NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
gedemütigt und achtkantig rausgeworfen zu werden.«
Tony runzelte die Stirn und zuckte zusammen. »Hat er dir wehgetan?«
»Bei Weitem nicht so sehr wie dir, wenn ich das richtig sehe.«
Sie machten sich auf den Weg. Tony bewegte sich langsam und steif, achtete sorgfältig darauf, nicht auszurutschen oder in eine Unebenheit am Boden zu treten.
»Wir bringen dich am besten ins nächstgelegene Krankenhaus«, schlug Dani vor.
»Nein. Es geht mir gut.«
»Du bist wirklich ein begnadeter Lügner!«
Er berührte mit beiden Händen sein Gesicht und untersuchte den Schaden. »Der hat mich ziemlich heftig erwischt. Denkst du, es werden Narben zurückbleiben?«
»Höchstwahrscheinlich.«
»Ich hoffe es«, äußerte er hoffnungsvoll und rannte in eine Parkuhr hinein. Er prallte zurück, schrie auf und stolperte zur Seite. Dani wappnete sich für einen Zusammenstoß. Seine Schulter rammte ihre Brust und ließ sie einige Schritte rückwärtstaumeln. Sie schlang die Arme um ihn und verhinderte so, dass er mit voller Wucht auf den Asphalt aufschlug.
»Mein Gott, Tony.«
Er stöhnte.
»Komm schon.« Sie stützte seinen Arm und half ihm, sich aufzurichten, dann setzten sie sich wieder in Bewegung. Sein Oberarm drückte unangenehm fest gegen ihre Brust. Dani vermutete, dass ihm die Berührung trotz seines Zustands durchaus bewusst war. Sie verlagerte das Gewicht gerade weit genug, um seinen Arm von der Brust wegschieben zu können, stützte ihn aber weiterhin mit beiden Händen, bis sie das Auto erreichten. Er lehnte sich gegen die Seite des Fahrzeugs, während sie die hintere Tür öffnete, dann half sie ihm hinein. Er legte sich auf den Rücken und winkelte die Knie an.
Während sie losfuhr, überlegte Dani, ob sie ihn wirklich in die Ambulanz bringen sollte. Allerdings wollte er das nicht, und seine Verletzungen schienen nicht sonderlich schwerwiegend zu sein. Außerdem konnte sie ihn nicht einfach dort absetzen und sich aus dem Staub machen. Schließlich musste er irgendwie zurück zu ihrem Haus kommen.
Gib ihm Geld fürs Taxi.
Nein, das konnte sie nicht tun. Sie würde mit ihm zusammen warten müssen, und sie hasste Krankenhäuser wie die Pest.
»Oh Mann«, meldete er sich vom Rücksitz. »Hast du gehört, wie das Mädchen geschrien hat?«
»Hab ich.«
»Wahrscheinlich hat sie sich vor Schreck in die Hose gepinkelt.«
»Tony ...«
»Ich hab sie voll erwischt, was?«
»Ich hoffe, das war es wert.«
»Es war toll.«
»Machst du dir eigentlich nie Gedanken über die Konsequenzen deiner kleinen Eskapaden?«
»Hä?«
»Du hast nicht nur dafür gesorgt, dass wir beide verletzt und rausgeschmissen wurden, du hast das arme Mädchen obendrein wahrscheinlich halb zu Tode erschreckt.«
»Ja«, erwiderte er und klang äußerst zufrieden.
»Das ist nichts, worauf man stolz sein könnte. Außerdem hast du für alle im Saal das Ende des Films ruiniert.«
»Es war ein mieser Film.«
»Trotzdem wollten die Leute ...«
»Und selbst wenn, ich habe allen dort einen Schockmoment beschert, den sie so schnell nicht vergessen werden. Weißt du, was ich meine? Ich habe ihrem Kinobesuch die Krone aufgesetzt. Sie können ihren Freunden davon erzählen, und jedes Mal, wenn sie künftig vor einer Leinwand sitzen, werden sie sich daran erinnern, was ich heute Abend getan habe.«
»Ein dreifach Hoch auf Tony.«
»Mir tut nur leid, dass du ebenfalls etwas abbekommen hast.«
»Dass so etwas passieren könnte, hätte dir aber schon vor dem Angriff auf das arme Mädchen klar sein müssen.«
»Ja. Entschuldige. Ehrlich, das wollte ich nicht.«
Dani entgegnete nichts.
Tony schwieg eine ganze Minute lang. Schließlich entschuldigte er sich mit zittriger Stimme erneut. Dani hörte ihn schniefen.
Er weint wieder.
Sie seufzte. Trotz allem tat ihr der Junge irgendwie leid. Herrgott, er hatte an diesem Tag seine Mutter verloren, mit seinen romantischen Avancen Schiffbruch erlitten, war von der Freundin seines Opfers zu einem blutigen Klumpen geprügelt worden und zuletzt auch noch gegen die verfluchte Parkuhr gelaufen. Viel schlimmer konnte es fast nicht mehr kommen.
Einen Großteil hatte er sich zwar selbst zuzuschreiben, doch auch Dani trug einen gesunden Anteil zu seinem Elend bei.
Ruhig lag er auf der Rückbank des Autos und schniefte nur noch gelegentlich, bis sie den Laurel Canyon Boulevard erreichten. »Sind wir ... schon da?«
»Fast.«
»Ich schätze mal, du willst mich nicht wiedersehen.«
Das ist deine Chance, dachte
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