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NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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aufgezeichnet worden.
    Die Geschichte hatte sie schon beim ersten Mal gelangweilt. Damals war sie dank der Werbeunterbrechungen und Livonias sarkastischer Kommentare trotzdem auf ihre Kosten gekommen. Diesmal versuchte sie, sich Livonias witzige Bemerkungen ins Gedächtnis zurückzurufen und sich eigene Sprüche auszudenken, damit der Abend kein völliger Reinfall wurde.
    Wäre Jack jetzt hier, hätten sie sich die Pointen gegenseitig an den Kopf geworfen, um das Beste aus diesem cineastischen Totalschaden herauszuholen. Etwas erstaunt stellte sie fest, dass sie sich, seit sie ein Paar waren, noch keinen einzigen Film gemeinsam angesehen hatten, wenn man von Testvorstellungen und dem Sichten von abgedrehtem Material im Studio absah, aber das gehörte schließlich zum Job. Das Erlebnis, gemeinsam wie verliebte Teenager in der Dunkelheit zu hocken, Händchen zu halten und zu kuscheln, fehlte noch in ihrer Sammlung romantischer Momente.
    Vielleicht morgen Abend.
    Ein Autokino. Fantastische Idee! Am besten eines von denen im Valley. Irgendeine Doppelvorstellung, die sie nicht wirklich interessierte, denn selbst, wenn man nicht fummelte, konnte man einen Film im Auto nicht so intensiv auf sich wirken lassen. Und sie wollte mit Jack ausgiebig fummeln. Definitiv.
    Sie würde eine Decke einpacken.
    Und einen ihrer kürzesten Röcke anziehen.
    Während sie sich den möglichen Verlauf des Abends in allen sündigen Details ausmalte, spürte sie, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, sich ihr Herzschlag beschleunigte und ihre verhärteten Brustwarzen gegen den Stoff ihrer Bluse scheuerten. Ihre Fantasie war so lebhaft, dass sie glaubte, den Druck einer Hand an der Innenseite ihres Oberschenkels wahrzunehmen.
    Himmel!
    Rasch richtete sie sich im Sitz auf und schielte zu Tony hinüber. Sie befürchtete fast, er könnte etwas von ihrer aufkeimenden Erregung bemerkt haben.
    Mit einem Stirnrunzeln sah er sie an.
    Sie rang sich ein Lächeln ab. »Was hältst du bis jetzt von dem Film?«
    »Der ist wirklich verdammt mies.«
    »Das ist noch milde ausgedrückt.«
    »Macht mir aber nichts aus. Ich bin gern hier.«
    »Gut. Das freut mich.«
    Er starrte sie unangenehm penetrant an. »War wirklich schrecklich nett von dir, mich mitkommen zu lassen.«
    »Schon gut.« Sein Blick bereitete Dani körperliches Unbehagen und sie versuchte, ihm auszuweichen. Vergeblich. Sie kratzte die Reste ihres Popcorns aus dem Eimer zusammen, schaute auf die Leinwand und bemühte sich, Tony keine Beachtung zu schenken. Dann zog sie eine Serviette aus der Tasche ihrer Bluse und wischte sich die Hände und den Mund ab. Anschließend knüllte Dani die Serviette zusammen und warf sie in den leeren Popcorneimer. Tony starrte sie immer noch an. Sie nippte am verwässerten Rest ihrer Cola und mahnte mit gespielter Gelassenheit: »Du verpasst ja den ganzen Film.«
    »Du bist so wunderschön.«
    Seine Worte formten einen eisigen Klumpen in Danis Magen. »Danke«, gab sie zurück.
    Ein zittriges Lächeln formte sich auf Tonys Lippen, und er wandte sich wieder der Leinwand zu.
    Dani atmete mehrmals tief durch, um sich zu beruhigen. Dann beugte sie sich nach unten und stellte ihre leeren Verpackungen auf dem Teppichboden ab. Als sie sich wieder aufrichtete, stieß ihr Rücken gegen Tonys ausgestreckten Arm. Sie zuckte zusammen, zwang sich jedoch, sitzen zu bleiben.
    »Tony, was soll das?«
    »Hab ich dich erschreckt?« Er rieb ihre rechte Schulter und ließ die Seidenbluse über ihre Haut gleiten.
    »Dafür sind wir nicht hier. Bitte.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe einen Freund.«
    »Du meinst Jack?« Die Hand streichelte sie weiter.
    »Ja.«
    »Der ist nicht hier.«
    »Darum geht es nicht. Nimm den Arm weg.«
    Er ignorierte die Aufforderung. »Magst du mich etwa nicht?«
    »Tony!«
    Sein Arm hob sich über ihren Kopf und sank auf die Armlehne zwischen ihnen.
    »Danke.«
    »Ich hab’s nicht bös gemeint«, sagte er und klang wie ein geprügelter Hund.
    »Ich weiß.«
    Der Junge vor Dani drehte sich zu ihnen um und verzog missbilligend das Gesicht.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie. Das schien ihn zufriedenzustellen, denn er schmiegte sich wieder eng an seine Freundin.
    Tony verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf die Leinwand.
    »Es ist alles okay«, flüsterte Dani. »Brauchst dich nicht mies zu fühlen.«
    Tony nickte, sah sie aber nicht an. Er blinzelte. Tränen liefen ihm aus den Augen und hinterließen glänzende Bahnen auf seinem Gesicht.

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