NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
sie stand da und wusch das Geschirr vom Mittagessen ab, als sie zusammenklappte. Als der Rettungswagen eintraf, war sie bereits tot.« Er zuckte mit den Schultern und trank.
»Das ist schrecklich, Tony.«
»Zumindest ... war es schnell vorbei. Ich meine, das ist wohl besser, als lange zu leiden.«
»Ja«, murmelte Dani. Ihre eigenen Eltern lebten zwar noch, aber sie konnte sich gut vorstellen, wie niederschmetternd es sein musste, Mutter oder Vater zu verlieren. Tony tat ihr leid. »Hast du ihr sehr nahegestanden?«
»Wir haben viel gestritten. Sie wollte nicht, dass ich hierherziehe.«
»Du kommst aus New York?«
»Ja. Aus Claymore.«
»Fährst du für die Beerdigung nach Hause?«
»Eher nicht. Dad hat mir zwar angeboten, die Reisekosten zu übernehmen, aber ... wozu?« Wie ein Häufchen Elend starrte er auf seine Bierdose.
»Sag mal: Magst du Lamm?«
»Klar.«
»Zufällig habe ich ein zweites Lammkotelett übrig. Wie wär’s, wenn du zum Abendessen bleibst?«
»Ich glaube kaum, dass Jack darüber sonderlich erfreut wäre.«
»Er wird nicht dabei sein.«
»Nicht?« Verwirrt runzelte Tony die Stirn. »Ist etwas passiert?«
»Er hat nur eine andere Verpflichtung. Er kommt später zurück.«
Gegen Mitternacht.
Bitte. Um der alten Zeiten willen.
»Könntest du wohl den Grill auf Touren bringen, während ich mich ein wenig zurechtmache?«
»Das Feuer anzünden?«
»Ja. Du weißt schon.«
»Vielleicht solltest das besser du übernehmen.«
»Es ist ganz einfach. Du brauchst nur ...«
»Nein, ich kann das nicht. Tut mir leid. Wenn du willst, gehe ich, aber das kann ich nicht tun.«
»Schon gut, ich zünde es an.«
»Tut mir leid.«
»Das muss es nicht.«
»Ich hab mal kurz gebrannt. Das ist der Grund.« Er krempelte ein Bein seiner schwarzen Hose bis zum Knie hoch. Die Innenseite seiner Wade war runzlig und mit rosafarbenem Narbengewebe überzogen. »Siehst du?«
»Ich zünde es an«, wiederholte Dani.
Er stand auf und folgte ihr, hielt jedoch deutlichen Abstand, als sie noch mehr Anzünder auf die Briketts spritzte.
Das Streichholz flammte auf.
»Sei vorsichtig«, warnte Tony.
»Ich hab Erfahrung damit«, versicherte sie ihm und hielt die Flamme an einen der pechschwarzen Klumpen. Als das Brikett Feuer fing, wanderte sie mit dem Streichholz weiter, bis der ganze Haufen fröhlich zu flackern begann. »Das sollte reichen.«
Dani schob den Rost in das Gestell. Das schwarze Fett auf dem Gitter zischte und züngelte in der unsteten Brise.
Sie drehte sich zu Tony. »Alles klar. Nimm dir noch ein Bier, wenn du möchtest. Im Kühlschrank ist noch genug. Ich bin in ein paar Minuten zurück.«
»Okay.«
Mit einem aufmunternden Nicken verschwand sie, benutzte den Eingang zum Wohnzimmer, zog das Fliegengitter davor, ließ aber die Terrassentür offen stehen, damit er hereingehen konnte, um sich Getränkenachschub zu besorgen.
Dani hoffte inständig, dass er nicht auf andere dumme Gedanken kommen würde. Unter den gegebenen Umständen ging sie allerdings davon aus, dass er sich benahm.
Dennoch konnte sie ihm nicht völlig vertrauen. Im Schlafzimmer schloss sie sich ein, schob die Glastür nach draußen zu, verriegelte sie ebenfalls und zog die Vorhänge zu.
Auf dem Weg ins Bad betrachtete sie sich im Ganzkörperspiegel, der an einer Wand des Flurs hing – das orangefarbene Stück Stoff bedeckte kaum ihre Blöße. Die Schnur, die sich um ihre nackten Hüften zu einem knappen Dreieck spannte, ließ die Seiten ihrer Pobacken völlig unverhüllt. Großer Gott, und so war sie um Tony herumscharwenzelt! Das Oberteil kam ihr fast noch schlimmer vor.
Der Junge hatte ordentlich etwas zu sehen bekommen.
Aber zumindest hatte er sich gesittet verhalten. Bisher.
Verdammt, seine Mutter war gerade gestorben. Danis freizügige Aufmachung dürfte nun wirklich das Letzte sein, was ihn in so einer Situation beschäftigte.
Dani betrat das Badezimmer, zog an den Schnüren ihres Bikinis und streifte ihn ab. Danach kletterte sie in die Duschkabine.
Zehn Minuten später verließ Dani ihr Zimmer in Strandschlappen, weißer Jeans und einer roten Hawaiibluse aus Seide. Sie überlegte, ob noch Zeit blieb, um Reis zu kochen. Es würde knapp werden. Nur noch eine Stunde, bevor sie losmusste. Es sei denn, sie verzichtete auf die Filme. Nein. Wenn sie nicht hinfuhr, wie sollte sie Tony dann loswerden ... Neben ihr öffnete sich plötzlich eine Tür. Sie zuckte zusammen, und ihr Kopf wirbelte in die Richtung herum, aus der
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