NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
Schniefend wischte er sie weg.
Dani streckte den Arm aus und tätschelte sein Knie.
Er blickte auf ihre Hand hinab. Sie drehte sie mit der Innenfläche nach oben. Tony legte seine Hand in ihre. Dani drückte sie leicht. »Freunde?«, fragte sie.
»Freunde.«
Einen Moment lang blieben sie so sitzen. Dann drückte sie seine Finger noch einmal, ließ sie los und verschränkte ihre Hände auf dem Schoß. Ihn ins Kino mitzunehmen, war ein schwerer Fehler gewesen. Sie hätte es besser wissen müssen. Ein einfaches ›Nein‹, und das Thema wäre vom Tisch gewesen. Ihr verdammtes Mitgefühl mal wieder!
Sie verspürte einen Anflug von Wut. Auf sich selbst. Auf Tony. Er hatte den Tod seiner Mutter als Hebel benutzt, um sich tiefer in ihr Leben hineinzudrängen. Das war nun wirklich nicht besonders fair gewesen.
Sie hätte von Anfang an auf Jacks Warnung hören sollen: Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.
Und was tat sie? Sie pflasterte den Weg mit beiden Händen. Wirklich brillant. Das hatte sie nun von ihrer Freundlichkeit. Nun glaubte dieser merkwürdige Junge, dass er sich auf dem besten Weg befand, ihr nächster Liebhaber zu werden.
Und zu allem Überfluss kam sie sich wie ein Arschloch vor, weil sie seine Gefühle heillos durcheinandergebracht hatte.
Einfach wunderbar. Ganz großartig.
Auf der Leinwand wütete eine Horde schauerlich zugerichteter Leichen durch eine Wohnsiedlung, schlug Türen ein, zerrte die hysterischen Opfer aus ihren Verstecken in Schränken, Badezimmern und unter Betten hervor und riss ihnen Arme und Beine aus, um sie bei lebendigem Leib zu verschlingen.
Immerhin, das kannte sie nicht aus Livonias vorher im Fernsehen gezeigter Fassung. Dafür war ein Großteil der blutigen Splatterszenen herausgeschnitten worden.
Szenenwechsel. Das Zimmer von Elizabeth, der Heldin. Sie war gerade damit beschäftigt, eine Kommode vor die Holztür zu schieben, und ahnte nicht, dass einer der Zombies bereits in ihrem Badezimmer lauerte.
Bald würde der Abspann laufen. Dani verspürte einen Anflug von Beklommenheit. In der Pause zwischen den Vorstellungen würde sie sich Tony im grellen Licht des Kinosaals stellen müssen. Was um alles in der Welt sollte sie zu ihm sagen?
Sag ihm, dass du aufs Klo musst, und bleib dort, bis der nächste Film anfängt.
Das empfand sie als feige.
Der Zombie schwang die Badezimmertür auf. Er schlurfte auf Elizabeth zu. Sie stemmte sich gegen die Kommode und bemerkte nicht, dass er sich unaufhaltsam näherte.
Ein lausiges Make-up für einen Untoten. Es wirkte wie eine billige Halloween-Maske aus dem Supermarkt. Das Publikum wirkte trotzdem verängstigt und schien völlig gefesselt zu sein.
Nur noch wenige Minuten bis zur Pause, wenn sie sich recht erinnerte. Dani wischte sich die verschwitzten Hände an der Jeans ab.
Bring ihm einfach so schonend wie möglich bei, dass du zwar seine Freundschaft zu schätzen weißt, aber ...
Der Zombie streckte die Arme aus. Seine verwesenden Finger waren nur noch wenige Zentimeter von Elizabeths Nacken entfernt.
Du fühlst dich geschmeichelt, dass er dich attraktiv findet, aber ...
Plötzlich sprang Tony knurrend auf, bleckte seine Plastikfänge und griff nach dem Hals des Mädchens in der Reihe vor ihm.
20
Das Mädchen kreischte.
Elizabeth kreischte.
Erschrockene und verängstigte Schreie waren überall im Publikum zu hören. Der Freund des Mädchens wirbelte herum. Dani packte einen von Tonys Armen und zog ihn zurück auf den Sitz. »Lass los!«, herrschte sie ihn an. Er versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, aber sie hielt ihn fest, bis der Junge vor ihnen über die Rückenlehne hechtete.
Der Junge fiel auf Dani. Seine Knie bohrten sich in ihre Oberschenkel und sein Ellenbogen knallte gegen ihre Wange, als er über sie hinüberkletterte. Er schlang einen Arm um Tonys Hals, hing nach wie vor halb auf Dani und grunzte jedes Mal, wenn er zuschlug. Ihre Versuche, ihn wegzuschieben, zeigten keinerlei Wirkung. Seine Faust hämmerte auf Tony ein. Er schlug ausgesprochen schnell und hart zu, als wüsste er, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Tony gab ein grässliches keuchendes Winseln von sich.
»Aufhören!«, forderte Dani.
Sie vergrub die Finger im dichten, schmierigen Haar des Jungen und riss mit aller Kraft daran. Sein Kopf flog zurück, sein Körper folgte. Sein Gewicht schien sie förmlich zu zerquetschen, während er mit wackligen Beinen auf ihrem Schoß kniete. Sie warf sich gegen ihn. Er prallte
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