefeilter. Ich fantasierte mir Arztbesuche zusammen und recherchierte im Netz sogar die Symptome, um alles glaubhafter zu machen.
    Cam schüttelte lachend den Kopf, als ich ihm davon erzählte. Er meinte, jeder im Programm müsse lernen, gut zu schwindeln. Das gehöre dazu.
    Vom ganzen Üben und Lügen war ich vollkommen erledigt. Und während Hennie und die anderen Mädchen jammerten, dass sie über die Frühlingsferien zwei Wochen lang niemanden sehen würden, freute ich mich regelrecht darauf. Cam würde mit Mr Judan irgendwelchen offiziellen Kram für den Hohen Rat in Washington erledigen. Einzelheiten durfte er mir nicht erzählen, aber zum ersten Mal wollte ich es auch gar nicht so genau wissen. Denn mir schien, als würde jede weitere Information mir nur noch mehr Kummer bereiten.
    Am Abend vor den Ferien machten Cam und ich einen längeren Spaziergang als sonst.
    Als wir außer Sichtweite der Schule waren, fragte ich ihn: »Wirst du mich denn auch vermissen?«
    »Und wie«, sagte er, schlang einen Arm um meine Taille und strich mit den Fingerspitzen über meine Hüfte.
    Die Luft fühlte sich kühl und feucht auf meiner Haut an, die Tannen rauschten. »Gut. Das will ich auch hoffen.«
    Wir genossen die Stille. In solchen Momenten rückte unser Streit in weite Ferne, und ich konnte mir einreden, wir wären das perfekte Paar.
    »Schreibst du mir mal eine E-Mail?«, fragte ich. »Ich kann meine Mails in der Bibliothek checken. Ich will alles erfahren, was auf dieser Reise geschieht.«
    »Und ich werde alles haarklein berichten«, versprach er. »Vielleicht machen wir eines Tages gemeinsam eine solche Fahrt.«
    Der Pfad wurde schmaler, Cam nahm meine Hand und ging vor.
    »Ab wann wird man denn auf eine Mission geschickt?«, fragte ich. »Ab der Elften?«
    »Das kommt darauf an. Die schicken nicht jeden«, sagte Cam. »Nicht alle Schüler wollen Wächter werden. Zum Beispiel Barrett und seine Gang. Die sind zwar schon in der Zwölften, haben mit dem Hohen Rat aber nichts am Hut.«
    »Aber ihr schon«, sagte ich. Anna und Trevor wollte ich nicht extra erwähnen. Auch wenn mich die beiden seit dem Valentinstag in Ruhe gelassen hatten, war mir nicht wohl dabei, mit Cam über sie zu sprechen. Wahrscheinlich lag es an meinen Schuldgefühlen. Wie könnte ich mich über Annas und Trevors Misstrauen beschweren, wenn ich doch Jack gleich nach der Prügelei mit den Irin angerufen hatte?
    Cam nickte.
    Je tiefer wir in den Wald gelangten, desto weniger Tageslicht drang durch die Zweige, und der Geruch warmer Erde umgab uns. Ich stellte mir vor, wie es wohl wäre, wenn wir gemeinsam auf einer Mission wären. Zunächst sah ich Cam vor mir, wie er mit angelegtem Sturmgewehr Türen eintrat. Dann stellte ich mich in Gedanken neben ihn. Ich jagte Thaddeus oder ließ ihn durch die Luft schweben. Mir gefiel das Bild. Doch dann verwandelte sich Thaddeus’ Gesicht plötzlich in Jacks, mir wurde flau im Magen, und ich musste schnell an etwas anderes denken.
    »Meinst du, du hast in Washington auch ein wenig Zeit, dir die Stadt anzugucken, oder müsst ihr nur arbeiten?«
    »Ich weiß nicht. Kommt darauf an, wie schnell wir alles erledigt haben.« Er presste die Lippen aufeinander, als hätte er schon wieder zu viel gesagt; im Plauderton fuhr er fort: »Was steht denn bei dir in den Ferien so an? Musst

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