NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
öffnete sich, und Anthony kam wieder herein. Dani zwang sich, ihn anzulächeln. »Tja, ich denke, wir können es für heute gut sein lassen.«
»Es ist noch nicht mal Mittag«, klagte er.
»Wir haben heute Nachmittag noch einige Besorgungen zu erledigen.«
»Ich begleite euch.«
»Nein, tust du nicht«, widersprach Jack.
Anthonys Körper versteifte sich, und er starrte ihn an. Dann wandte er sich an Dani und zog die Augenbrauen hoch. » Du lässt mich doch mitkommen, oder?«
»Ich denke, für heute lassen wir es dabei bewenden.«
»Ich bin euch auch nicht im Weg.«
»Jack und ich wollen allein sein.«
»Oh. Was ist morgen?«
»Morgen ist Sonntag.«
»Das macht mir nichts aus.«
»Am Sabbat arbeiten wir nicht«, sagte Jack mit einem Schmunzeln.
»Wir haben Pläne«, fügte Dani hinzu.
»Okay«, murmelte Anthony.
Jack ergriff die Nachbildung von Anthonys Kopf und reichte sie ihm.
»Komm nächsten Samstag wieder her«, sagte Dani. »Dann gehen wir ein paar weitere Techniken durch.«
Er verzog die Lippen, als hätte er Zahnschmerzen. »Nächsten Samstag?«
»Selbe Zeit, selber Ort«, bestätigte Jack.
»Das ist eine Ewigkeit! «
»Es ist eine Woche«, berichtigte Jack.
Dani öffnete die Tür, und sie folgten ihr in die Küche. »Die Tage werden schneller rumgehen, als du denkst.«
»Weißt du, ich dachte, du würdest mich ins Studio mitnehmen oder so.«
»Würd ich ja schrecklich gern«, log Dani, »aber das ist gegen die Vorschriften.«
»Man braucht eine Gewerkschaftskarte«, fügte Jack hinzu.
Anthony schüttelte frustriert den Kopf.
Dani ging zur Vordertür voraus und öffnete sie. »Ich finde, es ist heute wirklich gut gelaufen. Du hast klasse Arbeit geleistet.«
»Ja«, sagte Jack. »Jetzt weißt du, wie man einen anständigen Kopf anfertigt.« Er tippte auf die Nase der Büste, die Anthony unter dem Arm trug. »Der hier ist eindeutig viel besser als der, den du auf dem Sprungbrett zurückgelassen hast. Und wesentlich furchterregender.«
»Sehr komisch.«
»Falls du Zeit übrig hast«, schlug Dani vor, »schau doch in einer Bibliothek vorbei und leih dir ein paar Bücher über Theaterschminken, Anatomie und solche Themen aus. Die sind ausgesprochen hilfreich. Und wir sehen uns dann am nächsten Samstag um neun.«
»Okay. Tja, danke.« Er glotzte Dani an, als wollte er sich jeden ihrer Gesichtszüge ganz genau einprägen.
Sie lächelte nervös. »Bis dann, Anthony.«
Er nickte und wandte sich zum Gehen. Langsam schlurfte er mit hängendem Kopf zur Einfahrt.
Dani schloss die Tür. »Puh.«
»Endlich allein.«
»Ich schwitze wie ein Schwein. Lass uns schwimmen gehen.«
»Was ist mit den Besorgungen?«
»Welche Besorgungen?«, fragte sie und zog ihr Sweatshirt aus.
16
»Nein, er ist im Augenblick nicht hier«, sagte die Stimme der Frau.
Linda öffnete behutsam das Insektenschutzgitter und spähte ins Haus hinein. Sonnenlicht drang durch die Terrassentür ins Wohnzimmer. Die Frau hielt sich offenbar in einem anderen Raum auf. Vermutlich in der Küche.
»Ich erwarte ihn nicht so bald zurück, Helen. Er ist zum Softballspielen gegangen.«
Linda huschte ins Innere und zog vorsichtig die Tür hinter sich zu.
»Sicher. Ich richte ihm aus, dass er dich anrufen soll, sobald er zur Tür reinkommt. Allerdings hat er uns schon alles erzählt, was er weiß. Ihm ist Joel seit Mittwoch nicht mehr über den Weg gelaufen.«
Linda schlich sich geräuschlos zur Treppe.
»Er ist genauso besorgt wie wir alle ... Ich weiß, ich wäre auch ein nervliches Wrack. An deiner Stelle würde ich sofort die Polizei verständigen.«
Mit einer Hand am Geländer, um sich abzustützen, erklomm Linda die Stufen.
»Nein, damit will ich überhaupt nichts andeuten, Helen. Du bist diejenige, die überzeugt davon ist, dass der Junge nicht einfach weggerannt ist ... Ich weiß, dass er nicht zu dieser Sorte von Jugendlichen zählt. Deshalb finde ich ja, dass du die Polizei anrufen solltest. Ich hätte das bei Arnold schon längst getan.«
Die Stimme der Frau wurde leiser, als Linda den oberen Treppenabsatz erreichte. Zu ihrer Linken stand eine Tür offen, zu ihrer Rechten eine zweite. Bücherregale säumten die Wand gegenüber des Geländers, am Ende des Gangs waren zwei weitere Zimmer zu finden.
Linda spähte in den Raum zu ihrer Rechten. Eine hüfthohe Platte nahm den Großteil des quadratischen Grundrisses in Anspruch. Eine Miniatureisenbahnanlage samt grünen Hügeln, Tunneln und Brücken, einem See aus
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