Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
verschlug Amy die Sprache. Der Schattenwandler schien Ny’lane anzugreifen, in ihn zu fahren. Der Vampirkoloss zischte fuchsteufelswild und sprang hoch in die Luft. Gleichzeitig bewegte sich eine der steinernen Figuren auf den Marmorsäulen – und plötzlich herrschte Stille. Ihr Herz donnerte in der Brust und sie beobachtete fasziniert, wie Ny’lane, Byzz und der Gargoyle kommunizierten. Nur der Vampir redete ab und zu, ansonsten lief das Gespräch mental ab. Innerhalb von Sekunden hatten sie Informationen ausgetauscht.
Ny’lane wandte sich ihr zu. „Cira rief mich an und bat um Hilfe bei der Suche nach Jonas. Ich befahl ihr, in ihrer Wohnung zu bleiben, nicht zum Schloss zu fahren oder ihm auf eigene Faust nachzujagen. Weibsbilder! Sie hat ihr Handy abgeschaltet.“
Byzzarus legte ihr den Arm um die Hüften. „Nyl kommt direkt von den Bahamas. Dank Elassarius“, er blickte zu dem Gargoyle auf, „wissen wir, wo er Cira vor anderthalb Tagen hingeschickt hat. Ohne Wagen sind wir schneller.“ Er strich ihr über das Haar und löste sich in Nichts auf.
Die in Abschnitte rasierten Brauen beugten sich bis dicht vor ihr Gesicht, sodass Amy die Luft anhielt. „Ich finde Jonas auf jeden Fall, wenn ich näher an ihm dran bin. Cira wird bei ihm sein. Du fährst mein Auto. Dein Ziel ist das ‚Jenny Rose‘ an der Hauptkreuzung zur Calico-Silberstadt. Beeil dich!“ Er warf ihr die Schlüssel des Pick-ups zu und verschwand in der Dunkelheit der Nacht.
Amy zog ihre Handtasche aus dem Mini, schwang sich auf den hohen Sitz des Silverado und holte alles aus dem schwarzen Ungetüm heraus, während sie die Daten in den Navigator eintippte. Wenn die beiden Cira und Jonas nur rechtzeitig fanden …
Jonas hatte mich bisher in der Gestalt des Gargoyles nicht gespürt. Er befand sich einerseits in Trance, da er versuchte, seine Blutgier unter Kontrolle zu halten, andererseits schützte mich meine dreifache Macht, als ich den Arm ausstreckte und ihm eine irre Dosis Narkotikum in die Halsvene jagte. Der Vampir durchbrach die Starre, riss erschreckt die Augen und den grässlichen Mund auf und seine Reißzähne durchdrangen meinen Hals – ehe ich registrierte, dass er sich bewegt hatte – ehe er bemerkte, dass ich aus Stein war und keinen Tropfen Blut enthielt.
Ich lachte ausgiebig, bis der Blutsauger bewusstlos in der Finsternis der engen Höhle auf den Boden sank. Ich holte Jonas unter der Erde hervor und meine Helfer schafften ihn an einen nahen Ort, der für mein Vorhaben perfekt war. Wenn Cira oder Jonas sahen, wie der jeweils andere litt, würde mir schon einer verraten, wo sich der zweite Ring befand.
Ich beobachtete, wie Cira den Rand der Mojavewüste erreichte. Den Weg nach Calico, eine touristisch erschlossene Geisterstadt, in der vor über hundert Jahren Silber abgebaut worden war, fand selbst die kleine Menschenfrau. Es dauerte eine erdrückende Weile, bis ich Ciras Schnaufen wahrnahm. Sie kletterte den hinter der Hüttenstadt liegenden Geröllberg herauf. Es kam mir seltsam vor, dass sie suchen musste. Scheinbar wusste sie nicht, wo Jonas lag. Spürte sie die Verbindung nicht? Die Sonne und die Touris würden frühestens in einigen Stunden auftauchen, bis dahin erledigte sich hoffentlich alles.
Meine Nerven flatterten, als Cira endlich schweiß- und dreckverschmiert in die richtige Mine stolperte, ihrem Taschenlampenstrahl folgte. Ich hatte recht behalten, als ich Jonas erst nicht in tiefe Bewusstlosigkeit geschickt hatte, ihn nur sicher vergrub, damit er ausschließlich sie herlockte. Hauptsache, sie drehte nicht um, weil sie keinen Kontakt knüpfen konnte. Das lag wohl an der starken Dosis. Als sie zögerte, gab ich meinem Handlanger einen mentalen Stupser, aufzustöhnen, was sie veranlasste, nach Jonas zu rufen und voranzustürmen. Ich schickte das Helfertrio aus dem Schacht und verbarg mich im Schatten einer Nische. Ein Homo sapiens würde mich nicht erkennen, ich verschmolz mit einem Geröllfelsen.
Cira betrat die niedrige Höhle am Ende eines Stollens und blieb wie angewurzelt vor den dicken Gitterstäben stehen, hinterdenen Jonas auf dem Boden lag – leblos. Sie keuchte auf, wisperte heiser seinen Namen und ließ den Lichtstahl umherwandern. Als sie keine Gefahr sah, umklammerte sie die Eisenstäbe, die jeden Menschen, aber niemals einen Vampir aufhalten konnten. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Ich versuchte, den Blutsauger aus ihrer Sicht zu sehen. Uff, abgrundtief hässlich. Jonas hatte
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