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NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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zusammen. »Seid ihr schon aufgetaut?«, fragte sie streng, stieg vom Barhocker und ging zur Arbeitsfläche. Sie stupste eines der Koteletts an. Ihr Finger hinterließ in dem kühlen Fleisch eine Einbuchtung. »Sieht ganz so aus.« Normalerweise würden sie sich problemlos bis morgen Abend halten, aber sie war hungrig und hatte sich schon auf Lamm gefreut.
    Dani deponierte eines der Koteletts im Kühlschrank, ergriff im Vorbeigehen ihren Drink und begab sich wieder nach draußen. In anderthalb Stunden sollte sie es wohl schaffen, genug Glut zustande zu bekommen. In dieser Zeit konnte sie duschen und sich in Ruhe umziehen.
    Sie rollte den Holzkohlegrill von der Wand weg, kniete sich hin und öffnete die Schlitze an der Unterseite des kugelförmigen Gehäuses. Asche rieselte heraus und auf ihre Hand. Sie nahm den halbrunden Deckel ab und zog den geschwärzten Rost aus dem mittleren Einschub. Darunter gammelten noch die bröckeligen Briketts vom letzten Mal vor sich hin. Mit einer Zange türmte sie die traurigen Überbleibsel zu einem Haufen auf. Wahrscheinlich würden die Kohlereste sogar genügen, um ein Kotelett zu braten, aber sie wollte kein Risiko eingehen und schüttete aus dem bereitstehenden Papiersack einige frische Briketts nach. Sie kullerten und rollten den Haufen grauer Restkohle hinab. Dani stellte ihn zurück und schaffte mit der Zange ein wenig Ordnung.
    Neben der halb vollen Flasche mit Grillanzünder fand sie ein Streichholzheftchen. Sie klappte den roten Plastikverschluss auf, drückte einen langen Strahl der Flüssigkeit heraus und verteilte ihn gleichmäßig. Die neuen Briketts erhielten dadurch eine glänzende Schicht, die alten färbten sich in ein stumpfes Schwarz um.
    »Dani?«
    Ihre Hand zuckte und sie wirbelte herum.
    Er stand seitlich vom Haus und lehnte sich über das Tor, ein Lächeln im blassen Leichengesicht.
    »Tony«, murmelte sie.

18
    »Was machst du gerade?«, fragte er.
    Da Dani vor lauter Überraschung die Sprache wegblieb, hielt sie ihm als Antwort die Flasche mit dem Anzünder entgegen.
    »Grillen?«
    Sie nickte.
    »Kann ich mit dir reden?« Er griff über das Holztor und schob den Riegel zur Seite.
    Dani leckte sich über die trockenen Lippen. »Du solltest besser gehen, Tony.«
    Er wirkte gekränkt. »Ich störe dich nicht, versprochen. Ich will nur kurz mit dir reden.«
    Er kam auf sie zu. Dani nickte und versuchte zu lächeln. Ihr war durchaus bewusst, dass sie ihn nicht zwingen konnte, vom Grundstück zu verschwinden.
    Seine eingesunkenen Augen wanderten nach unten, als er Dani unverhohlen begaffte.
    Den freizügigen Bikini trug sie nie in öffentlichen Badeanstalten – er bestand lediglich aus einigen dünnen, orangefarbenen Nylonlappen, die hinter dem Rücken verknotet wurden. Dani verspürte den Drang, sich zu bedecken, wollte Tony jedoch nicht zeigen, wie verwundbar sie sich in diesem Moment fühlte. Sie stellte die Anzünderflasche auf die seitliche Ablage des Grills. Mühsam widerstand sie dem Instinkt, die Arme vor den Brüsten zu verschränken. Stattdessen bediente sie sich an ihrem Drink.
    »Tony ...« Ihre Stimme klang zittrig. Sie holte tief Luft und konzentrierte sich, damit es überzeugend klang. »Ich dachte, wir hätten uns auf nächsten Samstag geeinigt.«
    »Ich weiß. Tut mir wirklich leid, dass ich dich belästige. Die Sache ist nur die ... ich habe noch nicht allzu viele Freunde gefunden, seit ich in der Stadt bin.«
    Was für eine Überraschung, dachte Dani.
    »Und ich wollte nicht allein sein. Nicht gerade jetzt.« Er sah sie mit bekümmertem, flehendem Blick an.
    »Ist etwas passiert?«
    »Ich ... ich habe gerade erfahren, dass meine ... meine Mutter gestorben ist.«
    »Oh nein. Das tut mir unglaublich leid, Tony.« Dani trat vor, ergriff seine Hand und führte ihn zu einem der Liegestühle. »Komm, setz dich.«
    Er ließ sich nieder und stierte abwesend auf den Betonboden.
    »Kann ich dir etwas bringen? Ein Bier vielleicht?«
    »Okay.«
    Sie lief ins Haus, holte eine Dose Coors aus dem Kühlschrank und kam zurück. Tony schaute nicht auf, als sie ihren eigenen Drink von der Ablage des Grills nahm und zu ihm hinüberging. Sie reichte ihm das Bier, setzte sich und schaute ihn an. Seine knochigen Finger rissen den Deckel auf, aber er trank nicht. Stattdessen drehte er die Dose langsam in den Händen und fixierte sie.
    »Ist sie krank gewesen?«, erkundigte sich Dani.
    Er schüttelte den Kopf. »Es kam sehr plötzlich. Ein Herzinfarkt. Dad hat gesagt,

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