Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
wie ein Date.

19
    Mit jeweils einem Eimer Popcorn und einem Becher Cola bahnten sie sich einen abschüssigen Gang entlang den Weg zum Eingang von Saal drei. Die Leuchtreklame über der Tür gab mit »ZOMBIE« einen kurzen Hinweis auf das, was sie erwartete.
    Für einen Samstagabend war es nicht besonders voll. Sie entschieden sich für eine Sitzreihe weit vorne und zwängten sich seitwärts an den Knien eines knutschenden Teenagerpärchens vorbei.
    »Hier?«, fragte Tony.
    Dani schüttelte den Kopf, weil sie einer farbigen Familie, die bereits Platz genommen hatte, nicht die Sicht versperren wollte. Zugleich ärgerte sie sich über die Verantwortungslosigkeit der Eltern. Das Baby auf dem Schoß der Frau war vermutlich noch zu jung, um die Gewalt und das Blut in den Filmen bewusst wahrzunehmen, aber die beiden anderen Kinder waren deutlich älter. Sie würden alles mitbekommen.
    Mit einem raschen Blick durch den Saal erspähte sie mindestens 15 weitere Minderjährige. Das war keineswegs ungewöhnlich, doch es fiel ihr schwer, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass das Publikum für harten Horror immer jünger wurde.
    Gerade als das Licht im Saal heruntergedimmt wurde, nahmen sie Platz. Während Dani die Verpackung ihres Strohhalms aufriss, lief ein Werbespot für die L.A. Times. Dann folgte ein Trailer, der bat, auf den Einsatz von Feuerzeugen und Taschenlampen zu verzichten, um andere Besucher nicht zu stören. Als sie ihn zum ersten Mal sah, hatte sie unweigerlich schmunzeln müssen. Sie nuckelte an ihrer Cola. Tonys Arm berührte sie. Dani lehnte sich ein Stück zur Seite, um den Körperkontakt zu unterbinden.
    Während der Filmankündigungen schob sich ein Teenagerpaar in die Reihe vor ihnen. Der Junge setzte sich direkt vor Dani. Einen Moment lang blockierte sein Kopf den unteren Teil der Leinwand, dann beugte er sich zur Seite, gab damit wieder das Sichtfeld frei und schlang den Arm um seine Freundin. Sie tuschelten kurz miteinander, dann küssten sie sich.
    Dani verspürte einen Anflug von Sehnsucht. Wenn doch nur Jack hier wäre ...
    Invasion der Zombies begann. Der Titelschriftzug erschien auf der Leinwand, aber es gab keinen Vorspann. Man hatte ihn offenbar herausgeschnitten. Ein schlechtes Zeichen.
    Eine junge, dunkelhaarige Frau streifte in völliger Dunkelheit zwischen den Grabsteinen eines Friedhofs umher. Sie trug ein langes, weißes Nachthemd und hielt einen Blumenstrauß in der Hand. Die Szene kam Dani irgendwie bekannt vor. Als sich die Darstellerin hinkniete, um die Blumen auf ein Grab zu legen, schoss eine Hand aus der Erde hervor und packte sie an der Kehle. Die Finger zogen sie nach unten in die Erde hinein. Der lose Boden bröckelte, und eine zerlumpte, halb verweste Leiche tauchte daraus auf, um sie mit weit aufgerissenem Mund zu beißen.
    Ist euch die mangelnde Zahnhygiene bei Stanley, der Leiche, aufgefallen? Pfui Teufel! Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich würde lieber einen Frosch küssen als den da. Der Kerl wird sich definitiv nicht in einen gut aussehenden Prinzen verwandeln.
    Es war eindeutig Livonias sinnliche Stimme. Dani erkannte sie so deutlich wieder, wie sie den erstaunlichen Vorbau der Frau vor ihrem geistigen Auge hatte. Livonia, die verführerische Vampirmoderatorin der Monstermatinee. Die Sendung lief jeden Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr auf Kanal sechs.
    Hier kommt ein Juwel, das eure Zähne vor Angst zum Klappern bringen wird ... oder eure Fänge, je nachdem.
    »Verdammt noch mal«, murmelte Dani.
    Tony beugte sich dicht zu ihr herüber. Wieder suchte sein Arm den Kontakt. »Hm?«
    »Diesen Schrottstreifen habe ich letzten Monat im Fernsehen gesehen.«
    »Im Fernsehen?«
    »Dort lief er als Todesbiss. Livonia hat ihn präsentiert.«
    »Echt?«
    »Ein typischer Trick der Vertriebsfirmen«, sagte sie. Dani fühlte sich erst betrogen und wütend, dann nur noch enttäuscht. Dass ihr nach Jacks unvorhergesehener Verabredung und Tonys Auftauchen jetzt auch das noch passieren musste ... Sie seufzte.
    Wenigstens war der Nachmittag schön gewesen.
    Sie lehnte sich von Tony weg, rutschte auf dem Sitz so weit wie möglich nach unten, schlug das rechte Bein über das linke Knie, vergrub die Hand in ihrem Popcorn und versuchte, sich auf die Handlung zu konzentrieren. Die Nachvertonung war mies, die Lippen bewegten sich völlig asynchron zur Tonspur. Und selbst wenn sich die Protagonisten im Freien befanden, hallten ihre Stimmen, als wären sie in einem Betonbunker

Weitere Kostenlose Bücher